Donnerstag, März 28, 2024
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China erklärt USA den Ölkrieg: Russland im Kreuzfeuer

Peking könnte auf die mögliche Erhöhung der Importzölle durch Washington mit einer schrittweisen Verringerung der amerikanischen Öllieferungen antworten, wie westliche Medien berichten. Zudem weigert sich Peking gegen den Wunsch Washingtons nach einer Reduktion der iranischen Öllieferungen.

Laut Experten könnte allein diese Tatsache den Ölmarkt mehr durcheinanderwirbeln als das OPEC-Abkommen.

Die chinesische Ölfirma Unipec stoppte die Ölimporte aus den USA wegen des sich verschärfenden Handelskonflikts zwischen Peking und Washington, wie die Agentur Reuters unter Berufung auf eingeweihte Quellen berichtete.

Laut einer Quelle sind die genauen Fristen unbekannt, doch stellte sich jetzt heraus, dass die Öleinkäufe vorerst bis Oktober eingefroren wurden.

Dabei waren die US-Öllieferungen an China allein im vergangenen Jahr höher als die Gesamtmenge des Ölexports nach Großbritannien und die Niederlande zusammen, die die dritt- beziehungsweise viertgrößten Ölabnehmer der USA sind. Im Februar war China der Spitzenreiter unter den Importeuren des US-Rohstoffs, wie die US-Energiebehörde EIA berichtete. Nach Angaben von Thomson Reuters Eikon erwarb China innerhalb von acht Monaten 2018 durchschnittlich 335.000 Barrel pro Tag. Zum Vergleich: Vor einem Jahr lieferten die USA rund 100.000 Barrel pro Tag.  Doch bereits im September seien Lieferungen von weniger als 200.000 Barrel pro Tag zu erwarten, so Reuters.

Das ist natürlich eine winzige Menge für die USA. Allein im Juni belief sich die Ölförderung auf fast 15 Millionen Barrel pro Tag, heißt es im Monatsbericht der Internationalen Energieagentur. Dabei werden rund 2,6 Mio. Barrel pro Tag exportiert.

Der Verzicht Chinas auf amerikanisches Öl erfolgt vor dem Hintergrund des andauernden Handelskriegs beider Länder und ist offensichtlich eine der Gegenmaßnahmen der chinesischen Behörden. US-Präsident Donald Trump ließ die Zölle für chinesische Waren auf 25 Prozent von den ursprünglich geplanten zehn Prozent erhöhen. Peking rief die US-Seite dazu auf, sich wieder an den Verhandlungstisch zu setzen und drohte mit Gegenmaßnahmen bei einer weiteren Eskalation des Handelskonflikts.

Die Strafzölle werden wohl auch andere chinesische Unternehmen dazu bringen, Abstand vom amerikanischen Öl zu nehmen. Bei einem Selbstkostenpreis von 70 Dollar würden die Zölle für China bei 18 Dollar liegen. Das würde Firmen wie PetroChina, Zhenhua Oil u.a. zum Umdenken bei der Wahl des Ölversorgers bewegen, wie Reuters weiter berichtete.

Unipec ist nicht das einzige chinesische Unternehmen, das sich derzeit weigert, Kohlenwasserstoffe aus den USA zu kaufen. Mitte Juli stoppte die unabhängige chinesische Raffinerie Dongming Petrochemical Group die US-Lieferungen. Statt amerikanischem Öl erwägt die Raffinerie nun den Kauf von iranischem Öl, wie das Portal Oil Price berichtete.

Im Unterschied zum amerikanischen Öl reduziert China nicht den Import des iranischen Öls. Wie die Agentur Bloomberg unter Berufung auf eingeweihte Beamte berichtete, konnten die US-Behörden bei China nicht die Kürzung der Ölimporte aus dem Iran erreichen. Allerdings ging Peking darauf ein, die iranischen Lieferungen nicht auszuweiten. China ist weiterhin der größte Käufer von Kohlenwasserstoffen aus dem Iran. Auf China entfalle ein Drittel des gesamten iranischen Exports, wie Bloomberg meldete.

Die wichtigsten Öllieferanten Chinas sind nach wie vor Russland, Saudi-Arabien und Angola. So lieferte Russland innerhalb von vier Monaten dieses Jahres mehr als 12 Tonnen Rohöl nach China, wie es aus dem Ministerium für Kommerz der Volksrepublik China heißt.

Experten sehen keine Bedrohung in der rückläufigen Nachfrage seitens der chinesischen Ölkonzerne. „Der Ölmarkt ist global. Der Rückgang der Lieferungen an einem Ort würde gleich durch die Erhöhung von Lieferungen an einen anderen Ort kompensiert. Im Ganzen wird dieser Rückgang für den Markt neutral sein“, sagte der Wirtschaftsexperte Sergej Hestanow. „Zudem bleiben die USA vorerst der Netto-Käufer. Bei ihnen bleibt vor allem ein Überschuss des leichten Öls, während schwere Ölsorten weiterhin gekauft werden müssen. Solange dieser Überschuss an leichtem Öl nicht so groß ist,  kann nur die Rede von lokalen Schwankungen auf dem Ölmarkt sein“, so der Wirtschaftsexperte. Eine andere Sache sei es, dass zwischen den USA und China ein dramatischer Handelskrieg im Gange sei, der alle treffen könnte.

Die Chinesen führen Experten zufolge mit ihren Schritten ein heikles diplomatisches Spiel. „China laviert zwischen den Wünschen der USA, eigenes Öl an China zu verkaufen, dem Wunsch einen Handelskrieg zu führen, der Idee der USA, den Iran mithilfe der Sanktionen unter Druck zu setzen, und hoher Ölnachfrage in China, die sowohl mit dem amerikanischen als auch mit dem iranischen Öl abgedeckt werden kann“, sagte das Mitglied der Expertengruppe Veta, Ilja Scharski. Dem Experten zufolge übt China ziemlich großen Druck auf die USA aus. „Von Gegen-Handelszöllen bis zur Andeutung, dass sie auf die US-Lieferungen verzichten und dabei zu iranischen Lieferungen wechseln könnten, wobei ein Doppelschlag gegen die US-Außenpolitik versetzt und eine hohe Menge des Verbrauchs der Kohlenwasserstoffe beibehalten wird“, so der Experte.

In einer früheren Periode der Iran-Sanktionen kaufte China weiterhin Öl bei Teheran. Das bedeute, dass dieses Schema auch jetzt noch funktioniere, so der Experte. „Der Iran fördert jeden Tag zwischen 3,9 bis fünf Millionen Barrel. Das heißt, dass er allein mehr Einfluss auf die Preise als alle OPEC-Länder ausüben kann, die die Kürzung der Ölförderung um 1,2 Millionen Barrel pro Tag vereinbart hatten“, sagte der Experte. Somit könnten die Präferenzen Chinas die Preise maßgeblich beeinflussen, von denen direkt Russland abhängt. Man beobachte derzeit erst den Beginn des Handelskriegs zwischen China und den USA. Es ist noch schwer zu prognostizieren, wohin er beide Länder führen wird. Doch man wird sich kaum auf gegenseitige Zölle und Verzichte auf Importe beschränken”, ergänzte der Experte.

Zeitung:  Nesawissimaja Gaseta

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