Samstag, April 20, 2024
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Komet aus Zeit der Erdentstehung kehrt nach Milliarden Jahren tiefgekühlt zurück (Videos)

C/2014 S3 (PANSTARRS) – ein kryptisch-geheimnisvoller Name für einen mysteriösen Stein. Der gerade erst entdeckte Komet C/2014 S3 ist zwar im Vergleich zu anderen Kometen geradezu winzig, könnte dafür aber viele Geheimnisse in sich verbergen.

Für die Wissenschaftler ist der Stein aus der Vergangenheit jedenfalls eine kleine Sensation (Bild: Die Forscher vermuten, dass C/2014 S3 zur Zeit der Entstehung der Erde aus dem Sonnensystem geschleudert wurde und erst kürzlich wieder zurückgekehrt ist).

Astronomen haben ein einzigartiges Objekt entdeckt, das aus Materie aus dem inneren Sonnensystem zu bestehen und aus der Zeit zu stammen scheint, in der sich die Erde gebildet hat, und dann für Milliarden von Jahren weit von der Sonne entfernt in der Oortschen Wolke eingefroren worden ist.

Beobachtungen mit dem Very Large Telescope der ESO und dem Canada France Hawai`i Telescope zeigen, dass C/2014 S3 (PANSTARRS) das erste entdeckte Objekt ist, das sich auf einer Kometen-Umlaufbahn mit langer Umlaufdauer befindet und die Eigenschaften eines urzeitlichen Asteroiden aus dem inneren Sonnensystem besitzt.

Damit könnte es wichtige Anhaltspunkte liefern, wie sich das Sonnensystem gebildet hat.

In einer Studie, die heute in der Zeitschrift Science Advances veröffentlicht wird, kommen Erstautorin Karen Meech vom Institute for Astronomy der University of Hawai`i und ihre Kollegen zu dem Schluss, dass C/2014 S3 (PANSTARRS) sich zur selben Zeit wie die Erde in den inneren Bereichen des Sonnensystems gebildet hat, jedoch bereits in einem sehr frühen Stadium hinausgeschleudert wurde.

Seine Größe können die Wissenschaftler nur sehr vage schätzen. Der Asteroid hat einen Durchmesser zwischen 1 und 2,5 Kilometern. Seine Masse beträgt wohl etwa 12 Milliarden Tonnen (Asteroidenkollision: Doppeleinschlagskrater in Schweden entdeckt).

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(C/2014 S3 zeigt erstmals seine Oberfläche)

Ihre Beobachtungen deuten darauf hin, dass es sich eher um einen sehr alten Gesteinsbrocken handelt, als um einen zeitgenössischen Asteroiden, der sich verirrt hat.

Als solcher ist er einer der potentiellen Bausteine der Gesteinsplaneten wie die Erde, der aus dem inneren Sonnensystem vertrieben und für Milliarden von Jahren in der eisigen Umgebung der Oortschen Wolke konserviert wurde.

Karen Meech erläutert die unerwartete Beobachtung: „Wir kennen bereits unzählige Asteroiden, aber sie alle waren über Milliarden von Jahren hinweg der hohen Temperatur der Sonne ausgesetzt.

Hier haben wir den ersten Asteroiden, den wir beobachten konnten, der noch nicht in die Nähe der Sonne gekommen ist: Er wurde in der besten Tiefkühltruhe konserviert, die es gibt.“

C/2014 S4 (PANSTARRS) wurde ursprünglich vom Pan-STARRS-Teleskop als nur gering aktiver Komet entdeckt, der etwas mehr als doppelt so weit von der Sonne entfernt ist wie die Erde. Seine lange Umlaufdauer von derzeit etwa 860 Jahren legt nahe, dass sein Ursprung in der Oortschen Wolke zu finden ist und dass er erst vor vergleichsweise kurzer Zeit in eine Umlaufbahn geschubst wurde, die ihn näher an die Sonne heranbringt.

Das Team merkte sofort, dass C/2014 S3 (PANSTARRS) ungewöhnlich war, da er nicht den typischen Schweif hat, den die meisten Kometen mit langer Umlaufdauer besitzen, wenn sie der Sonne so nahe kommen. Daher wurde er fortan nach der gleichnamigen schwanzlosen Katze als Manx-Komet bezeichnet.

Innerhalb weniger Wochen nach seiner Entdeckung konnte das Team mit dem Very Large Telescope der ESO in Chile Spektren des äußerst lichtschwachen Objekts aufnehmen.

