Donnerstag, April 25, 2024
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Britisches Pfund auf 31-Jahrestief, Deutsche Bank fällt auf niedrigsten Kurs aller Zeiten

Die Folgen des Brexit-Referendums erschüttern weiterhin das europäische Finanzsystem. Am Mittwoch fiel das Britische Pfund auf ein neues 31-Jahrestief, während das Vertrauen in die Währung weiter abstürzt. An einem Punkt war sie bis auf $ 1,2796 gefallen, bevor sie sich ein Stück weit erholte. Während ich dies schreibe, steht der Kurs bei $ 1,293.

Derweil türmen sich die Probleme für die größten Banken in Europa weiterhin auf. Am Mittwoch erreichte die Credit Suisse ein Allzeittief und auch der deutsche Bankgigant Deutsche Bank schloss den Tag auf einem Allzeittief von 12,93. Der europäische Stoxx 600 Banken-Index schloss zudem auf dem niedrigsten Niveau seit fast fünf Jahren.

Was wir hier beobachten, ist eine ausgewachsene Finanzkernschmelze in Europa, aber da diese die meisten Amerikaner bisher nicht persönlich betrifft, geben sie dem Thema keine Aufmerksamkeit.

Der Kollaps des Britischen Pfund seit der Brexit-Entscheidung war absolut atemberaubend.CNN dazu:

So sieht ein Währungscrash aus. Das Pfund ist auf $ 1,28 abgesackt; der niedrigste Stand seit mehr als drei Jahrzehnten. Nach Großbritanniens Entscheidung vom 23. Juni die Europäische Union zu verlassen, lassen Investoren das Pfund fallen. Es ist seit dem Tag des Referendums, als es noch bei $ 1,50 stand, um rund 15 % gefallen.

Nachdem es zunächst den Eindruck machte, dass sich das Pfund stabilisieren würde, nahm es diese Woche seinen Abwärtstrend wieder auf, nachdem drei große Anlage-Management-Firmen Auszahlungen aus Immobilienfonds aussetzten.

Natürlich ist dies wahrscheinlich erst der Anfang. Einige Analysten sind der Ansicht, dass das Britische Pfund bis auf Parität zum US-Dollar fallen könnte. Wir erleben aktuell seismische Verschiebungen am Devisenmarkt und diese werden Einfluss auf devisenbedingte Derivate im Wert von Billionen von Dollars haben. Es wird zunehmend interessant zu beobachten, wie sich dies alles weiterentwickelt.

Unterdessen wird auf die Deutsche Bank weiter absolut eingeprügelt. Wenn die größte und wichtigste Bank in Deutschland nicht gerade vollständig implodiert, warum bricht der Aktienkurs dann ein ums andere Mal ein? Seit Beginn des Jahres 2016 hat sich der Kurs der Deutschen Bank halbiert und viele haben betont, dass der Kursverlauf eine sehr, sehr große Ähnlichkeit zu jenem von Lehman Brothers im Jahre 2008 aufweist.

Meinen regelmäßigen Lesern hängen meine Warnungen über die Deutsche Bank vermutlich zum Hals heraus, also möchte ich heute jemand anderen zu Wort kommen lassen. Laut einem gerade veröffentlichten Artikel der BBC ist die Deutsche Bank jetzt »die gefährdetste Bank der Welt«:

Aktien der Deutschen Bank erreichen heute ein neues Rekordtief. Ihr Wert hat sich seit Jahresbeginn halbiert.

Ist sie somit jetzt die gefährdetste Bank der Welt? Laut dem Internationalen Währungsfond lautet die Antwort: ja. Vergangene Woche sagte der IWF, dass die Deutsche Bank, von allen großen Banken, die groß genug sind das Finanzsystem zu Fall zu bringen, die riskanteste ist.

Nicht nur das, die US-Sparte der Deutschen Bank war eine von nur zwei von insgesamt 33 Großbanken, welche beim Stresstest der US-Zentralbank Anfang des Jahres durchgefallen ist.

