Freitag, April 19, 2024
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»Atlantropa« – Der geplante, künstliche Superkontinent

Ein deutscher Architekt hatte in den 1920er-Jahren Pläne vorgelegt, das Mittelmeer trocken zu legen und dadurch Afrika und Europa zu einem Superkontinent entstehen zu lassen.

Kaum jemand kennt diese unglaubliche Geschichte aber tatsächlich hatte der als Regierungsbaumeister tätige deutsche Architekt Herman Sörgel konkrete Pläne erstellt und ernsthaft vor, das gesamte Mittelmeer sowohl vom Atlantik als auch vom Schwarzen Meer abzutrennen und großflächig verdunsten lassen. Auf diese Weise wollte er aus Europa und Afrika einen neuen, riesigen Kontinent namens »Atlantropa« entstehen lassen. Um seine Vision umzusetzen, beabsichtigte er, einen gigantischen Staudamm in der Meerenge von Gibraltar zu errichten und gründete zu diesem Zweck im Jahre 1928 das Atlantropa-Institut in München.

Übersichtskarte der Wasserkraft- und Landgewinnungsprojekte Atlantropas

Übersichtskarte der Wasserkraft- und Landgewinnungsprojekte Atlantropas

Die Gründe für den Pazifisten Sörgel, diesen Superkontinenten erschaffen zu wollen, waren politischer Natur, denn er war davon überzeugt, dass es in naher Zukunft nur noch drei wirtschaftspolitische Machtblöcke geben werden: Amerika, Europa und Asien. Afrika würde geopolitisch dann ausgegrenzt werden, weil es sich sowohl technisch als auch zivilisatorisch zu sehr unterscheidet und nur  noch  als  Rohstofflieferant  interes-

sant wäre. Nur durch tiefgreifende Bindung und Kooperation mit Europa wäre Afrika dann in der Lage, weiterhin bestehen zu können.

Kernspaltung verhindert das Atlantrop-Projekt

Da Herman Sörgel von dem Eroberungskrieg des Deutschen Reiches im Osten nicht begeistert war und offen publizierte, dass man Konflikte auch ohne Waffen lösen könnte, sorgte er für Spannungen zwischen seinem Verhältnis zu Hitler. Und so zog sich der Diktator nach anfänglichem Interesse schnell wieder von dem Atlantropa-Projekt zurück und belegte Sörgel 1933 sogar mit einem Berufsverbot. Allerdings veränderte sich die Situation nach dem Dritten Weltkrieg und seine Pläne standen erneut zur Diskussion, denn er konnte die Entscheidungsträger überzeugen, dass der Mega-Staudamm eine Garantie wäre, um ganz Atlantropa mit Energie versorgen zu können. Sogar in den Vereinigten Staaten wurde man auf ihn aufmerksam und begann, die Machbarkeit sowie Effizienz seines Projektes genauer unter die Lupe zu nehmen. Bevor man jedoch das Staudamm-Projekt an der Straße von Gibraltar ernsthaft in Angriff nehmen und realisieren konnte, wurde eine viel effizientere und weniger aufwendige Energiequelle entdeckt: Die Kernkraft. Und so verschwanden Sörgels Pläne – und der Superkontinent Atlantropa – wieder in die Versenkung.

Sörgel starb am 25. Dezember 1952 an den Folgen eines schweren Verkehrsunfalls, der nie aufgeklärt werden konnte. Er war mit seinem Fahrrad auf dem Weg zu einem Vortrag in der Münchner Prinzregentenstraße unterwegs gewesen, als ihn ein Auto erfasste und tödlich verletzte.

© Fernando Calvo, Fotos: Devilm25, Wikipedia

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