Dienstag, April 16, 2024
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Bereiten sich Gemeinden heimlich auf künftige Blackouts im Stromnetz vor?

Gibt es inzwischen eine heimliche Anordnung der Bayerischen Landesregierung, für Stromnot und Unterstützung zunehmend instabiler Netze durch Lastmanagement selbst vorzusorgen?

Eine Lokalausgabe der Nordbayerischen Nachrichten brachte am 1. August unter „Kurz Berichtet“ eine Meldung:

Zeitung: Stromaggregat für alle Fälle: Die Gemeinde Wilhermsdorf hat sich für 64.000 EUR ein neues Stromaggregat von 80 Kilowatt Anschlussleistung angeschafft. Der Bürgermeister begründete diese Anschaffung „Damit soll ein sogenanntes Lastmanagement möglich sein: Gibt es im Stromnetz zu wenig Leistung, so lasse sich die in Zukunft zuführen“. Er erwähnte auch zusätzliche Nutzungen, zum Beispiel, dass das Stromaggregat noch „im Katastrophenfall nutzbar“ sei und für Veranstaltungen im Freien Strom produzieren könnte.

Als interessierter Bürger hat der Autor natürlich sofort nachgefragt, warum eine Gemeinde ein nicht ganz billiges Notstromaggregat für Lastmanagementzwecke beschafft. Der Bürgermeister, welcher die wichtige Information doch höchst selbst in die Zeitung brachte und dieser erklärte, fand ein solches Interesse eines „beliebigen“ Bürgers jedoch äußert ungehörig und antwortete:

Markt Wilhermsdorf, 1. Bürgermeister: Warum sollen wir eine Anschaffung, die in der Gemeinde Wilhermsdorf getätigt wird rechtfertigen und erläutern? Welchen Bezug hat Ihr Interesse gegenüber der Gemeinde Wilhermsdorf?

Da der Autor dem Bürgermeister den „Bezug seines Interesses gegenüber der Gemeinde Wilhermsdorf“ nicht mehr darlegen wollte, ist es leider nicht möglich, Genaueres zu berichten und gezwungen etwas zu fabulieren (Krisenvorsorge: Dauer-Stromausfall – Energie einfach und günstig selbst produzieren).

  • Die Marktgemeinde verkündet nach eigener Homepage „Im Landkreis Fürth ist die Gemeinde Spitzenreiter, was die Gewinnung umweltfreundlicher Enenergie betrifft“. Anm.: Die „Enenergie“ ist dort so geschrieben. Das soll sicher auf deren besondere Bedeutung hinweisen. Vielleicht legt man deshalb Wert auf ein gutes Notstrom-Aggregat.
  • Die Anschlussleistung reicht nicht aus, um zwei E-Autos „Reichweitenangst-frei“ zu laden, leider dann wohl auch noch mit Öl oder vielleicht doch Biodiesel. Dafür ist es also nicht verwendbar.
  • Allerdings lassen sich an der Gemeindegrenze wegen Strommangel liegen gebliebene E-Autos schon schnell so weit laden, dass diese die heimische Garage oder kostenlose E-Tankstelle des Marktes erreichen können – eine ganz bestimmt zukunftsweisende und immer häufiger benötigte Verwendung. Damit wäre der Markt bei der Unterstützung seiner Bürger ganz vorne dran.
  • Sollte die Gemeinde daran denken, damit am Regelenergiemarkt durch Lastmanagement teil zu nehmen, würde es das EEG aufgrund der Verwendung von Öl karikieren (außer es wird reiner Biodisel – der inzwischen aber auch nicht mehr unumstritten ist verwendet). Lohnen dürfte es sich sowieso nicht.
  • Der Markt Wilhermsdorf hat 5.000 Einwohner. Das Aggregat kann damit jedem Einwohner eine Leistung von 16 Watt „zuführen“. Gut, mit 16 Watt lässt sich mittels LED-Lampen ganz schön viel Licht erzeugen.
  • Bleibt nur noch eine heimliche Anordnung der Bayerischen Landesregierung, für Stromnot und Unterstützung zunehmend unstabiler Netze durch Lastmanagement selbst vorzusorgen.
  • Oder die Begründung war einfach vorgeschoben, weil die wirklichen Verwendungen sonst nicht genehmigt worden wären.


De Maizière warnt vor einem Angriff auf das Stromnetz – das wären die drastischen Folgen

Es ist ein mögliches Szenario: Infolge eines Terrorangriffs oder einer Naturkatastrophe bricht in Deutschland die Stromversorgung zusammen – und das über mehrere Tage. Blackout.