Genauere Untersuchungen des Lichts, das von C/2014 S3 (PANSTARRS) reflektiert wird, weisen darauf hin, dass es sich um einen klassischen S-Typ-Asteroiden handelt, die normalerweise im Inneren Asteroidengürtel zu finden sind (Komet mit Alkohol- und Zuckervorkommen wirft neues Licht auf Ursprung des Lebens).

Video:

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Er sieht nicht aus wie ein typischer Komet, bei denen man davon ausgeht, dass sie sich im äußeren Sonnensystem gebildet haben und mehr Eis als Gestein enthalten. Es scheint, als dass seine Materie nur eine sehr geringe Entwicklung durchlaufen hat, was ein Hinweis darauf ist, dass sie für eine sehr lange Zeit tiefgefroren war (Die mysteriösen schwimmenden Berge auf Pluto – neuer Planet in Sonnensystem entdeckt? (Videos)).

Die schwache kometenartige Aktivität, die C/2014 S3 (PANSTARRS) zugeschrieben wird und in Einklang mit der Sublimation von Wassereis steht, ist etwa eine Millionen Mal geringer als bei aktiven Kometen mit langer Umlaufdauer in vergleichbarer Entfernung zur Sonne.

Die Autoren schlussfolgern, dass dieses Objekt wahrscheinlich aus frischer Materie aus dem inneren Sonnensystem besteht, die in der Oortschen Wolke überdauern konnte und sich nun auf den Weg zurück in die inneren Bereiche des Sonnensystems macht (Dramatische Veränderungen in unserem Sonnensystem (Video)).

Etliche theoretische Modelle sind in der Lage, den Aufbau unseres Sonnensystems zu reproduzieren. Ein bedeutender Unterschied zwischen diesen Modellen besteht darin, was sie für die Objekte vorausberechnen, aus denen die Oortsche Wolke besteht.

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(So könnte C/2014 S3 aussehen)

Die verschiedenen Modelle prognostizieren aber erhebliche Unterschiede im Verhältnis von Eis- zu Gesteinsobjekten. Diese erstmalige Entdeckung eines Gesteinsobjekts aus der Oortschen Wolke ist somit ein wichtiger Test für die unterschiedlichen Vorhersagen der Modelle.

Die Autoren schätzen, dass Beobachtungen von 50-100 dieser Manx-Kometen notwendig sind, um zwischen den derzeitigen Modellen unterscheiden zu können, was neue Möglichkeit bei der Untersuchung der Ursprünge des Sonnensystems eröffnen würde (Wasser der Ozeane stammt nicht von Kometen).

Video:

Die Existenz dieser Oortschen Wolke wurde bisher nicht nachgewiesen. Astronomen gehen aber schon seit den 50er-Jahren davon aus, dass das Sonnensystem von einer Art Blase aus kleinen Eis-, Staub- und Gesteinsbrocken umgeben ist. Sie sollen bei der Entstehung des Sonnensystems und der Formung der Planeten übrig geblieben sein.

Es gebe unterschiedliche Modelle, die die Beschaffenheit der Oortschen Wolke simulieren. Der aktuelle Fund soll helfen herauszufinden, welches dieser Modelle der Wahrheit am Nächsten kommt. Allerdings brauche es mindestens 50 Rückkehrer wie C/2014 S3 (PANSTARRS), um genau sagen zu können, welches Modell zutreffe.

Die Forscher hoffen, dass die chemische Zusammensetzung des Kometen zum Beispiel Hinweise darauf geben könnte, wie das Wasser auf die Erde gekommen ist. Oder wie die Planeten genau entstanden sind.

Ko-Autor Olivier Hainaut von der ESO in Garching schlussfolgert weiter: „Wir haben den ersten Gesteinskometen gefunden, und wir suchen nach weiteren. Abhängig davon, wie viele wir finden, wird uns das Aufschluss darüber geben, ob die Gasplaneten als sie jung waren quer durchs Sonnensystem getanzt sind oder ob sie leise aufgewachsen sind, ohne sich groß zu bewegen.“ (Elektrisches Plasma vs. Big Bang Universum (Video))

Literatur:

Zurück vor den Urknall: Die ganze Geschichte des Universums von Martin Bojowald

Die unglaubliche Reise ins Universum (Die „Universum“-Reihe (Kinderbücher), Band 2) vonLucy Hawking

Die Entschlüsselung des Universums: Der Schlüssel kam zur rechten Zeit von Nassim Haramein

Nachbarn im Kosmos. Leben und Lebensmöglichkeiten im Universum von Carl Sagan

Quellen: PublicDomain/chip.de/n24.de/eso.org am 02.05.2016

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