Donnerstag, April 18, 2024
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Bringt Wikileaks Unschuldige in Gefahr?

Recherche zur Enthüllungsplattform warnt vor wachsender Zahl der Veröffentlichung sensibler Privatdaten unbeteiligter Personen.

Was hat sich Wikileaks seit seiner Gründung im Jahr 2006 nicht mit den Mächtigen dieser Welt angelegt: China, Russland, die USA, Großbritannien – rund um den Globus brachte die Enthüllungsplattform Geheimdienste, Konzerne und Politiker ins Schwitzen und gegen sich auf.

Unter Menschenrechtlern und Internetaktivisten genoss die Plattform hohes Ansehen, nicht zuletzt weil etwa die Veröffentlichung geheimer Dokumente zum US-Gefangenenlager Guantanamo unbestritten zahlreiche Informationen enthielt, die dem Wikileaks Selbstverständnis entspricht, die Plattform wolle jene unterstützen, »die unethisches Verhalten in ihren eigenen Regierungen und Unternehmen enthüllen wollen«.

Recherchen der Nachrichtenagentur AP zeigen nun allerdings die Schattenseiten einer Projekts, das zunehmend auch unter dem permanenten Druck steht, neue Leaks zu publizieren, um nicht in Vergessenheit zu geraten. So veröffentlichte die Plattform in den letzten zwölf Monaten eben nicht nur brisante Staatsgeheimnisse, sondern zunehmend Dokumente, die unbeabsichtigt in die Persönlichkeitsrechte Unbeteiligter eingreifen.

So fanden sich laut AP frei zugänglich für jeden medizinische Unterlagen normaler Bürger sowie private Informationen über Hunderte Menschen. In zwei Fällen soll Wikileaks ungeschwärzte Dokumente publiziert haben, in denen die Namen von zwei minderjährigen Vergewaltigungsopfern nachlesbar sind. Um wem es sich dabei handelt, darüber geben die Journalisten aus Rücksicht auf die Betroffenen keine nähere Auskunft.

AP schaute sich unter anderem die Leaks aus dem E-Mail-Archiv des Democratic National Comittee (DNC) und die sogenannten Saudi Cables. Anhand beider Veröffentlichungen zeigte sich die Widersprüchlichkeit, mit der Wikileaks kämpft:

Im Fall der US-Demokraten kam so überhaupt erst ans Licht, dass Teile der Parteiführung im Vorwahlkampf gezielt den linken Kandidaten Bernie Sanders auszubremsen versuchten (Hacker im Soros-Netzwerk: Tausende von Dokumenten enthüllt). Andererseits enthielten die Tausenden Mails auch Sozialversicherungs- und Kreditkartennummern. Die Nachrichtenagentur berichtet von zwei Fällen aus den USA, in denen Menschen als Folge des DNC-Leaks offenbar Opfer eines Identitätsdiebstahls wurden (Neue Enthüllungen werden Europa erschüttern – Politischer Mord im Umfeld von Hillary Clinton? (Video)).

Ebenfalls unkalkulierbare Konsequenzen könnten die Veröffentlichungen aus dem saudischen Außenministerium vom Juni letzten Jahres haben: So schreibt AP, in mindestens 500 Dokumenten seien Informationen aus Arbeitsverträgen, Universitätsunterlagen und Reisepässen enthalten.

In einem Fall publizierte Wikileaks den Namen eines Mannes, der aufgrund des Verdachts der Homosexualität verhaftet wurde. In Saudi-Arabien droht Homosexuellen die Todesstrafe. Wikileaks selbst spielt die von AP gesammelten Fälle herunter. Via Twitter teilte die Plattform mit, die Anschuldigungen seien ein alter Hut und »nicht einmal eine Schlagzeile wert«.

Das Problem: Während sich Wikileaks in den Anfangsjahren darum bemühte, das Material zu prüfen, um Unschuldige zu schützen, und im Fall sensibler Daten diese entfernte, wurde dieser aufwändige Prozess irgendwann kaum noch als Kontrollmechanismus durchgeführt. Bereits im jahr 2010 gestand Mitbegünder Julian Assange ein: »Wir können nicht drei Jahre lang auf Material sitzen und alles Zeile für Zeile durchgehen«.

Democratizing information has never been more vital, and@Wikileaks has helped. But their hostility to even modest curation is a mistake.

Dass die Enthüllungsplattform dadurch sogar Flops produzieren kann, zeigte sich zuletzt bei der Veröffentlichung angeblich brisanter Mails aus den Reihen der türkischen Regierungspartei AKP vom Juli dieses Jahres. Statt Skandalen gab es unter anderem 300.000 Spam-Mails zum Durchstöbern sowie Anträge, die ganz normale türkische Bürger an die AKP geschickt hatten.

  

Problematischer war da schon der Leak von Datenbanken, die die Namen von Wählerinnen in insgesamt 79 von 81 türkischen Provinzen enthalten. So kritisierte die IT-Experten heise.de: »Mit den nun öffentlich gewordenen, vergleichsweise aktuellen Daten dürfte es noch besser als mit den zuvor geleakten möglich sein, Betrügereien zu Lasten der Opfer zu begehen.«

Selbst NSA-Whistleblower Edward Snowden meldete sich kritisch zu Wort. Ende Juli kritisierte er Wikileaks via Twitter dafür, unbearbeitete Datensätze im Netz zu veröffentlichen.

Literatur:

George Soros von Andreas von Rétyi

Whistleblower von Jan van Helsing

Die Denkfabriken: Wie eine unsichtbare Macht Politik und Mainstream-Medien manipuliertvon William Engdahl

Quellen: PublicDomain/neues-deutschland.de am 24.08.2016

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