Die Bundesregierung will Deutschland für diesen Fall besser wappnen. Denn von allen Katastrophen, die passieren könnten, sei ein Blackout die wahrscheinlichste, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière am heutigen Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Berlin, auf der er das Zivilschutzkonzept vorstellte (Katastrophenschutz bekommt neues Konzept: Bürger sollen Vorräte an Essen und Trinken anlegen).

„Ich kann mir vorstellen, dass es Gruppen und Staaten gibt, die herausfinden wollen, wie anpassungsfähig die deutsche Gesellschaft bei einem Stromausfall ist“, sagte der CDU-Politiker.

Deutschland ohne Strom – nur Panikmache? Und was würde passieren, wenn Stromadern tatsächlich ausfielen? Hier sind die vier wichtigsten Fragen und Antworten.

1. Wie wahrscheinlich ist ein Angriff?

Fakt ist: Bislang gab es noch keinen Angriff auf unsere Stromnetze. Und auch ein längerer Stromausfall durch eine Naturkatastrophe oder menschliches Versagen blieb Deutschland bislang erspart. Gleichzeitig gab es alleine 2015 über 300 Hackerangriffe auf Netzbetreiber, die allerdings meist erfolglos blieben.

Ist ein Blackout also ein Hirngespinst? Dass bislang alles gut ging, kann auch daran liegen, dass unsere Anlagen und Netze ausreichend gegen einen Totalausfall geschützt sind.

Die Bundesregierung zeichnet das Bild eines wachsenden Bedrohungsszenarios. In einem Bericht des „Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag“ (TAG) aus dem Jahr 2011 heißt es etwa: Die Gefahr eines Blackouts wachse, „weil die Gefahr terroristischer Angriffe und klimabedingter Extremwetterereignisse als Ursachen eines Netzzusammenbruches zunehmen werden“.

Experten sehen das ähnlich. „Potentiell“ sei die Gefahr eines solchen Hackerangriffs hierzulande gegeben, sagte Michael Kasper vom Darmstädter Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnik der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ über den Hackerangriff auf ein Stromkraftwerk in der Ukraine im Januar.

Dafür sei aber gutes Insiderwissen nötig. Es reiche nicht aus, lediglich ein Kraftwerk lahmzulegen – das könne das Netz ausgleichen. „Ein Angreifer kann aber über das Übertragungsnetz gehen, auf die Umspannwerke, auf die Leitstellen oder das Verteilnetz und versuchen, dort Kaskadeneffekte durchzuführen“, zitiert die „FAZ“ den IT-Experten.

 

2. Wie könnte ein möglicher Angriff aussehen?

Fast 1800 Kraftwerke gibt es in Deutschland laut Bundesnetzagentur. Knapp die Hälfte sind Anlagen erneuerbarer Energien, also Wind- und Wasserkraftanlagen. Hinzu kommen Solaranlagen.

Ein Cyberangriff könnte folgendermaßen aussehen: Ein Hacker schleust sich selbst in ein Kraftwerk ein oder bringt einen Mitarbeiter dazu, einen Trojaner in die Computer zu schmuggeln – etwa, indem er eine Mail öffnet oder einen USB-Stick einsteckt. Der Hacker bekommt so Zugriff auf das Kraftwerk und kann Messinstrumente so manipulieren, dass sich das Kraftwerk von alleine abschaltet.

Möglich ist aber auch ein physischer Angriff, zum Beispiel auf Schaltanlagen. Sie wandeln Strom aus Kraftwerken in eine niedrigere Spannung um. Außerdem gibt es tausende von Kilometern von Stromtrassen. Sie sind die Stromautobahnen und verteilen Energie im ganzen Land. Sie zu kappen, könnte den Strom zumindest kurzfristig ausfallen lassen.

3. Wie gut gerüstet ist Deutschland gegen einen Angriff?

2015 beschloss der Bundestag das IT-Sicherheitsgesetz. Demnach müssen Telekom-Unternehmen, Wasserbetreiber aber auch Stromerzeuger Mindeststandards in der Cyber-Sicherheit vorweisen.

Außerdem müssen sie Hackerangriffe einer zentralen Behörde melden. Bislang sind sieben Meldungen eingegangen – Details dazu sind aber nicht öffentlich. Darunter fallen aber Angriffe auf bislang unbekannte Sicherheitslücken und jene, die nur mit erheblichem Aufwand durchführbar sind.

Experten allerdings warnen davor, dass das Thema in der Industrie noch nicht ernst genug genommen wird. „Das Bewusstsein dafür ist in der deutschen Industrie nicht ausreichend hoch, und wir sehen in unseren Bewertungen immer wieder Systeme, die mit zielgerichteten Angriffen aushebelbar wären“, sagt IT-Experte Kasper der „FAZ“.

