Freitag, April 19, 2024
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Brexit: Das schwache britische Pfund und seine Auswirkungen auf die Premier League

Die Entscheidung der Mehrheit des britischen Volkes aus der Europäischen Union auszutreten, wird in den nächsten Jahren schwerwiegende Auswirkungen auf alle Lebensbereiche der Inselbewohner haben.

Auch eines ihrer Aushängeschilder, die englische Fußball Premier League, wird diese Auswirkungen zu spüren bekommen und hier spielen das geschwächte britische Pfund sowie die Regelungen zu den Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen eine zentrale Rolle.

Denn die meisten internationalen Stars, welche ja das englische Fußballoberhaus erst zu einem weltweiten Zuschauermagneten machen, bewerten ihre Einkünfte in US-Dollar oder Euros. Auch die Transferrechte zwischen den Klubs werden in aller Regel entweder in der globalen Leitwährung oder der europäischen Einheitswährung abgerechnet.

Beides wird für die englischen Klubs nach dem durch den Brexit ausgelösten Fall des Pfundes in Zukunft laut dem Sportökonomen Dr. Tom Markham wesentlich teurer werden. In den Medien kursieren jetzt schon Gerüchte, dass zum Beispiel die beiden Arsenal-Stars Mesut Özil und Alexis Sanchez bei den anstehenden Vertragsverhandlungen signifikante Gehaltssteigerungen gefordert haben, um die schweren Währungs- und Einkommensverluste zu kompensieren.

Ähnliches gilt auch für Transfers. Kostete der 50 Millionen Euro Transfer des ehemaligen Schalkers Leroy Sane Manchester City vor dem Brexit rund 38 Millionen Pfund, verteuerte sich dieser für den von den Qataris gesponserten Verein nach dem Währungsverfall auf knapp 45 Millionen Pfund.

Die genauen Auswirkungen in diesem oder auch ähnlichen Deals hängen natürlich von den genauen Zahlungsmodalitäten ab und können von außen nicht hundertprozentig berechnet werden. Unter dem Strich kann aber getrost von einer Verschlechterung der Wettbewerbsposition der Premier League ausgegangen werden.

Die Auswirkungen des Brexit im Fußball dürften sich aber nicht nur auf die Kursschwankungen des Pfundes beschränken. Ein wichtiger Aspekt ist auch die noch auszuverhandelnden Regelungen zur Niederlassungsfreiheit in Großbritannien für die Kicker. Denn bislang hatten Spieler aus dem EU-Raum anders als EU-Ausländer keine Beschränkungen in Sachen Aufenthaltserlaubnis.

Mit dem Austritt werden aber vermutlich die wesentlich schärferen Regelungen für EU-Ausländer gelten, die für Wechselwillige unter anderem eine Teilnahme an 30-75% (je nach Herkunftsland) aller Länderspiele in den vergangenen zwei Jahren vorsehen. Von den 432 europäischen Spielern in den höchsten englischen Ligen erfüllen nur eine Minderheit dieses Kriterium und sie könnten in einem, zugegebenermaßen sehr unwahrscheinlichen, Extremszenario sogar ausgewiesen werden.

Wesentlich wahrscheinlicher aber erscheint es derzeit, dass es zwischen der EU und den Briten zu einer für beide Seiten vernünftigen „Scheidung“ kommt, was wiederum auch die Kollateralschäden für die Fußball-Welt in Grenzen halten dürfte.

Für die deutsche Bundesliga wiederum sollte das Votum in Summe höchst erfreuliche Konsequenzen haben. Ist es in den letzten Jahren, mit Ausnahme des Ligakrösus Bayern, den meisten Vereinen extrem schwierig gefallen etablierte Stars nach Deutschland zu holen, dürfte dies mit der nun geschwächten Wettbewerbsposition der Engländer deutlich leichter fallen.

Aber nicht nur die Neuverpflichtung von internationalen Stars dürfte in Hinkunft einfacher werden, auch das Halten von heimischen Talenten, wie der bereits erwähnte Leroy Sane, wird ohne Zweifel glatter ablaufen. Dies wird wiederum den internationalen Stellenwert der Bundesliga noch weiteren Auftrieb geben. Denn schon heute ist die deutsche Bundesliga die spektakulärste in Europa, was auch durch den höchsten Zuschauerschnitt aller Top-Ligen belegt wird.

Quellen: PublicDomain/PRAVDA TV am 12.11.2016

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