Samstag, April 20, 2024
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Brandanschlag verzögert Aufnahme von Flüchtlingen in Tröglitz

Auf die frisch renovierte Unterkunft  für Asylbewerber wurde am Wochenende ein Brandanschlag verübt. Der  Dachstuhl ist zerstört.

Auch nach dem Brandanschlag auf eine Unterkunft für Asylbewerber sollen in Tröglitz in Sachsen-Anhalt Flüchtlinge unterkommen. Engagierte Politiker erhalten nach Drohungen mehr Polizeischutz.

Berlin – Im Mai hätten die ersten 40 Asylbewerber nach TröglitzFehler, Gruppe existiert nicht! Überprüfen Sie Ihre Syntax! (ID: 3) kommen sollen. Doch ihr Einzug in die fast fertige Unterkunft in der Ernst-Thälmann-Straße ist jetzt nicht mehr möglich. Denn am Wochenende

brannte der Dachstuhl des Hauses ab, der Schaden liegt im sechsstelligen Bereich.

In der Nacht auf den Ostersonntag war in dem Gebäude nach ersten Erkenntnissen der Polizei vorsätzlich Feuer gelegt worden. Gefragt, ob man von einem rechtsextremen Hintergrund ausgehen müsse, antwortete Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) am Montag: "Die Vermutung drängt sich auf."

Denn der kleine Ort in Sachsen-Anhalt ist diesbezüglich nicht zum ersten Mal in den Schlagzeilen. Anfang März war der ehrenamtliche Bürgermeister Markus Nierth zurückgetreten, nachdem er von Rechtsextremen bedroht worden war.

NDP-Protestzug

Die rechtsextreme NPD hatte einen Protestzug organisiert, der bis vor Nierths Privathaus führte. Dort wohnt der 46-Jährige mit seiner Frau und den sieben Kindern. Er setzt sich für die Aufnahme von Flüchtlingen ein und hat nach dem Brandanschlag auch zwei private Wohnungen als Ersatzquartier angeboten.

Da die Unterkunft, die der Landkreis für die Asylbewerber vorgesehen hatte, nun nicht bewohnbar ist, verzögert sich deren Aufnahme. Zunächst können nur zehn Personen in Privathäusern aufgenommen werden. Doch am ursprünglichen Plan will Stahlknecht festhalten und betont: "Wenn wir jetzt sagen, wir bringen in Tröglitz keine Flüchtlinge mehr unter, dann hätten die gewonnen, die mit krimineller Energie am Wochenende ein Verbrechen begangen haben. Das wäre eine Kapitulation des Rechtsstaates."

Unabsehbare Folgen

Ex-Bürgermeister Nierth nennt den Brandanschlag "eine bleibende Schande für Tröglitz, die uns nun mit Mölln und Hoyerswerda in eine Reihe bringt und noch viele unabsehbare Folgen haben wird". Im sächsischen Hoyerswerda waren 1991 bei Angriffen von Neonazis auf von Ausländern bewohnte Häuser 32 Menschen verletzt worden. In Mölln (Schleswig-Holstein) starben 1992 bei einem Brandanschlag auf zwei Wohnhäuser eine Türkin und ihre beiden Enkelinnen.

Nierth hat mit seiner Frau nach dem Brand eine Mahnwache organisiert. Danach wurde er erneut bedroht, der Polizeischutz für die Familie daher erhöht. Auch Landrat Götz Ulrich (CDU), der für die Unterbringung der Flüchtlinge in Tröglitz zuständig ist, steht unter Polizeischutz. Er hatte zuvor anonyme Morddrohungen erhalten. "Das nimmt unangenehme Formen an. Das geht sogar so weit, dass die Methoden der Französischen Revolution angedroht werden", sagt er.

Nach der Attacke auf eine Asylbewerberunterkunft in Alberschwende (Bezirk Bregenz) am Ostermontag hat die Polizei fünf ortsansässige Männer zwischen 19 und 29 Jahren als Tatverdächtige angezeigt. Laut Ermittlern sind die Männer nicht der rechten Szene zuzuordnen.

(Birgit Baumann, Der Standard, 8.4.2015)

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