Nicht nur die Bundesregierung, sondern auch die Nato und EU bereiten sich auf Cyberattacken vor. Das westliche Verteidigungsbündnis lässt derzeit Richtlinien ausarbeiten, in Brüssel ist man dort schon etwas weiter.

Kommt es zu einem Angriff, ist Deutschland zumindest in den ersten Stunden in der Lage, wichtige System über Notstromaggregate am Laufen zu halten. Das gilt für einen großen Teil der Wasser- und Abwasserversorgung, die Kühlung der Kernkraftwerke sowie für Krankenhäuser.

4. Was würde im Falle eines Stromausfalls passieren?

Unsere tägliche Infrastruktur würde unmittelbar zum Erliegen kommen. Kassen und Bankautomaten würden nicht mehr funktionieren. Das Mobilnetz würde zusammenbrechen.

Der Schienenverkehr stünde still, außerdem müssten Tunnel ohne Notstromversorgung gesperrt werden, weil Belüftung und Beleuchtung ausfielen. Tankstellen müssten dichtmachen, weil die Zapfanlagen ohne Strom nicht betrieben werden können. In Haushalten und Supermärkten würden leicht verderbliche Lebensmittel mangels Kühlung relativ schnell ungenießbar.

Die Wasserversorgung käme schnell an ihre Grenzen. Sowohl für die Ver- wie auch Entsorgung wird Strom benötigt. Kläranlagen stünden still. All das würde zu prekären hygienischen Zuständen führen. Auch die Müllentsorgung würde zum Problem, weil Verbrennungsanlagen strombetrieben sind.

Krankenhäuser mit Intensivstationen kommen mindestens einen Tag ohne externe Stromversorgung aus. Dafür haben sie Notstromaggregate, die im Notfall auch mit Diesel befüllt werden können und so auch noch länger laufen können.

Problematisch wird es allerdings, wenn die Wasserversorgung zusammenbricht. Auch die Entsorgung würde große Probleme bereiten.

Schon innerhalb weniger Tage stünde Deutschland still. Die meisten Menschen müssten zu Hause bleiben, weil ihr Arbeitsplatz nicht mehr funktioniert. Als Fortbewegungsmittel würden ihnen beispielsweise das Fahrrad bleiben, um sich mit dem nötigsten zu versorgen.

Es könnte auch zu Plünderungen kommen, da Sicherheitsvorkehrungen außer Kraft gesetzt würden (Krisenvorsorge: Selbstverteidigung auch ohne Waffenschein – Was ist möglich (Video)).

 

5. Naturkatastrophe: Stromausfall nach Sonneneruption

Im Jahre 1859 beobachtete der britische Astronom Richard Carrington ein bis dato noch unbekanntes Sonnenphänomen, das vom stärksten geomagnetischen Sturm der letzten 500 Jahre begleitet wurde. Welchen Schaden könnte ein solches Ereignis heutzutage anrichten?

Als Carrington am Morgen des 1. September 1859 eine Projektion der Sonne studierte, um Sonnenflecken zu verzeichnen, beobachtete er das Auftauchen zwei extrem heller Punkte. Beinahe augenblicklich realisierte Carrington, dass er Zeuge eines außergewöhnlichen Ereignisses wurde. Schnell verließ er den Raum, um einen Kollegen hinzuzuziehen. Als sie zurückkamen, konnten sie jedoch nur noch das Verlöschen den Phänomens beobachten.

Wie Bell & Phillips [1] beschreiben, versetzten am Abend des darauffolgenden Tages Polarlichter und andere atmosphärische Erscheinungen die Menschen weltweit in großes Erstaunen. In einigen europäischen Städten soll der Himmel die ganze Nacht über so hell gewesen sein, dass man auf der Straße Zeitung lesen konnte – sichtbare Zeichen des bis heute stärksten bekannten geomagnetischen Sturms.

Ein Sturm, der durchaus zerstörerische Kräfte freisetzte, wurden doch die an sich sehr reizvollen Erscheinungen am Nachthimmel vom teilweisen Zusammenbruch des damals jungen Telegrafensystems begleitet. Die durch den Sturm in die Leitungen induzierten Ströme sorgten für sprühende Funken, zerstörte Telegrafen und brennendes Papier. Tatsächlich waren sie so stark, dass sich auch von solchen Telegrafenstationen noch Nachrichten verschicken ließen, die man, um sie vor der Zerstörung zu bewahren, bereits von der Stromzufuhr getrennt hatte.

