Freitag, April 19, 2024
StartPolitikEuropaDen Deutschen wird Syrien zu heiß: Luftwaffe fürchtet S-300-Raketen – und flüchtet

Den Deutschen wird Syrien zu heiß: Luftwaffe fürchtet S-300-Raketen – und flüchtet

Ohne Angabe von Gründen hat Berlin den Einsatz deutscher Tornados in Syrien und im Irak gestoppt. Bis Oktober 2019 sollen alle Jets aus dem Nahen Osten zurück nach Deutschland verlegt werden. Die Zeitung „Swobodnaja Pressa“ hält den schnellen Rückzug für plausibel: Wegen russischer S-300-Systeme sind Einsätze in der Region viel zu heikel geworden.

Anfang Oktober meldete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Regierungskreise, dass der Einsatz der Tornado-Aufklärungsjets über dem Irak und Syrien sowie die Luftbetankung eigener und alliierter Jets durch ein deutsches Tankflugzeug  2019 endgültig auslaufen und weiter nicht mehr verlängert werden sollen.

Dass das Bundesverteidigungsministerium sich zum Einsatzstopp der Bundeswehr-Tornados im Nahen Osten nicht weiter äußert, ist irgendwie verständlich. Es handelt sich schließlich mehr um eine Flucht als um einen Rückzug. Offenbar hat die deutsche Führung nach Einschätzung der Lage in Syrien beschlossen, weder die deutschen Mannschaften noch die Maschinen zu riskieren.

Bevor Russland die syrische Flugabwehr massiv verstärkt hat, war eine solche Entscheidung vonseiten der Bundesregierung undenkbar gewesen. Vor der Lieferung der S-300-Systeme hatte die Bundeswehr ihre Verpflichtungen im Rahmen der sog. Anti-IS-Koalition stets sorgfältig erfüllt.Die Verpflichtungen waren allerdings vergleichsweise bescheiden: Deutsche Tornados flogen keine Kampf-, sondern Aufklärungsmissionen über Syrien und dem Irak. Am 1. Dezember 2015 hatte der Bundestag den Einsätzen zugestimmt. Das Mandat galt zunächst für ein Jahr. 134 Millionen Euro wurden für die Nahost-Mission der deutschen Luftwaffe bereitgestellt.

Fünf speziell für Überwachungseinsätze ausgerüstete Tornados wurden auf die türkische Incirlik Air Base verlegt. Im Januar 2016 begannen dann die Flüge zur Aufklärung von Stellungen und Nachschubwegen des IS.

Wie effektiv die Einsätze der deutschen Tornados waren, ist nicht bekannt. Aber angesichts dessen, dass die Koalitionspartner kurz vor dem planmäßigen Auslaufen des deutschen Mandats die Bundesregierung baten, die Mission zu verlängern, kann angenommen werden, dass die Bundeswehr sehr wichtige Erkenntnisse an die amerikanischen, britischen und französischen Kampfgeschwader lieferte.Eine Intensivierung der Bundeswehr-Mission in Syrien zeichnete sich im September ab. Wie die „Bild“-Zeitung berichtete, versuchte Washington die deutsche Führung dazu zu bewegen, die Luftwaffe auch an Kampfeinsätzen gegen syrische Regierungstruppen zu beteiligen.

Ein amerikanischer Militärattaché habe die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in einem persönlichen Gespräch im Bundesverteidigungsministerium davon überzeugen wollen, schrieb das Blatt. Als Begründung musste der von den „Weißhelmen“ in Syrien zu inszenierende C-Waffen-Einsatz herhalten.

Dass die „Weißhelme“ – die angeblichen Retter der syrischen Zivilbevölkerung – ihr Vorgehen mit Washington aufs Engste abstimmen, belegen unter anderem mehrere Berichte des „CNN“.Demnach hatten amerikanische Geheimdienste bereits zum 1. September eine Liste syrischer Ziele vorbereitet, die angegriffen werden sollten, sobald die „Weißhelme“ ein Video von einem „weiteren blutigen Verbrechen des Assad-Regimes“ im Internet veröffentlicht haben.

Die deutsche Bundeskanzlerin von der Notwendigkeit der Beteiligung der Bundeswehr an Kampfeinsätzen gegen syrische Truppen zu überzeugen, wäre übrigens keineswegs einfach gewesen. Als die USA, Großbritannien und Frankreich im April dieses Jahres syrische Einrichtungen ohne UN-Mandat bombardierten, hatte Frau Merkel eine solche Beteiligung abgelehnt.

Die Aufklärungsmissionen der deutschen Tornados setzten sich indes auch nach dem unrechtmäßigen Angriff der Anti-IS-Koalition gegen Syrien fort – als deutscher Beitrag zur „gemeinsamen Sache“: dem Sturz Assads (nicht des IS).

Seit einiger Zeit hilft die Bundeswehr den amerikanischen, britischen und französischen Kampfgeschwadern noch auf einem anderen Weg: Mit ihrem Tankflugzeug Airbus A310 MRTT stellen die Deutschen die Luftbetankung der Kampfjets sicher.

Bis vor kurzem waren sowohl die Aufklärungs- als die Betankungseinsätze für die Bundeswehrcrews relativ ungefährlich, fanden sie doch in Höhen statt, wo die tragbaren Flugabwehrsysteme der Terroristen sie nicht erreichen konnten.

An die Einrichtungen, die von der russischen Flugabwehr geschützt werden, trauten sich die Bundeswehr und ihre Koalitionspartner ohnehin nicht heran. Und was die syrische Flugabwehr angeht, so konnte auch sie der West-Koalition nicht wirklich gefährlich werden, weil ihre Waffensysteme größtenteils veraltet sind.

Aber gegenwärtig ist die Lage sehr viel komplizierter: Selbst die US-Amerikaner sind wegen der Verlegung der russischen S-300-Systeme nach Syrien (24 Startplattformen mit je 20 Abwehrraketen) sehr beunruhigt.Und dies, obwohl die US Air Force neben den F-15 und F-16-Jets auch die Tarnkappenjäger F-22 in Syrien einsetzt. Offenbar begreifen die Verantwortlichen, dass die Radarfähigkeiten der S-300-Systeme gut genug sind, um auch diesen Stealth-Jäger zu erfassen.

Die Entscheidung der Bundesregierung, den Tornado-Einsatz in Syrien zu stoppen, ist daher durchaus nachvollziehbar. Es gilt, die Bundeswehrpiloten zu schützen. Außerdem hat sich bei der deutschen Führung offenbar die Erkenntnis verfestigt, dass es einen Sturz Assads nicht geben wird.

Nur die Amerikaner beharren weiterhin trotzig darauf – als wollten sie der ganzen Welt beweisen, dass sie immer noch fähig seien, ihre Ziele durchzusetzen. Doch die Zahl derer, die das noch glauben, sinkt unaufhaltsam. Wie auch die Wahrscheinlichkeit, in Damaskus eine Marionette zu installieren, die von Washington aus gesteuert werden

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