Donnerstag, April 25, 2024
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Amazonas-Ureinwohner haben die gesündesten Arterien

Eine aktuelle Studie hat ergeben, dass das indigene Volk der Tsimané die gesündesten Arterien besitzen, die bislang an Menschengruppen registriert wurden.

Trotz eines Lebens in eines der weltweit gefährlichsten Umge- bungen, scheinen die Tsimané im bolivianischen Amazonas-Regenwald die niedrigste vaskuläre Alterung auf unserem Pla- neten aufzuweisen. Wie die US-Wissenschaftler der University of New Mexico im Fachjournal The Lancet berichten, leiden die Stammesangehörige der Tsimané fünfmal seltener an Arterien-verkalkung als beispielsweise US-Amerikaner. Die Blutgefäße eines 80-jährigen Ureinwohners haben im Schnitt die Geschmei-digkeit eines mittfünfzigjährigen US-Amerikaners und zeigen kaum Anzeichen von Arteriosklerose (Arterienverkalkung).

Die Forscher hatten für ihre Studie insgesamt 705 ältere Stammesmitglieder untersucht und sowohl Computer-Tomo- graphische Aufnahmen ihrer Arterien gemacht als auch die Cholesterin-, Blutzucker- und Blutdruck-Werte gemessen. Dabei zeigte sich, dass bei 85 Prozent der 40- bis 94-jährigen Untersuchten keinerlei Herzkrankheits-Risiken festzustellen waren – bei US-Amerikanern im vergleichbaren Alter liegt die Quote lediglich bei 14 Prozent.

Als wesentlicher Grund wird die gesunde Ernährung der Amazonas-Ureinwohner angegeben, die zu 72 Prozent aus Kohlehydraten und Ballaststoffen in Form von Reis, Früchten, Kochbananen, Maniok, Mais, und Nüssen besteht. Zudem stehen nur 14 Prozent Fett sowie Proteine durch Fleisch und Fisch auf ihrem Speiseplan. Als einen zusätzlichen positiven Faktor wird gewertet, das kaum ein Tsimané raucht und sich aber dafür viel mehr bewegen als andere Menschengruppen.

Allerdings haben die Wissenschaftler bei über der Hälfte der untersuchten Tsimané erhöhte Entzündungswerte festgestellt, die nach konventioneller Ansicht das Risiko für Entzündungen und Herzerkrankungen erhöhen. „Doch waren die Entzündungen, die bei den Tsimané verbreitet waren, nicht mit einem erhöhten Risiko von Herzerkrankungen verbunden und könnten stattdessen das Ergebnis hoher Infektionsraten sein“, sagte der an der Studie beteiligte Professor Randall Thompson.

Leider erreichen die negativen Einflüsse der modernen Zivili-sation nach und nach die indigenen Völker des Amazonas-gebietes und auch bei den Tsimané ist ein Wandel bemerkbar. „In den vergangenen fünf Jahren haben neue Straßen und die Einführung motorisierter Kanus den Zugang zur nahen Marktstadt, wo Zucker und Speiseöl zu kaufen sind, dramatisch erhöht. Dies führt zu großen wirtschaftlichen und ernährungsbedingten Veränderungen für die Tsimané“, erklärte Co-Autor Dr. Ben Trumble.

© Fernando Calvo  https://terra-mystica.jimdo.com/biologie-medizin-psychologie/amazonas-ureinwohner-haben-die-ges%C3%BCndesten-arterien/

Foto: Gleilson Miranda, Governo do Acre/Wikipedia

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