Freitag, März 29, 2024
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Chaos in den USA: Nervosität in Europa

 

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Die Krise in den USA gefährdet die Wirtschaft in Europa. Während die Banken wegen des fortgesetzten Geld-Druckens weitermachen können wie bisher, kann die Realwirtschaft unter Druck geraten. Ein starker Euro ist vor allem eine Gefahr für die europäischen Südstaaten. Aber auch Deutschland hat Grund zur Sorge.

Sämtliche Nationalparks sind geschlossen, Top-Sehenswürdigkeiten nicht…

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zugänglich: Für Touristen bedeutet der Shutdown in den USA großen Ärger, viele müssen ihre Pläne ändern. Noch härter trifft der Stillstand kleine Touranbieter und Unterkünfte.

Seit Dienstagmorgen sind hunderttausende Staatsbedienstete der USA im Zwangsurlaub. Museen sind geschlossen, Behörden ebenfalls. Die Finanzmärkte reagierten bisher relativ gelassen auf den Shutdown. Doch das könnte lediglich die Ruhe vor dem Sturm sein. Entscheidend sind die Dauer des Shutdowns und die anstehenden Verhandlungen zur Anhebung der Schuldenobergenze.

Einigen sich die Demokraten und Republikaner nicht auf die Anhebung der Schulden-obergrenze wären die US technisch pleite. Rechnungen und Schuldenrückzahlungen wären nicht mehr möglich. „Es wäre schlimmer als 2009“, zitiert die New York Times Prebay Thibault des französischen Vermögensverwalters Quilvest Gestion. Auch der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, machte am Dienstag noch einmal die Tragweite der aktuellen Situation deutlich: „Die Folgen sind nicht absehbar, aber sie sind katastrophal, keine Frage.“

Eine Möglichkeit, die Staatspleite zu umgehen, falls man sich nicht einigt, hat Obama jedoch noch. Artikel 4 des 14. Amendments der Verfassung schreibt fest, dass die USA ihren Schulden-Verpflichtungen immer nachkommen müssen. Die Regelung stammt aus der Zeit der Gründung der Staaten, als die Südstaaten die Nordstaaten wegen der hohen Kriegsschulden erpressen wollten. Demnach könnte Obama einfach weiter drucken – noch mehr drucken als bisher.

Am Ende wäre jedoch auch diese Variante für Europa sehr gefährlich. In beiden Fällen ist davon auszugehen, dass die Investoren die Staatsanleihen nicht mehr als sichere Investition betrachten. „Investoren würden Angst kriegen“, sagt Horst Löchel, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Frankfurt School of Finance and Management:

„Sie werden Geld aus den Vereinigten Staaten und Europa zurückzuziehen. Sie werden in Bargeld oder Gold oder was auch immer investieren, aber nicht Staatsschulden. (…) Dann sind wir zurück in der Euro-Krise.“

Wie stark die Verflechtungen zwischen den USA und der EU sind, zeigte sich in den vergangenen eineinhalb Jahren auch in der Geldpolitik der Zentralbanken. Je nachdem, welche Entscheidung die Fed bzw. die EZB fällte, zog die jeweils andere Nationalbank nach.

Ziehen sich die Investoren aus dem EU-Staatsanleihenmarkt zurück, wäre Draghi unter erheblichem Zugzwang. Die Zinssätze für italienische Anleihen sind nur noch nicht in die Höhe geschossen, weil Draghi vergangenen Herbst versicherte, auf jeden Fall einzu-greifen. Doch einigt man sich in den USA nicht auf eine Anhebung der Schuldenober-grenze und die USA gehen Pleite bzw. Obama druckt trotzdem weiter, könnten Draghis Worte nicht mehr reichen.

Steigende Renditen würden bedeuten, dass es für Staaten wie Italien und Spanien noch schwieriger wird, neue Schulden zu machen bzw. diese zu restrukturieren.

Aber auch ohne die Problematik der Schuldenobergrenze muss auch der Shutdown nicht ohne Folgen für Europa bleiben. Vor allem, wenn dieser länger als nur zwei Wochen anhält. Tatsächlich sind die USA noch immer noch der größte Handelspartner Europas. Schrumpft die US-Wirtschaft und fehlen die Gehälter in den Geldbörsen der US-Bürger, sinkt die Nachfrage nach europäischen Produkten. Sinkt auch noch der Dollarkurs, findet eine Aufwertung des Euros statt. Die Produkte aus der EU werden teurer und finden weniger Abnehmer.

Ein starker Euro ist vor allem Gift für die Staaten in Südeuropa. Der Euro stieg am Mittwoch deutlich gegenüber dem Dollar.

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Wütende USA-Touristen: “Was für ein verrücktes Land ist das hier?”

Die Sonne blitzt, Wattewolken treiben am weißblauen Himmel, doch Simona Amorosi ist wütend. Auch das gute Wetter kann die Stimmung der 30-Jährigen nicht aufhellen. Um-gerechnet rund 4800 Euro hat sie für die Reise von London in die US-Hauptstadt Washington hingelegt. Nun steht sie hier, in Sichtweite des berühmtesten Denkmals der Stadt, und kann die Statue von Abraham Lincoln trotzdem nur aus der Ferne betrachten. “Ich bin gerade so wütend”, sagt sie. Die Reise hat sie seit einem Jahr geplant.

Absperrzäune, Hinweisschilder, enttäuschte Besucher vor geschlossenen Museen: Zehn-tausende Touristen in den USA bekommen seit Dienstag zu spüren, dass das Lahmlegen der öffentlichen Verwaltung nicht nur Amerikanern einen dicken Strich durch die Rechnung macht.

