Freitag, März 29, 2024
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Coca-Colas gekaufte Forschung

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Übergewicht, Fettleibigkeit, Herzkrankheiten und Diabetes Typ II haben sich in den vergangenen Jahrzehnten zu Volkskrankheiten der Industrienationen entwickelt. Ein nicht unerheblicher Anteil an dieser Entwicklung wird dem Konsum stark gesüßter Softdrinks zugeschrieben.
 

Der Getränkehersteller Coca-Cola versucht weltweit mit

 gekaufter Forschung davon abzulenken. Welche „Fördermaßnahmen“ der Konzern dazu in Europa getätigt hat, soll nach Aussage der Verbraucherschutzorganisation foodwatch demnächst offengelegt werden.

Coca-Cola hat foodwatch Anfang Dezember 2015 zugesagt, seine europäischen Projekte und Sponsoring-Aktivitäten zum Thema Übergewicht und Gesundheit in einer Liste zu veröffentlichen. In den USA war der Getränkehersteller bereits im August 2015 unter Druck geraten: Die New York Times hatte damals einen Forschungsskandal rund um den Softdrink-Konzern aufgedeckt (Gekaufte Forschung: Wissenschaft im Dienst der Konzerne).

Laut der Enthüllungen hatte Coca-Cola Gesundheitsprojekte und Studien zum Thema Übergewicht mit Wissenschaftssponsoring unterstützt. Der Konzern musste daraufhin zugeben, dass das Unternehmen von 2010 bis 2015 mehr als 118 Millionen Dollar (ca. 109 Millionen Euro) in solche „Partnerschaften“ investiert hatte.

Unter anderem gab es auch eine Kooperation mit einem Forschungsnetzwerk namens „Global Energy Balance Network“.

Diese veröffentlichte eine Studie, in der sie allen bekannten Tatsachen zum Thema widerspricht. Der Studie zufolge seien nicht die stark gezuckerten Softdrinks schuld an Übergewicht, Herzkrankheiten und Diabetes Typ II, sondern ausschließlich der individuelle Bewegungsmangel der Konsumenten.

Damit war der Getränkehersteller massiv in die öffentliche Kritik geraten. Coca-Cola wurde vorgeworfen, die Forschung zum Thema Übergewicht und Ernährung mit Zahlungen in ihrem Sinne beeinflussen zu wollen (McDonald’s und Coca Cola in der Krise).

Als Reaktion veröffentlichte der Konzern im Internet eine Liste mit nordamerikanischen Wissenschaftlern und Forschungseinrichtungen, an die Sponsorengelder geflossen waren.

In der Zwischenzeit hat die University of Colorado eine Million Dollar an Spendengeldern zurückgegeben, die sie von Coca-Cola zum Aufbau des „Global Energy Balance Network“ erhalten hatte. Das Netzwerk wurde Anfang Dezember 2015 aufgelöst – wegen „begrenzter Ressourcen“, wie es auf der Projektwebsite heißt.

Für Europa gibt es noch keine Liste von geförderten Maßnahmen zur Gesundheitsforschung. Dennoch ist bekannt, dass Coca-Cola auch in Deutschland einige solcher „Gesundheitspartnerschaften“ eingegangen ist – etwa mit dem Berliner Krankenhaus Charité, das bei einem Projekt zur Herzgesundheit unterstützt wird; mit der Deutschen Sporthilfe oder dem Deutschen Olympischen Sportbund.

Nähere Informationen zu den europäischen „Fördermaßnahmen“ von Coca-Cola liegen aber nicht vor. Die Organisation foodwatch hat den Getränkehersteller daraufhin in einem Schreiben aufgefordert, die Projekte ebenso offenzulegen wie jene in Nordamerika (Internationale Allianz mit Hitler – Teil 3: Die „Coca-Colonisation“ Deutschlands (Videos)).

Dr. Nikolaus Tacke, der Cheflobbyist von Coca-Cola Europa, antwortete foodwatch Anfang Dezember 2015, der Softdrink-Konzern wolle auch hierzulande Transparenz schaffen. Coca-Cola werde in Europa dem Vorbild Nordamerikas folgen, so Tacke. Wann dies geschehen wird, steht noch nicht fest. foodwatch möchte die Liste der Gesundheitspartnerschaften jedoch spätestens bis Ende Januar 2016 vorliegen haben.

Coca-Cola und Charité-Direktorin beenden Kooperation

Nach Kritik von foodwatch haben Coca-Cola und eine Direktorin der Berliner Charité-Klinik ihre Kooperation offenbar beendet. Jahrelang hatte der Limo-Hersteller für seine Frauen-Gesundheitsinitiative „Hör auf dein Herz“ prominent mit der Kardiologin Prof. Dr. Vera Regitz-Zagrosek geworben – obwohl Zuckergetränke wie Coca-Cola selbst die Entstehung von Diabetes Typ II und Herzkreislauferkrankungen fördern.

