Dienstag, April 16, 2024
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Boko Haram-Video: „Könnten Chibok-Mädchen im Tausch für Islamisten freilassen“

In einer Video-Botschaft hat die Terrororganisation Boko Haram einen Gefangenenaustausch vorgeschlagen: Entführte Mädchen gegen inhaftierte Dschihadisten.

Ein von der islamistischen Terrororganisation Boko Haram veröffentlichtes Video zeigt angeblich Dutzende der entführten Schülerinnen aus dem nigerianischen Ort Chibok. Ein bewaffneter Kämpfer erklärte in der Botschaft, die vor mehr als zwei Jahren entführten Mädchen könnten freigelassen werden, sobald die Regierung inhaftierte Boko-Haram-Mitglieder freilassen. Das Video wurde im Internet von Quellen verbreitet, die der Terrorgruppe nahestehen, berichtet DPA.

„Ihre Kinder sind noch immer in unseren Händen“

Die auf die Beobachtung von Terrorgruppen spezialisierte Site Intel Group betrachtete das Video als authentisch. Eine unabhängige Bestätigung gab es nicht. Auch blieb zunächst unklar, ob die rund 50 gezeigten Mädchen tatsächlich aus Chibok stammen. „Sie sollten wissen, dass ihre Kinder sich noch in unseren Händen befinden“, sagt ein vermummter Mann in dem Film, der am Sonntag bei YouTube veröffentlicht wurde.

„Die Eltern der Mädchen sollten Druck auf die Regierung machen, unsere Mitglieder freizulassen, damit wir die Mädchen freilassen können“, so der mit einer Maschinenpistole bewaffnete Kämpfer weiter. Rund 40 Mädchen seien inzwischen verheiratet worden, einige Mädchen seien bei Luftangriffen der nigerianischen Streitkräfte getötet worden. Er sprach zumeist Hausa, der in Nordnigeria dominierenden Sprache.

Die verhüllten Mädchen sitzen oder stehen während des etwa neun Minuten langen Videos still im Hintergrund, alle tragen Kopftücher. Ein Mädchen wird jedoch im Lauf des Videos vor die Kamera geholt, um in einem direkten Appell die Forderung der Geiselnehmer nach einem Gefangenenaustausch zu wiederholen.

Die Videobotschaft war das erste Mal, dass Boko Haram Bedinungen zur Freilassung der Mädchen genannt hat. Regierungssprecher Garba Shehu war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Präsident Muhammadu Buhari hatte in der Vergangenheit signalisiert, dass die Regierung zu Verhandlungen mit den sunnitischen Extremisten über eine Freilassung der Mädchen bereit sei.

Die Entführung der Chibok-Mädchen sorgte 2014 weltweit für Entsetzen. Menschenrechtsgruppen zufolge wurden sie von Boko Haram gezwungen, zum Islam überzutreten. Viele von ihnen würden als Sexsklavinnen missbraucht, andere seien zum Ausführen von Selbstmordattentaten gezwungen worden. Trotz der Bemühungen der nigerianischen Regierung und einer auch von Prominenten wie US-First-Lady Michelle Obama unterstützten Kampagne blieben die Mädchen verschollen.

Erstes Video laut Eltern echt

Bereits vor wenigen Monaten war ein Video aufgetaucht, das einige der entführten Chibok-Mädchen zeigen soll. Der Fernsehsender CNN hatte es ausgestrahlt. Eltern hätten ihre Töchter darin wiedererkannt, hieß es in dem Beitrag. CNN sagte, das „Lebenszeichen“-Video sei im Dezember 2015 an Unterhändler verschickt worden. Tagesschau.de berichtete.

Vor zweieinhalb Jahren verschleppten Boko-Haram-Kämpfer 276 Mädchen aus einer staatlichen Schule in Chibok im Nordosten Nigerias. Einigen Dutzend Opfern gelang wenige Stunden später die Flucht. Von den Übrigen fehlt seitdem jede Spur. Nur einer Geisel gelang die Flucht.

Boko Haram strebt seit Jahren gewalttätig nach der Errichtung eines islamischen Gottesstaats im Nordosten Nigerias und hat sich unterdessen mit dem IS verbunden. Mindestens 20.000 Menschen starben in dem Konflikt. 2,6 Millionen flüchteten.

( dpa / rf)

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