In der Kommune Schloss Tempelhof in Baden-Württemberg entsteht das erste Earthship Deutschlands – ein ökologisches Haus mit Wänden aus Autoreifen, das sich selbst mit Energie versorgt. Erfinder des autarken Wohnkonzepts ist der US-Amerikaner Michael Reynolds.
Die Gemeinschaft Schloss Tempelhof nahe der Gemeinde Kreßberg im Nordosten Baden-Württembergs hat keine Lust auf Mainstream-Konsum. DieFehler, Gruppe existiert nicht! Überprüfen Sie Ihre Syntax! (ID: 2) 140 Mitglieder erforschen alternative Formen des Zusammenlebens. Ihr neuestes Projekt ist der Bau des ersten Earthships Deutschlands. Bislang sind Bauherren mit den Häusern aus recyceltem Material, die auf den amerikanischen
Visionär Michael Reynolds zurückgehen, hierzulande immer am strengen Baurecht gescheitert (Earthships: Autarke Häuser aus Müll (Videos)).
Video: https://youtu.be/Xks8w6iB1rI
Lehmbeschichtete Autoreifen machen Heizung und Klimaanlage überflüssig
Das Earthship wird zu den ökologischsten Häusern Deutschlands zählen: Die Wände beispielsweise sind ideale Thermalspeicher, weil sie aus aufgeschichteten Autoreifen bestehen, die mit Erde gefüllt und mit Lehm verputzt sind. Sie heizen sich tagsüber in der Sonne auf und geben die Wärme nachts wieder ab. Selbst bei Minusgraden soll die Temperatur im Earthship selten unter 23 °C fallen. Im Sommer sorgen Ventilationsschächte und Lüftungsfenster für Kühlung. Energiefresser wie Heizung und Klimaanlage sind überflüssig.
(28 Bewohner der Gemeinschaft Schloss Tempelhof ziehen in das Earthship ein. Das ökologische Haus kostet 298.500 €)
Photovoltaikanlage sorgt für Stromversorgung
Überflüssig ist auch der Anschluss ans Stromnetz. Denn das Earthship erzeugt mit einer Photovoltaikanlage genügend Energie, die es in Batterien speichern kann. „Mit energetischer Autarkie und radikal nachhaltigem Bauen setzt das Projekt neue Maßstäbe“, sagt Roman Huber, Vorstand der Stiftung Schloss Tempelhof und Bauherr. Das fertige Earthship soll 28 Menschen Küche, Duschen, Toiletten sowie Wohn- und Esszimmer bieten. Sie stellen daneben Bauwagen und Jurten als private Zimmer auf.
Insgesamt kostet das Earthship 298.500 €. Zwei Drittel bringt die Gemeinschaft Tempelhof auf, ein Drittel finanziert sie über Spenden. Später soll das Haus auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Huber: „Wir wollen Leben und Lernen verbinden.“
(Die der Sonne zugewandte Fassade ist verglast: Im Inneren können Bewohner Kräuter, Gemüse und Obst anbauen)
Kräuter, Gemüse und Obst aus dem eigenen Gewächshaus
Das Earthship soll den Bewohnern auch bei der Nahrungsbeschaffung helfen: Die der Sonne zugewandte Fassade ist verglast, sodass sich ein Flur im Inneren kurzerhand in ein Gewächshaus für Kräuter, Gemüse und Obst verwandelt. Gleichzeitig lässt sich dort Abwasser filtern.
Video: https://youtu.be/M8R9V6CiGOM
Unabhängig vom Wassernetz wird das deutsche Earthship allerdings nicht sein. Aus baurechtlichen Gründen muss es der Bauherr an Wasserversorgung und Kanalisation anschließen – ein kleiner Dämpfer, der im ursprünglichen Konzept von Reynolds nicht vorgesehen ist. Denn eigentlich will der 69-Jährige, dass die Häuser komplett autark sind: „Du brauchst keine großen Unternehmen oder korrupte Regierungen, die mit den Unternehmen unter einer Decke stecken und dich mit dem versorgen, was du brauchst – oder besser: Von dem sie dir sagen, dass du es brauchst.“
Literatur:
Neue winzig kleine Häuser von Mimi Zeiger
Wo ein Wille, da ein Weg: Naturheilwissen, Erfahrung und Kräuterpraxis – des Agrar-Rebellen von Sepp Holzer
Meine eigene Samengärtnerei von Constanze von Eschbach
Der eigene Naturkeller von Mike & Nancy Bubel
Das Ende der Großen: Zurück zum menschlichen Mass von Leopold Kohr
Quellen: Schloss Tempelhof/ingenieur.de vom 18.08.2015