Weil Republikaner und Demokraten ihren Etatstreit zu weit getrieben haben und das Weiße Haus den Shutdown der Regierung angeordnet hat, müssen etliche Reisende im ganzen Land ihr Sightseeing-Programm radikal umstellen.

“Wie kann das passieren?”

Als “Unannehmlichkeiten” für Touristen bezeichnet der ehemalige republikanische Abgeordnete Newt Gingrich das, was sich seit Dienstag an Hunderten staatlich be-triebenen Sehenswürdigkeiten abspielt: Trauer, Wut, Unverständnis. “Wie kann das passieren? Was bedeutet es, wenn die Regierung stillgelegt wird? Ich verstehe es einfach nicht”, sagt die Studentin Bettina Turan, die aus Düsseldorf zu Besuch in San Francisco ist und die berüchtigte Gefängnisinsel Alcatraz besuchen wollte. “Was für ein verrücktes Land ist das hier?”, fragt Turan.

Selbst dem Italiener Michael Rossi, der Regierungskrisen aus seinem Heimatland nur allzu gut kennt, ist der Shutdown ein Rätsel. “Wir haben dort sicher unsere politischen Probleme, aber nicht so etwas wie das hier.”

Auch die Camper in den Nationalparks trifft es hart: Nur zwei Tage bleiben ihnen, um ihre Sachen zu packen und die Zelte abzubauen. “Konnten noch in Canyonlands (…) zelten, jetzt Schließung”, schreibt eine Userin auf Twitter, die etwas Glück hatte. 400 Anlagen der staatlichen Parks verriegeln nach und nach ihre Tore, mehr als 21.000 Mitarbeiter gehen in unbezahlten Zwangsurlaub.

Eine Notbesetzung von insgesamt 3000 Mitarbeitern bleibt, doch sie kümmern sich nur um das Nötigste. Für die täglichen Touristenmassen von insgesamt rund 715.000 Besuchern genügen die Kapazitäten nicht im Ansatz. Selbst virtuell sind die Nationalparks nicht mehr zu erleben: Die meisten Inhalte der Regierungs-Webseite, die 3-D-Ansichten der wichtigsten Naturgebiete zeigte, sind wegen des Shutdown nicht abrufbar.

Viele kleine Unternehmen, die vom Tourismus abhängig sind, befürchten nun heftige Einbußen: zum Beispiel Campingplatz-Betreiber, Hotels, Tourenanbieter und Shops für Outdoor-Zubehör. Denn der Oktober ist ein wichtiger Monat fürs Geschäft, in dem normalerweise viele Touristen kommen. “Das ist sehr enttäuschend”, sagte Angela Coe, die Managerin des Pahaska Tepee Resort am Eingang zum Yellowstone-Park. “Wir haben Gäste aus der ganzen Welt, die den Nationalpark sehen wollen, und sie können nicht rein.”

Auch wenn die Schließungen bald aufgehoben würden, könnten die Negativ-Schlagzeilen weitere Reisende abschrecken. “Selbst wenn sich das in ein paar Tagen erledigt hat: ‘Die Nationalparks sind geschlossen’ hat sich in den Köpfen festgesetzt”, befürchtet Lewis Evans, Besitzer der Kings Canyon Lodge in Kalifornien. Eine Twitter-Nutzerin dagegen sieht auch Vorteile der Schließung: “Der Yosemite-Park würde wohl eine schöne Verschnaufpause bekommen, wenn Abgase ausstoßende Reisebusse und Touristen-Stampeden für eine Weile nicht erlaubt wären.”

Jeder Tag Shutdown kostet viel Geld

Satte sieben Millionen Besucher weniger besuchten die Parks durch den letzten Shut-down vor 17 Jahren, an staatlichen Museen und Monumenten waren es weitere zwei Millionen, schätzt der Kongress in einem Bericht. Allein im Westküstenstaat Kalifornien geben Besucher und Reisende jeden Tag umgerechnet 215 Millionen Euro aus, rechnet die Vorsitzende der Tourismusorganisation Visit California nach einem Bericht der Zeitung “Sacramento Bee” vor. Mit jedem weiteren Tag des Notstands ächzt die Tourismus-branche unter den wirtschaftlichen Schäden.

Eine “ziemliche Sauerei” nennt Alexander Thul aus Köln die zwangsläufige Schließung der New Yorker Freiheitsstatue, dem vielleicht bekanntesten Wahrzeichen der Vereinigten Staaten. Thul steht an der Südspitze Manhattans, wo die Fähren in Richtung Liberty Island ablegen. “Man neigt dazu, das Vertrauen in ein Land zu verlieren, das nicht einmal mehr seine Nationalparks öffnen kann.”

In New York hatte die Berlinerin Elisabeth Steimetz noch Glück gehabt. Doch vor dem beliebten Luft- und Raumfahrtmuseum in Washington standen sie, ihr Ehemann und ihre zwei Söhne vor verschlossenen Türen. “Ich war relativ sauer”, sagt Steimetz. “Dass sie nicht einmal Toiletten offen lassen, ist ja wohl der Hammer.”

Carol Johnson, Mitarbeiterin des National Mall and Memorial Parks in Washington, kann da nur mit den Schultern zucken. “Wir haben keine Angestellten, um sie instand zu halten.” Johnson wird zusammen mit 330 Kollegen in unbezahlten Zwangsurlaub geschickt. Ganz eingestellt wird die Arbeit ihres Teams deshalb aber nicht: Drei Mitarbeiter sollen im Dienst bleiben.

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Quellen: PRAVDA TV/SpiegelOnline/Deutsche-Wirtschafts-Nachrichten vom 03.10.2013

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