Samstag, April 20, 2024
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Bildanalyse entlockt Martellus-Weltkarte von 1491 neue Details

Henricus-Martellus-karte

Wahrscheinlich studierte Christoph Kolumbus dieses Kartenwerk, bevor er sich auf seine Reise nach Westen machte. Nun enthüllt moderne Technik neue Details.

Vor mehr als 500 Jahren produzierte der in Florenz lebende deutsche Kartograf Henricus Martellus eine Karte der damals bekannten Welt, die höchsten Ansprüchen genügte und erstaunlich detailliert war: Seine zwischen 1490 und 1492 angefertigte Weltkarte wurde sehr wahrscheinlich auch von Christoph Kolumbus studiert, bevor dieser nach Westen segelte. Eines dieser Werke befand sich seit mehr als 50 Jahren in der Yale University, doch war dieses im Lauf der Zeit stark verblasst: Viele Einzelheiten konnten nicht mehr studiert werden, bis nun der Kartografiehistoriker Chet van Duzer modernste Bildanalyseverfahren eingesetzt hat: Mit Hilfe der

Multispektralbildgebung enthüllte er zahlreiche unbekannte Textpassagen, die viel über die damalige Zeit und die Entstehungsgeschichte der Karte verraten. Sie zeigt die Welt von Europa und Afrika im Westen bis nach Japan im Osten und enthält viele

lateinische Beschriftungen über Land und Leute.

Ein Kasten oberhalb von Sibirien verrät beispielsweise, dass hier das Volk der „Balor“ lebt, die weder Wein noch Weizen kennen und von Wildbret leben (wahrscheinlich Rentiere). Für Südasien beschreibt Martellus wiederum die „Panotii“, deren Ohren so groß sein sollen, dass sie diese als Schlafsäcke nutzen konnten. Ein ebenfalls enthüllter Text im östlichen Asien stammt womöglich aus einem Manuskript von Marco Polo über dessen Reise nach China – er unterscheidet sich in der Wortwahl etwas von dem damals in Latein gedruckten Buch Polos. Am spannendsten fand van Duzer jedoch die neuen Erkenntnisse über das südliche Afrika: Bislang hatten Forscher vermutet, dass die Umrisse des Kontinents auf Karten des Ägypters Novelo basierten, die wiederum in Manuskripten von Ptolemäus erhalten geblieben waren und auf geografischen Daten von Afrikanern basierten, also nicht auf europäischen Expeditionen gesammelt worden waren. Die neue Analyse zeigt nun jedoch, dass Martellus‘ Beschreibung des südlichen Afrikas weiter nach Osten reichte als bei Novelo: Der Florentiner Kartograf hatte also womöglich eine ausführlichere Kartenansicht als der Ägypter.

Martellus‘ Werk beeinflusste viele nachfolgende Kartografen wie Martin Waldsmüller, der 1507 erstmals den Namen „America“ für die Neue Welt einführte, ansonsten aber viele Bezeichnungen von seinem Vorgänger übernahm. Keine andere Karte aus dieser Zeit zeigte zudem Japan in der Position und Distanz zum asiatischen Festland wie die von Martellus. Schriften von Kolumbus‘ Sohn Ferdinand deuten an, dass der Seefahrer die Eilande dort finden würde, wo sie Martellus eingezeichnet hatte. In einem der Tagebücher eines Crewmitglieds wird zudem beschrieben, dass die Inselkette, an der man entlangsegele, genauso aussähe wie bei Martellus – was sich letztlich als falsch erwies.

Insgesamt entzifferten die Forscher nach eigenen Schätzungen etwa 80 Prozent des vorhandenen Textes, der vielfach völlig verblasst ist. Sie erwarten daher noch weitere Entdeckungen und studieren gegenwärtig das Gebiet rund um Java. Die Schrift wurden allerdings mit unterschiedlichen Pigmenten aufgetragen, was die Buchstabensuche zusätzlich erschwert, denn jeder Farbstoff reagiert anders auf Licht. Sobald das Projekt abgeschlossen ist, sollen hoch aufgelöste Bilder der Karte auf den Seiten der Beinecke Library der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Literatur:

Darwins Irrtum von Hans-Joachim Zillmer

Das erfundene Mittelalter  von Heribert Illig

Irrtümer der Erdgeschichte. Die Urzeit war gestern. Von Hans-Joachim Zillmer

Atlantis und Lemuria: Legenden und Mythen oder versunkene Hochkulturen der Vergangenheit? von Heinrich Kruparz

Quellen: Yale University/spektrum.de vom 12.06.2015

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