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Das unerklärliche Rätsel der lebenden Mumien-Mönche

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Er saß im Lotussitz: In der Mongolei wurde der mumifizierte Körper eines Priesters entdeckt, der auf dem Schwarzmarkt

verkauft werden sollte. Gläubige behaupten, der Mann sei nicht tot, er meditiere.

Die Behauptung ist ungeheuerlich

. Aber eigentlich gibt es bis jetzt keinen einzigen Beleg, außer der eigenwilligen Interpretation eines buddhistischen Gelehrten. Der aber sorgte dafür, dass aus einem Ende Januar entdeckten mumifizierten Leichnam eine Weltsensation wurde.

Ganhugiyn Purevbata, Professor an dem von ihm gegründet Mongolien arts of Buddh ist in Ulan-Bator, behauptet nämlich, dass es sich bei dem mumifizierten Mann nicht um irgendwen handeln würde, sondern um einen Lama, einen hohen buddhistischen Priester. Und er behauptet noch etwas: dass der mumifizierte Priester noch lebt. Die Tatsache, so zitiert die "SiberianTimes" Purevbata, dass der Priester in der Lotus-Position sitze, die linke Hand geöffnet habe, die Rechte in der Haltung des Predigers, sei ein “Zeichen, dass der Lama nicht tot ist, sondern in einer sehr tiefen Meditation, die einer alten Tradition der buddhistischen Lamas entspricht.”

Entdeckt wurde die Mumie in einem kleinen Haus in der mongolischen Provinz Songino Khairkhan. Dort hatte sie ein 45-jähriger Mann namens Enhtor versteckt. Der sitzt jetzt hinter Gittern. Denn Enhtor, so die zuständige Polizei, habe die Mumie gestohlen, in der Absicht, sie außer Landes zu schaffen und sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Das aber kann ihn teuer zu stehen kommen: Der Schmuggel mit Gegenständen aus dem mongolischen Kulturerbe wird mit Geldstrafen von bis zu drei Millionen Rubel, umgerechnet etwa 40.000 Euro, geahndet oder mit Haft von bis zu zwölf Jahren.

Für gläubige Buddhisten des Landes aber ist die etwa 200 Jahre alte Mumie viel mehr als bloß ein Kulturgut. Für sie ist sie die Hülle eines Menschen, der in einem ganz besonderen Verhältnis zur geistigen Welt steht, nämlich für einen Menschen im Bewusstseinszustand namens “Tukdam”, der letzten Stufe auf dem Weg zu Buddha, der höchsten Stufe der Spiritualität.

Das Ritual der Selbstmumifizierung

Die Mumie wird jetzt im nationalen Forensik-Zentrum in Ulan-Bator untersucht. Warum ist der Körper des Mönches so unversehrt? Diente die Tierhaut, in die er gehüllt ist, der Konservierung? Sorgten besondere Salze im Boden dafür, dass er nicht verweste? Warum starb er im Lotussitz? So viele Fragen, so viele Rätsel, die vermutlich nicht so bald beantwortet werden.

Tatsächlich ist das Phänomen nicht neu: Von buddhistischen Mönchen in Japan ist eine Methode der Selbstmumifizierung bekannt, Sokushinbutsu genannt. Sie geht auf den 835 verstorbenen Priester Kuukai zurück. Er lehrte, dass der Weg zur Erleuchtung durch extreme Schmerzen und Selbstverleugnung führe. Seit 1903 ist das Ritual in Japan verboten. Allerdings gibt es noch heute eine Reihe von japanischen Klöstern mit auf jene Art mumifizierten Priestern. Die Qualen, die sie erlitten haben, müssen unerträglich gewesen sein. Die Prozedur bestand aus einer extremen Diät, verbunden mit Selbstkasteiungen und der Einnahme von Giften, die verhindern sollten, dass der Körper von Maden gefressen wird.

Für den letzten Abschnitt des Rituals setzte sich der Priester in der Lotusposition in eine Gruft, die kaum größer war als sein Körper. Durch eine Röhre bekam er Luft. Mithilfe einer Glocke signalisierte er, dass er noch am Leben war. Kam kein Glockenton mehr, wurde die Gruft versiegelt. Insgesamt 1000 Tage sollte er darin verbringen. Nach Ablauf der Frist wurde sie geöffnet. War sein Leichnam unverwest, wurde er als Buddha im Tempel präsentiert.

