Samstag, April 20, 2024
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Bargeldverbot nach Griechenlandpleite?

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Aus der Hochfinanzwelt hört man seit mehreren Monaten, dass ein Bargeldverbot dort also große Chance und ein in Zukunft durchzusetzendes politisches Projekt gilt. Mehrere europäische Länder befinden sich bereits schrittweise auf dem Weg zur  Abschaffung des Bargelds mittels Obergrenzen. Doch die Frage bleibt, ob es ein solches Verbot in Zukunft kommen wird. Die Griechenland-Krise könnte als

Kickstarter für die Umsetzung sein.

Eine gefragte Idee

„Der nordrhein-westfälische Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) fordert eine Obergrenze für das Bezahlen mit Bargeld. So sollen Schwarzgeldgeschäfte und

Steuerhinterziehung unterbunden werden. Andere Länder hätten solche Höchstgrenzen bereits, sagte Walter-Borjans am Freitag in Düsseldorf. Er verwies auf Italien, wo es seit längerem eine Obergrenze für Bargeschäfte von 1000 Euro gebe. In Frankreich solle dieses Limit auf 1000 Euro herabgesetzt werden. Wegen der anderen „Bezahlkultur“ in Deutschland müsste die Grenze höher liegen, etwa bei 2000 oder 3000 Euro. Über diesen Betrag hinaus mache die Barzahlung skeptisch.“ so DWN.

Forderungen in dieser Richtung gibt es schon länger. Larry Summers, 1991 bis 1993 Chefökonom der Weltbank anschließend Finanzminister der Clinton-Regierung, forderte bereits 2013 ganz offen die „Abschaffung des Bargelds“. In einer Rede vor dem IWF-Wirtschaftsforum im November begründet er das unter anderem mit einer vermeintlich eintretenden „massiven Nachfrage-Erhöhung“. Ein verirrter Ökonom auf Irrwegen? Keineswegs. Der einflussreiche Summers steht keinesfalls alleine da. Kenneth Rogoff, noch ein US-Ökonom aus Harvard, früher beim Internationalen Währungsfonds tätig und – rein zufällig wohl – ebenfalls Mitglied im Council on Foreign Relations, hat rund ein Jahr nach Summers Auftritt in dieselbe Kerbe geschlagen. Auch er Chefökonomen der Citigroup, Willem Buiter, ist ein dezidierter Befürworter der Bargeldabschaffung. Buiter sieht aber, dass Bargeld vor allem von Ärmeren und Älteren genutzt wird. Um die nicht ganz zu verprellen, schlägt er vor, nur noch Scheine mit kleinem Nennwert bis zu Fünf-Dollar auszugeben – immerhin.

 

Aus den – durchaus einflussreichen – Forderungen wird nun teilweise Realität. Den Anfang macht Frankreich mit einer eher minimalen Einschränkung im vermeintlichen Kampf gegen den Terrorismus.  Von September an dürfen nur noch maximal 1.000 Euro in barer Münze bezahlt werden. Das kündigte der französische Finanzminister Michel Sapin vor einigen Wochen an. „Große Geldflüsse“ sollten systematisch überwacht werden, sagte Sapin der Zeitung „Le Parisien“. Dafür sollen Banken sämtliche auffälligen Geldbewegungen bei den zuständigen Stellen melden.Auch Griechenland plant offenbar Bargeldzahlungen einzuschränken. Transaktionen über 70 Euro sollen nur noch mit Karte erfolgen dürfen. Begründet wird das mit dem Kampf gegen Steuerhinterziehung. Die JPMorgan Chase will in den Schließfächern und Tresoren ihrer Kunden kein Bargeld mehr akzeptieren. Außerdem müssen Tankstellen, Restaurants und kleine Läden in Dänemark bald kein Bargeld mehr annehmen. Die Notenbank Dänemarks hat bereits angekündigt, dass sie von Ende 2016 an mangels Nachfrage keine neuen Banknoten mehr drucken will.

Griechenland als Kickstart

Wie zu erkennen ist, gibt es also bereits Schritte und Forderungen, die in diese Richtung deuten. Ein wirkliches Verbot auf europäischer Ebene gibt es aber noch nicht, geschweigedenn in Deutschland, wo die Menschen stark am physischen Geld hängen. Ist eine solche Abschaffung also überhaupt denkbar?

Wer die Griechenland-Krise der vergangenen Monate mitverfolgt hat, kommt zu dem Schluss: Ja, und wie! Denn als die griechische Syriza-Regierung de facto über keine Liquidität mehr verfügte, weil die Hilfspaket-Verhandlungen mit den Euro-Ländern stockten, musste in Griechenland der Finanzverkehr drastisch eingeschränkt werden. Banken wurden geschlossen. Überweisungen ins Ausland waren nur noch bedingt möglich. Aber vor allem: Die Bargeldauszahlung wurde stark begrenz. Zeitweise auf wenige Euro. Der Grund liegt nahe: Die griechischen banken verfügten nicht über genügend Geldreserven um alle Spareinlagen auszuzahlen. Wäre es nicht zu einer europäisch-griechischen Einigung gekommen, wäre der Bankensektor wohl vollkommen zusammengebrochen.

Mit einer Pleite Griechenlands, die ja immer noch im Raum steht, und auch über die nächsten Jahre nicht an Wahrscheinlichkeit verlieren wird, würde auch der europäische Bankensektor ins Rudern kommen. Auf den Finanzmärkten würde wieder großes Misstrauen gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung ausbrechen und auch in Deutschland würde ein „Bank-Run“ stattfinden. Aber auch hier wären die Spareinlagen nicht vollkommen auszuzahlen und der Bargeldverkehr müsste beschränkt werden. Um dann einerseits Negativzinsen durchzusetzen und andererseits die deutschen und europäischen Banken nicht ins Wanken zu bringen, würde ein Bargeldverbot an Popularität in den herrschenden politischen Kreisen gewinnen – und eine Begründung hätte man, im Gegensatz zur aktuellen Situation, auch.

 

Die Folgen

Ein solches Verbot hätte massive Auswirkungen auf die Freiheit der Bürger Konkret wäre die Bevölkerung vollkommen gläsern gegenüber Banken, zu denen er fortan zwangsweise gehen müsste, und auch gegenüber Behörden. Außerdem wäre eine Enteignung mittels negativ Zinsen leicht durchzusetzen. Desweiteren wäre die Möglichkeit eines Bank-Run, der mittlerweile den Generalstreik als wirkungsvollstes Massenprotestmittel abgelöst hat, völlig unmöglich. Lesen Sie hier mehr über die Folgen eines Bargeldverbots: „NEOPresse: Das Bargeldverbot droht

Verteiler: Neopresse

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