Die potenziellen Schäden an technischen Systemen hielten sich Mitte des 19. Jahrhunderts natürlich in bescheidenen Grenzen, und auch der Ausfall des Telegrafensystems war mehr eine Kuriosität als ein Grund zur allgemeinen Beunruhigung. Würde sich ein ähnliches Ereignis heutzutage wiederholen, fiele die Bilanz jedoch anders aus: Mobilfunknetze, Hochspannungsleitungen, Telefonleitungen, Satelliten, GPS-Navigation – all diese Systeme, von denen in unserer hochtechnisierten Gesellschaft so viel abhängt, könnten durch einen geomagnetischen Sturm gleicher Stärke in Mitleidenschaft gezogen werden. Allein der potenzielle Schaden an den Satelliten, die unseren Planeten umkreisen, wird von Bell & Phillips für einen vergleichbaren Sturm auf 30 bis 70 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Seit 1859 gab es noch mehrere ähnliche Ereignisse mit wesentlich geringerer Intensität. Am 4. August 1972 unterbrach ein geomagnetischer Sturm zahlreiche Telefonleitungen im US-Bundesstaat Illinois – und am 13. März 1989 legte ein Sturm eine Generatorstation im kanadischen Québec lahm und ließ 6 Millionen Kanadier über 9 Stunden im Dunkeln sitzen. 2005 kam es sogar zu einer knapp 10-minütigen Beeinträchtigung der weltweit genutzten GPS-Navigation. Keines dieser Ereignisse erreichte jedoch die Intensität des Sturms von 1859. Das „Carrington-Event” bleibt der schwerste geomagnetische Sturm der vergangenen 150 Jahre. Untersuchungen an Eisbohrkernen deuten sogar darauf hin, dass es in den letzten 500 Jahren keinen schwereren geomagnetischen Sturm gegeben haben dürfte.



Was genau war das “Carrington-Event”?

Laut Schwenn und Schlegel [2] muss man bei der Beurteilung des Carrington-Events in zwei ganz verschiedene Ereignisse unterscheiden, die allerdings häufig gemeinsam auftreten: Ein Solar Flare Event (SFE) und eine Coronal Mass Ejection (CME).

Bei dem von Carrington beobachteten hellen Licht handelt es sich zunächst um ein so genanntes Solar Flare Event – einen Lichtblitz, der auf ein vergleichsweise kleines Gebiet der Sonnenoberfläche beschränkt ist, und der nur wenige Minuten anhält. Solche Flares können sich in ihrer Intensität und damit auch in ihren Folgeerscheinungen deutlich unterscheiden. Zeitgleich mit dem hellen Licht können auch andere Strahlungsspitzen – insbesondere eine starke Röntgenstrahlung – gemessen werden. Flares stellen eine nicht unerhebliche Gefahr für Astronauten dar, sie sind jedoch nicht die Auslöser der geomagnetischen Stürme, deren eindrucksvollstes Beispiel der Sturm von 1859 bleibt.

Diese lassen sich nur durch die Coronal Mass Ejections – die koronalen Massenauswürfe – erklären. Hierbei handelt es sich um riesige Gaswolken mit einer Masse von bis zu 10 Billionen Kilogramm, die nur vom Weltraum aus beobachtet werden können und der Wissenschaft daher auch erst seit 1971 bekannt sind – ganze 112 Jahre nach dem geomagnetischen Sturm von 1859.

Ein 2009 erschienener Bericht der US-amerikanischen National Academy of Sciences mit dem Titel „Severe Space Weather Events–Understanding Societal and Economic Impacts” hat mittlerweile neuen Schwung in die Debatte gebracht und zahlreiche Medienberichte und Blogartikel zum Carrington-Event und den möglichen Folgen einer Wiederholung beflügelt.

Literatur:

Überleben in der Natur: Der Survival-Guide für Europa und Nordamerika von Lars Konarek

Das Prepper-Handbuch: Krisen überleben von Walter Dold

Was Oma und Opa noch wussten: So haben unsere Großeltern Krisenzeiten überlebt von Udo Ulfkotte

Verweise:

[1] T. Bell & T. Phillips: A Super Solar Flare:http://science.nasa.gov/headlines/y2008/06may_carringtonflare.htm

[2] R. Schwenn & K. Schlegl: Sonnenwind und Weltraumwetter, Spektrum der Wissenschaft, Dossier 3/2001: Die Trabanten der Sonne, Seite 15 – 23, Spektrum-Verlag, 2001.

Quellen: PublicDomain/huffingtonpost.de/FAZ/scienceblogs.de/eike-klima-energie.eu am 26.08.2016

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