Donnerstag, April 18, 2024
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Buchrezension – Die Schlafwandler

Symbolbild - Foto: Sleepwalker / Quinn Dombrowski / flickr / CC BY-SA 2.0Symbolbild - Foto: Sleepwalker / Quinn Dombrowski / flickr / CC BY-SA 2.0

Die „Schlafwandler“ heißt das Buch des britisch-australischen Historikers Christopher Clark, indem er minutiös die Schritte der europäischen Länder und ihrer Politiker in Richtung KatastropheFehler, Gruppe existiert nicht! Überprüfen Sie Ihre Syntax! (ID: 3) 1. Weltkrieg beschreibt. Und was haben die europäischen Politiker daraus gelernt? Garnichts! Denn sie torkeln wieder los in Richtung

Krieg.

Was ist passiert: Paris, die Stadt der Lebensfreude, ist überfallen, ihre Jugend massakriert und die Grande Nation in ihrer Seele getroffen worden. Ganz Europa solidarisiert sich mit ihr, Engländer singen die Marseillaise und Deutsche weinen heimlich.

Aber die Toten sind kaum beerdigt, da wird schon der Ruf nach Vergeltung, nach Rache laut. Auge um Auge, Zahn um Zahn heißt die Devise. Der vermeintliche Gegner soll mit Flugzeugen angegriffen und mit Bomben bestraft werden. Aber jegliche Gewaltanwendung, auch von Staaten, kann genau das Gegenteil bewirken und noch mehr Gewalt hervorrufen, wenn sie nicht im Sinne einer ordnenden auf Frieden ausgerichteten Kraft agiert.

 

Diese ist aber gerade in Syrien nicht zu erkennen, wo jeder gegen jeden kämpft. In westlichen Militärkreisen sieht man zudem die russische Präsenz in Syrien als Provokation an der Natosüdostflanke der Nato an. Auch werden die militärischen Aktionen durch Frankreich und Deutschland in der Krisenregion sich eskalierend auswirken und bedeuten defakto eine Unterstützung der Türkei im Konflikt mit Russland nach dem Abschuss eines russischen Militärjets durch den Nato-Staat Türkei.

Die militärische Einsätze durch einige Natostaaten  in dieser Krisenregion ist ein Spiel mit dem Feuer und mit der Kampf gegen den Terror der Isis nicht allein zu erklären. Denn unterstützt und groß gemacht wurde die Isis in der Vergangenheit durch die Türkei und die Verbündeten des Westens auf der arabischen Halbinsel (der Bundesnachrichtendienst! und die FAZ haben darüber berichtet). Ziel der türkischen Regierung ist die Kurden zu schwächen und einen unabhängigen Kurdenstaat zu verhindern. Dies aber läuft den europäischen Interessen zuwider, sind doch die Kurden der einzig verbliebene Akteur in Syrien und Irak der der Isis Paroli bieten kann.

Wenn Europa nun in Hinsicht auf die Flüchtlingskrise glaubt, nicht auf die Hilfe des Isis-Unterstützers Erdogan verzichten zu können, so macht es einen großen Fehler, denn es begibt sich die Abhängig von einer Regierung, die nicht zu den europäischen Werten steht und eine den europäischen Interessen zuwiderlaufende Politik verfolgt.

Erst durch den Irakkrieg, den Sturz Saddams und der Zerschlagung seines Staatsapparates *, dann durch den übereilten Abzug aus dem Irak haben die USA den Boden für Chaos und Bürgerkrieg in Irak und Syrien bereitet (Was ihnen wohl auch klar geworden ist). Dass 2010 aus den Protesten gegen Assad in Syrien innerhalb kürzester Zeit ein brutaler Bürgerkrieg entstand, hat nicht nur das Assad- Regime sondern auch die Unterstützernetzwerke von der arabischen Halbinsel und Erdogans Komplizen zu verantworten.

 

Eine koloniale Ordnung geht zu Ende

Zu Ende geht aber auch eine politische Ordnung, die der Westen (Großbritannien) nach dem ersten und und zweiten Weltkrieg etabliert hatten. Im ersten Weltkrieg hatte London die arabischen Stämme gegen die türkische (osmanische) Herrschaft aufgewiegelt (Lawrence von Arabien) und nach der Zerschlagung des osmanischen Reiches das heutige Syrien, Jordanien und den Irak dem Commonwealth eingegliedert.

Erst 1948 hat  Großbritannien durch die wie mit dem Lineal gezogen Grenzen diese Staaten entstehen lassen. Irak, Jordanien und Syrien sind somit kein Produkt einer selbstständigen Entwicklung, sondern Kunstprodukte einer kolonialen Ordnung.

Deshalb dürfen wir in die Isis nicht nur als ein Terrorstaat ansehen, sondern müssen verstehen, dass es sich auch um einen Versuch der arabischen Sunniten handelt, die alten, von den Kolonialmächten gezogenen Grenzen nieder zu reißen. Mit der Zerschlagung des Iraks sind die arabischen Sunniten zu einer mehr oder weniger zu einer schutzlosen Minderheit in dieser Region geworden.

In einem dringend benötigten Friedensprozess müssen die Interessen aller Beteiligten gewahrt bleiben und auch neue Staaten möglich sein.  Und vor allem dürfen wir Terror nicht mit Bombenterror vergelten.

Wenn heute arabische Städte unter den Angriffen der Natobomber leiden, wo es doch die Politik des Westens und seiner engsten Verbündeten war, die der Herrschaft der Terroristen erst möglich und großgemacht hatt, wird dies im Orient das Vertrauen in den Westen vollends zerstören.

*1945 in Deutschland haben die USA dies nicht getan, sondern eine, wenn auch manchmal etwas halbherzige, Säuberung des deutschen Staatsapparates „Entnazifizierung“ durchgeführt, mit einem wunderbaren Ergebnis für Deutschland und Europa.

Verteiler: Neopresse

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