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Der 1927 verstorbene Mönch soll noch immer die Augen bewegen

Ob sich der Mönch, dessen mumifizierter Körper jetzt in der Mongolei entdeckt wurde, diesem unterzogen hat? Das muss die Wissenschaft noch klären. Schon jetzt aber wird spekuliert, um wen es sich dabei handeln könnte: vermutlich der Meister eines Lamas namens Dorzho Itigilow.

Lama Dorzho Itigilow zieht seit 2002 Millionen Pilger in das Kloster Ivolginsk in der Steppe der russischen Republik Burjatien. Dabei ist er schon seit 1927 tot. Zumindest nach herkömmlicher Vorstellung, denn für viele Buddhisten ist der Gelehrte, der 50 philosophische Abhandlungen und ein pharmakologisches Standardwerk geschrieben hat, weiter am Leben. Und eigentlich hat auch die Wissenschaft noch keine Erklärung für das unglaubliche Phänomen.

Als Itigilow 1927 spürte, dass sein Ende nahte, soll er darum gebeten haben, ihn nach 30 Jahren wieder aus dem Grab zu holen. Die Mönche begruben den Mann, der im Lotussitz starb, in einer Holzkiste. Aber erst 2002, 75 Jahre nach seinem Tod und nach Ende der religionsfeindlichen Sowjetzeit, wurde die Leiche öffentlichkeitswirksam exhumiert. Sie wies kaum Verwesungserscheinungen auf. Und nicht nur das: Das Gewebe war weich, die Gelenke elastisch, der Körper hatte nichts von einer herkömmlichen Mumie. Der Körper erinnerte mehr an einen lebendigen als einen toten Mann.

In einer im vergangenen Jahr ausgestrahlten ZDF-Dokumentation über Itigilow äußerte sich Alexander Chatschaturow von der Moskauer Chemisch-Technischen Universität. Er behauptete, Itigilow würde sogar auf seine Umgebung reagieren, ab und zu den Mund und die Augen öffnen. “Wenn ein System von sich aus aktiv ist”, sagt der Wissenschaftler, “dann kann man sagen: Es ist lebendig.”

“Im Universum existiert eine Lücke”

Unwidersprochen sind seine Aussagen nicht. Rechtsmediziner verweisen auf die Möglichkeit, dass eine Leiche mit Bewegungen auf Temperaturunterschiede reagiert. Auch die 160 vor Christus verstorbene chinesische Adelige Xin Zhui wies bei ihrer Obduktion 1971 Symptome eines lebenden Körpers auf. In ihren Adern wurde sogar noch Blut gefunden. Aber sie lag in einer Flüssigkeit, die ihrer Zersetzung entgegenwirkte. Warum ihre Gelenke noch beweglich waren, lässt sich dennoch bis heute nicht erklären.

Eine ausführliche rechtsmedizinische Untersuchung der Mumie des Mönches von Ivolginsk könnte seinen Zustand vielleicht doch irgendwann wissenschaftlich erklären. Dafür müsste der Körper freigegeben werden. Das aber lehnen die Mönche ab.

Für viele Gläubige besteht ohnehin kein Zweifel an Itigilows Lebendigkeit. Seit 2002 sitzt er in einem Schrein in Ivolginsk, wo er regelmäßig ausgestellt wird. Die Menschen legen Tausende von Kilometern zurück, um ihn zu sehen, in der Hoffnung auf seine positive Kraft. Für die Mönche des Klosters besteht die nicht in irgendeiner Magie. Itigilow würde den Menschen zeigen, dass ihre Möglichkeiten grenzenlos seien, dass ihre innere Welt viel reicher sei, als sie denken, “viel reicher, als die äußere materielle Welt”, sagte Itigilows Nachfolger Daschi Aujuscheew in dem ZDF-Film. Und er versucht, auf seine Art das Phänomen zu erklären, für das die Wissenschaft noch keine einleuchtende Erklärung hat: “Im Universum, in der Zeit existiert eine Lücke”, sagt er. “Itigilow hat diese Lücke gefunden, sein Körper existiert in dieser Lücke, deshalb spielt Zeit für ihn keine Rolle.”

Ob der mumifizierte Mann, der jetzt in der Mongolei gefunden wurde, ebenso berühmt wird wie die seines angeblich Schülers, darüber lässt sich nur spekulieren. Vorerst bleibt sie ein Rätsel und der Anlass für Mutmaßungen, die einen Spalt öffnen in eine Welt, in Gedankenspiele und Glaubensüberzeugungen, die so fremd sind und die dennoch existieren.

Quellen: The Siberian Times/Morning Newspaper/WeltOnline vom 07.02.2015

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