Laute Schreie eines Mädchens lassen Böses ahnen, doch die Retter sind nicht weit: Rasch zerren sie zu dritt den fremden Mann von der jungen Frau, die hinter dem Bahnhofgebäude auf dem Boden liegt.
Freitagabend, 13. Oktober 2017, gegen 21.00 Uhr: Ein Mann kommt in das Bahnhofsgebäude in Balingen und ruft dem Bahnhofeigentümer Peter Seifert zu:
Peter, da draußen wird jemand vergewaltigt!“
Mehrere Personen stürmen nach draußen, hinter das Bahnhofsgebäude und sehen ein Mädchen am Boden liegen, das laut um Hilfe schreit. Auf ihr befindet sich ein Mann in eindeutiger Position.
Zu dritt haben wir ihn weggerissen und die Polizei verständigt.“
(Peter Seifert, Bahnhofseigentümer, Balingen)
Dann alarmierten sie die Polizei, die bald schon anrückte, so der „Schwarzwälder Bote“.
Der Sex-Täter wird gleich mitgenommen und das Opfer – in völlig verstörtem Zustand – vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht.
Auch zwei Zeugen nimmt die Polizei zur Vernehmung mit. Darunter befindet sich der Mann, der den Übergriff zuerst bemerkt hatte und eine Frau, die sich anschließend um das verängstigte Opfer gekümmert hatte.
Zeugenaufruf!
Nach den bisherigen Erkenntnissen soll es einen weiteren Zeugen geben, der das Opfer und den Beschuldigten im engeren zeitlichen Bezug zur Tat angesprochen haben soll.“
(Kripo Balingen)
Versuchte Vergewaltigung
Bezüglich des Alters des Opfers hält sich die Polizei bedeckt:
Nähere Ausführungen können aus Gründen des Opferschutzes sowie aus ermittlungstaktischen Erwägungen nicht bekannt gegeben werden.“
Jedoch berichtet der „Zollern-Alb-Kurier“, dass es sich um eine 17-jährige Jugendliche gehandelt habe. Der 26-Jährige habe sie gegen ihren Willen geküsst und versucht auszuziehen. Weiteres zur Tat wurde nicht berichtet.
Die zuständige Staatsanwaltschaft Hechingen ermittelt wegen sexueller Nötigung mit vorsätzlicher Körperverletzung
Er bestreitet die Vorwürfe und es gilt zunächst die Unschuldsvermutung, aber es besteht der dringende Tatverdacht gegen ihn.“
(Jens Gruhl, Leiter der Staatsanwaltschaft)
Der Leitende Oberstaatsanwalt bestätigte zudem dem „Schwarzwälder Boten“ die Verhaftung eines 26-jährigen Mannes aus Somalia. Der Mann hatte am selben Abend bereits die Zeche in einer Gaststätte geprellt und wurde deshalb von der Polizei kontrolliert. Der Wirt verzichtete auf eine Anzeige, weshalb der Fremde wieder laufen gelassen wurde.
Am Dienstag wurde dann von den Behörden der Tatverdacht der versuchten Vergewaltigung eingeräumt, wie Polizeisprecher Michael Aschenbrenner dem „ZAK“ bestätigte.
Kein Verschweigen seitens der Polizei
Im Internet wurden zwischenzeitlich Vorwürfe laut, dass die Polizei den Fall habe verschweigen wollen. Dazu erklärte Pressesprecher Aschenbrunner:
Die Polizei darf mit einem Fall, bei dem das Opfer minderjährig ist, grundsätzlich nicht aus eigenen Stücken an die Öffentlichkeit. Anders hätte das ausgesehen, wenn Gefahr für die Bevölkerung bestanden hätte, der Tatverdächtige etwa nach dem Übergriff flüchtig gewesen wäre.“
(Michael Aschenbrenner, PP Tuttlingen)
Den Rettern mit Blumen gedankt
Nach dem Vorfall kam die Mutter des jungen Opfers zu Bahnhofseigentümer Seifert, um sich mit Blumen für die Rettung ihrer Tochter zu bedanken.
Wie sich herausstellte, hatte das Mädchen sich mit einem Freund auf dem Bahnsteig verabredet. Doch zuvor wurde sie von dem 26-jährigen Somalier abgepasst. Als die Verabredung dann verspätet ankam, war die Polizei schon vor Ort.
Derzeit sei die junge Frau in psychologischer Betreuung, so der Seifert, der auch völlig fertig ist:
Wir haben auf dem Bahnsteig kein dunkles Eck“, sagt er, „da sind überall Lampen. An so einer Stelle vergewaltigt zu werden – das ist die Oberhärte!“
(Peter Seifert)
Beitragsbild: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images