Aktuell bemüht sich die Deutsche Bank darum Geld aufzubringen, um ihre unmittelbare Implosion abzuwenden. Gerade erst heute bin ich auf einen Bericht gestoßen, laut dem sie plant mindestens eine Milliarde Dollar an Frachtkrediten zu verkaufen, um an dringend benötigte Gelder zu kommen. Viele der unternommenen Schritte erinnern an das, was Lehman Brothers kurz vor ihrem Kollaps versucht hat und allein das sollte Ihnen etwas sagen.

Währenddessen wird die Situation in Italien immer schlimmer. In diesem Moment werden rund 17 Prozent aller von italienischen Banken gehaltenen Kredite als “notleidend“ eingestuft. Mit anderen Worten, sie ertrinken in faulen Krediten. Zum Höhepunkt der Krise 2008 waren nur etwa 5 Prozent der von US-Banken gehaltenen Kredite notleidend. Was wir also im Moment in Italien beobachten, könnte definitiv als “verheerend“ bezeichnet werden.

Seit der Brexit-Entscheidung wurden italienische Banken härter getroffen, als alle anderen.CNN schreibt:

Aktien der italienischen Banca Monte Dei Paschi Di Siena sind in 10 Tagen um 45 % eingebrochen, was Regulatoren dazu veranlasst hat, Leerverkäufe der Aktie vorübergehend zu verbieten. Der Bank wurde bis Freitag Zeit gegeben, einen Plan zur Reduzierung ihrer faulen Kredite um 40 % bis 2018 vorzulegen.

Sie steht nicht alleine. Auch andere italienische Bankaktien sind seit dem 23. Juni, als das Vereinigte Königreich sich für den Austritt aus der Europäischen Union entschied, um rund 30 % gefallen. Italienische Offizielle suchen nach Wegen, das Finanzsystem des Landes zu stützen.

Seit Jahren schnüren notleidende Kredite italienischen Banken die Luft ab, aber erst das Referendum in Großbritannien hat ihre Probleme an die Oberfläche gebracht.

Persönlich bin ich erstaunt, dass das europäische Finanzsystem in der Lage war, alles so lange aufrechtzuerhalten. Ein totaler Zusammenbruch war unausweichlich, aber ich dachte wirklich, dass er bereits früher beginnen würde. Bisher haben wir eine kleine Krise nach der nächsten erlebt, aber 2016 ist die vollumfängliche Kernschmelze nun final angekommen.

Diese wachsende Krise in Europa wird dramatische Auswirkungen auf den gesamten Planeten haben. Überall wo man hinsieht, verschlechtern sich die wirtschaftlichen Fundamentaldaten und wenn Sie mir nicht glauben mögen, dann glauben Sie vielleicht diesem Leitartikel von Tim Quast bei CNBC:

Unterm Strich sehen die Fundamentaldaten der Wirtschaft und des Marktes nicht gut aus. Wem auch immer Sie zuhören – der Federal Reserve, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung [OECD], dem Internationalen Währungsfond -, altehrwürdige Köpfe der trübsinnigen Wissenschaft [=Ökonomie] spüren zunehmendes Unwohlsein, welches durch den Brexit, im Gebälk knirschende europäische Banken und eine mögliche allgemeine Flucht aus der Eurozone verschlimmert wurde.

Kann ein Markt mit abnehmenden Geldflüssen, schwächer werdenden Fundamentaldaten und Arbitrage, die seit über 18 Monaten keinen materielles Wachstum mehr zeigt, überhaupt wieder Fahrt aufnehmen? Alles ist möglich, eine sichere Schlussfolgerung ist dies jedoch nicht.

Wenn ich einen Artikel über Europa veröffentliche, dann neigt er dazu deutlich weniger Interesse zu bekommen, als viele meiner anderen Artikel. Ich hoffe jedoch, dass meine amerikanischen Landsleute anfangen, dieser wachsenden Krise Aufmerksamkeit zu schenken, denn sie wird auf uns alle erhebliche Auswirkungen haben.

Was im Moment im europäischen Finanzsystem geschieht, ist wahrlich vor uns ablaufende Geschichte und ich glaube, dass es in der zweiten Jahreshälfte 2016 eine der größten Stories überhaupt sein wird.

Michael Snyder IMGVon Michael Snyder

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