Freitag, März 29, 2024
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Airbus-Absturz: Lufthansa hat Behörde nicht über Depression informiert


Das deutsche Luftfahrtbundesamt hatte keine Informationen zur Krankheit des Copiloten

Marseille – Der medizinische Dienst der Lufthansa hat das deutsche Luftfahrtbundesamt einem Zeitungsbericht zufolge nicht über die abgeklungene schwere Depression des Copiloten der in Frankreich abgestürzten Germanwings-Maschine

informiert.

Wie die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf eine schriftliche Stellungnahme des Luftfahrtbundesamtes berichtet, hatte die Behörde in Braunschweig bis zur Akteneinsicht beim Aeromedical Center der Lufthansa in Frankfurt in Main am 27. März "keinerlei

Informationen über die medizinischen Hintergründe".

Der Copilot Andreas L. hatte den Germanwings-Airbus den bisherigen Ermittlungsergebnissen zufolge am 24. März auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf bewusst in einen Berg in den französischen Alpen gesteuert, um sich das Leben zu nehmen. Dabei kamen 150 Menschen ums Leben. Schnell wurde bekannt, dass der 27-jährige L. bereits wegen schwerer psychischer Probleme mit Suizidgefahr behandelt worden war.

Ärzte hätten Luftfahrtbundesamt informieren müssen

Laut der "Welt am Sonntag" hätten die Lufthansa-Ärzte, die den Copiloten in den Jahren von 2009 bis 2014 untersuchten, das Luftfahrtbundesamt darüber informieren müssen. Ein Flugmediziner müsse seit April 2013 bei schweren Krankheiten wie einer Depression den Fall an die Aufsichtsbehörde verweisen. Seitdem habe es noch zwei Tauglichkeitsprüfungen gegeben, und zwar im Sommer 2013 und 2014.

Laut "Welt am Sonntag" gab es in der Lizenz des Copiloten zudem einen sogenannten SIC-Vermerk, der vorschreibt, dass der untersuchende Arzt die lizenzvergebende Behörde kontaktieren muss. Das war aber nicht geschehen, wie das Luftfahrtbundesamt auf Anfrage der Zeitung bestätigte. Die Lufthansa wollte sich zu dem Fall nicht äußern und verwies auf staatsanwaltschaftliche Ermittlungen, die vom Unternehmen natürlich voll unterstützt würden.

Seit 2009 hätten die Lufthansa-Ärzte in den unternehmenseigenen Aeromedical Centern in Frankfurt am Main und München insgesamt sechs Mal die Tauglichkeit von Andreas L. bestätigt, schreibt die "Welt am Sonntag". 2009 sei zusätzlich zum gewöhnlichen Test auch ein psychiatrisches Gutachten erstellt worden. Weitere derartige Gutachten seien aber nicht eingeholt worden.

Einsatzkräfte suchen nach Habseligkeiten der Opfer

Eineinhalb Wochen nach dem Absturz des Airbus haben die Ermittler die Suche nach Opfern eingestellt. Die Suche nach persönlichen Habseligkeiten der 150 Getöteten gehe jedoch weiter, sagte ein Sprecher der örtlichen Behörden am Samstag. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Marseille wurden etwa zahlreiche Handys gefunden. Die Ermittler haben an der Absturzstelle 150 DNA-Sätze gesichert, mit deren Hilfe die Identifizierung aller Opfer in den kommenden Wochen gelingen soll.

Die Lufthansa hat den Behörden zufolge auch Spezialisten mit der Bergung der Wrackteile beauftragt. Für schweres Bergungsgerät hatten die französischen Behörden eigens einen improvisierten Weg für Geländefahrzeuge zu dem sonst nur zu Fuß oder per Hubschrauber erreichbaren Ort des Absturzes präparieren lassen. Die Lufthansa hat bereits eine Spezialfirma damit beauftragt, das Gelände zu reinigen. Auch diese Arbeiten sollen unter Aufsicht von Staatsanwaltschaft und französischen Behörden erfolgen.

Laut Präfektur wird aus der Unglücksregion kommendes Wasser überwacht. Bisher gebe es keine Hinweise auf eine Belastung der Umwelt. Für den Fall von Regenfällen seien zur Sicherheit Filtersperren errichtet.

(APA/Reuters, 5.4.2015)

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