Freitag, April 19, 2024
StartPolitikKonflikteAuf Syrien folgt Afrika: Pentagons Schattenkrieger sind auf dem Vormarsch

Auf Syrien folgt Afrika: Pentagons Schattenkrieger sind auf dem Vormarsch

In Afrika brodelt es. Irgendwo auf dem afrikanischen Kontinent gibt es immer einen Bürgerkrieg, Terrorbanden oder Warlords nehmen ganze Staaten unter ihre Kontrolle. Da schreibt die „New York Times“, dass es in Westafrika in den Jahren 2015 bis 2017 mindestens ein Dutzend Angriffe auf US-Sondereinheiten gab, über die bislang niemand berichtete.

Die Special Forces der USA sind in Afrika seit langem aktiv. Was die Sondereinheiten auf dem afrikanischen Kontinent treiben, daraus macht das Pentagon kein Geheimnis. Es sind Aufklärungsmissionen, Blitzoffensiven, Geiselbefreiungen, Anti-Terror-Einsätze und natürlich Unterstützungen in Sicherheitsbelangen.

„Beraten, betreuen und begleiten“ heißen solche Missionen im Fachjargon des US-Militärs. Warum soll man auch nicht helfen, wenn eine Staatsführung die Mittel hat, die Einsätze der Spezialkräfte aus Übersee zu bezahlen? Hochspezialisierte Kampfexperten sind schließlich ein ebenso begehrtes Gut wie tragbare Panzer- oder Flugabwehrwaffen.

Es gibt sogar ein nebulöses Gesetz – die sog. Section 127e – das den Green Berets, den Rangers und den Navy SEALs Einsätze im Ausland nicht nur erlaubt, sondern laut der Zeitung „Politico“ geradezu vorschreibt.

Polizisten auf den Straßen von Bangui, Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik, während der Wahlkampagne 2016 (Archivbild)
© AFP 2018 / Issouf Sanogo  Russland besetzt Afrika kampflos
Fast schon selbstverständlich ist da die Teilnahme der US-Spezialkräfte an allerlei Übungen, Manövern und „Kriegsspielen“: In der EU ist das möglich, in der Ukraine ebenso – warum dann nicht auch in Afrika?Enden die Missionen erfolgreich (und so enden sie meistens) erfährt die Öffentlichkeit nichts davon. Laut „New York Times“ waren die Sondertruppen des Pentagons letztes Jahr in 133 Ländern der Welt im Einsatz. Die Zahl ist nicht aus der Luft gegriffen, sondern von der Zentrale bereitgestellt worden, die die Sondereinsätze der USA koordiniert und befehligt: dem US Special Operations Command (USSOCOM).

Angaben darüber, dass die Zahl der Einsätze zurückgeht, sind nicht bekannt. Durch eine einfache Internetrecherche kann ermittelt werden, wie viele Einsatzkräfte dem USSOCOM unterstehen. Die Zahl ist imposant: Mehr als 70.000 Soldaten plus die Reservisten und die Nationalgarde – macht alles in allem circa 100.000 Mann.

Soldat der somalischen Armee an einem Maschinengewehr
© AFP 2018 / Mohamed Abdiwahab – Soldat der somalischen Armee an einem Maschinengewehr

Ein paar Beispiele aus dem Alltag dieser Leute. Im Februar dieses Jahres trainierten US-Rangers in Deutschland Kampfeinsätze zur Winterszeit. Eine ähnliche Mission übten im Februar-März die Green Berets in Schweden. Und im April waren die „Greens“ dann auch schon in Afrika, um gemeinsam mit den Streitkräften Nigerias, Malis, Polens, Spaniens und Portugals am „Flintrock“ teilzunehmen, dem größten Manöver für Sondereinsatzkräfte in der Region.

Auf die Theorie folgte einen Monat später die Praxis: Die Green Berets halfen afghanischen Truppen bei einer Nachtaktion in der Provinz Nangarhar. Bei dem Feuergefecht soll ein IS-Anführer* getötet worden sein.

Soldaten auf den Straßen von Monrovia (Archivbild)
© AP Photo / Abbas Dulleh

Überhaupt schonen die Schattenkrieger des Pentagons bei ihren Einsätzen weder sich noch ihre Waffen. Im vergangenen Mai fand die alljährliche Zeremonie zu Ehren der Special Forces statt, wobei allein die Green Berets mit rund 60 Tapferkeitsmedaillen ausgezeichnet wurden, darunter 20 Bronze- und vier Silbersterne, die dritthöchste Auszeichnung in der US-Armee.

Die Navy SEALs, die Spezialkräfte der US-Marine, stehen ihren Landkollegen in nichts nach. Mehr als 1.000 SEALs sind in 35 Ländern im Einsatz, sagte General Tim Szymanski, der die maritimen Sonderkommandos befehligt. Rund 3.000 Kampfmissionen hätten die „Seehunde“ in den vergangenen zwei Jahren bewältigt, hieß es bei der besagten Medaillenverleihung.

Beeindruckend ist auch die Reichweite der Einsätze der Navy SEALs: Von Thailand bis Nordafrika erledigen sie Aufträge. Der afrikanische Kontinent entwickelt sich in Hinsicht auf die Stationierung von US-Spezialtruppen besonders rasant.

Trainingsplatz der US-Spezialeinheit in Dschibuti
© Foto: U.S. Air Force/ Tech. Sgt. Larry E. Reid Jr.  Trainingsplatz der US-Spezialeinheit in Dschibuti

Gerademal ein Prozent aller Special Forces war 2006 in Afrika eingesetzt – 2016 waren es bereits 17 Prozent. Das sind rund 2.000 Kämpfer, verteilt auf 20 afrikanische Staaten. Nirgendwo, außer im Nahen Osten, sind es mehr.

Über deren Einsatzzweck sagte Verteidigungsminister James Mattis im Januar:

„Wir werden weiterhin den Kampf gegen den Terror betreiben. Aber im Fokus der US-Nationalinteressen steht derzeit der Wettkampf der Großmächte, nicht der Terrorismus.“

Wohl deshalb wird 2018 für das USSOCOM ein Rekordjahr hinsichtlich der Mannstärke und der Ausweitung der weltweiten Präsenz: In 17 weiteren Ländern sollen die Special Forces stationiert werden. Warum nun ausgerechnet die Green Berets und die Navy SEALs für die nationale Sicherheit der USA sorgen müssen, ist eine seit langem unbeantwortete Frage.

Offensichtlich können die Vereinigten Staaten – mit Ausnahme Syriens – eher auf militärische als auf diplomatische Erfolge setzen. Und wo die Diplomaten versagen, da ziehen die Sondertruppen in den Kampf. Als Bestätigung dafür dienen die Einsätze der Special Forces in Afghanistan, Kamerun, Irak, Kenia, Libya, Mauretanien, Mali, Niger, Somalia, Syrien, Tunesien und Jemen. Fast drei Viertel dieser Länder befinden sich in Afrika.

*  IS – Organisation, deren Tätigkeit in Russland gerichtlich verboten ist

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