Die Charité-Direktorin und Coca-Cola hatten ihre Werbepartnerschaft in der Öffentlichkeit gegen Kritik verteidigt – jetzt wurde die Kooperation aber offenbar beendet: Sowohl Coca-Cola als auch die von Frau Regitz-Zagrosek ins Leben gerufene „Deutsche Gesellschaft für Geschlechterspezifische Medizin“ haben ihre Internetseiten entsprechend geändert.

Auszug der Ausgabe:

Eine Million Euro an die Charité

foodwatch hatte Coca-Cola im Oktober 2015 aufgefordert, alle Zahlungen an Wissenschaftler und Gesundheitsprojekte in Deutschland offenzulegen. Der Weltmarktführer für Zuckergetränke veröffentlichte daraufhin eine Liste seiner „Gesundheitspartnerschaften“.

Daraus geht hervor, dass Coca-Cola zwischen 2010 und 2015 mehr als eine Million Euro an die renommierte Charité-Klinik überwiesen hat – ausgerechnet zur Finanzierung von Forschung zum Thema Herzerkrankungen, für deren Entstehung zuckerhaltige Getränke wie Coca-Cola mitverantwortlich sind.

Über eine von foodwatch gestartete E-Mail-Protestaktion hatten mehr als 14.000 Bürgerinnen und Bürger die Charité aufgefordert, die Kooperation zu beenden. Die Klinik wies die Kritik zurück; die Forschungsprojekte seien abgeschlossen. Eine Verlängerung der Unterstützung durch Coca-Cola sei jedoch „nicht geplant“.

Charité-Direktorin als „Partnerin“ von Coca-Cola

Prof. Dr. Vera Regitz-Zagrosek blieb allerdings zunächst prominentes Werbegesicht der Coca-Cola-Initiative „Hör auf dein Herz“. Zusammen mit ihrer Deutschen Gesellschaft für Geschlechterspezifische Medizin trat sie als „Partnerin“ des Projekts auf. In einem Flyer wurde „Hör auf dein Herz“ zudem als „gemeinsame Initiative“ der Professorin und Coca-Cola light bezeichnet.

Auch auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Geschlechterspezifische Medizin, deren Gründungspräsidentin Frau Regitz-Zagrosek ist, wurde weiterhin für „Hör auf dein Herz“ geworben: In einer eigenen Rubrik auf der Webseite wurde die Initiative beworben und Informationsmaterial von Coca-Cola zum Download bereitgestellt (Studie: Diät-Getränke helfen besser beim Abnehmen als Wasser – finanziert von… Coca-Cola & Pepsi).

Kooperation heimlich, still und leise beendet

Jetzt haben aber Coca-Cola und die Charité-Direktorin ihre Kooperation offenbar heimlich, still und leise beendet – entsprechende Angaben im Internet wurden geändert. Frau Regitz-Zagrosek wird nicht mehr als „Partnerin“ von „Hör auf dein Herz“ genannt, ihr Foto auf der Startseite ist ebenso verschwunden wie der gemeinsame Flyer.

Stattdessen heißt es unter „Hintergründe“, dass Frau Regitz-Zagrosek und ihre Deutsche Gesellschaft für Geschlechterspezifische Medizin zwischen 2010 und 2015 die „Partner der Initiative“ waren. Auch auf der Coca-Cola-Homepage wird die Zusammenarbeit nur noch in der Vergangenheitsform erwähnt. Die Deutsche Gesellschaft für Geschlechterspezifische Medizin hat ebenfalls reagiert: Die gesamte Rubrik zu „Hör auf dein Herz“ ist verschwunden, mitsamt des Informationsmaterials von Coca-Cola (Coca-Cola bezahlt wissenschaftliche Studien: Junk Food ist gar nicht ungesund! (Video)).

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Flüssige Krankmacher

foodwatch begrüßte, dass die Zusammenarbeit zwischen Coca-Cola und dem Uni-Klinikum nun endgültig eingestellt wurde.

Ausgerechnet der größte Limo-Produzent der Welt sponserte Projekte zur Vorsorge von Herz-Kreislauferkrankungen – aus Sicht von foodwatch ist dass, als ob Marlboro Forschung zu Lungenkrebs unterstützen würde (Gehirnschädigende Inhaltsstoffe in Industrienahrung: Junk Food macht dumm).

Zuckergetränke wie Coca-Cola sind flüssige Krankmacher, sie fördern Übergewicht, Diabetes und auch Herzerkrankungen.

Diese Debatte will Coca-Cola unbedingt vermeiden – das Sponsoring von Gesundheits- und Sportprojekten ist nur ein Feigenblatt, um von der eigenen Verantwortung abzulenken (Geben Sie Ihrem Baby Cola! (Videos)).

Literatur:

Die Ernährungsfalle: Wie die Lebensmittelindustrie unser Essen manipuliert – Das Lexikon von Hans-Ulrich Grimm

Food, Inc. – Was essen wir wirklich?

Opium fürs Volk: Natürliche Drogen in unserem Essen von Udo Pollmer

Chemie im Essen: Lebensmittel-Zusatzstoffe. Wie sie wirken, warum sie schaden von Hans-Ulrich Grimm

Quellen: PublicDomain/foodwatch/nexus-magazin.de am 17.03.2016

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