Donnerstag, April 25, 2024
StartWissenschaftArchäologieDer Erdkern hat einen Jetstream – und er wird immer schneller (Video)

Der Erdkern hat einen Jetstream – und er wird immer schneller (Video)

Der polare Jetstream hoch über unseren Köpfen hat ein Gegenstück im Erdinneren: Etwa 3000 Kilometer unter der Erdoberfläche, auf halber Strecke zum Mittelpunkt der Erde, reicht ein gigantischer Strom geschmolzenen Eisens von Kanada über Sibirien fast bis nach Europa.

Wie die Gruppe um Philip Livermore von der University of Leeds berichtet, hat sich die Geschwindigkeit der Strömung seit dem Jahr 2000 etwa verdreifacht, auf nun zirka 40 Kilometer pro Jahr. Das sei vermutlich die höchste Geschwindigkeit im Inneren der Erde überhaupt, so die Forscher.

Derartige Strömungen geben Aufschluss über die Dynamik des Erdkerns und damit auch des Geodynamos, der das Erdmagnetfeld erzeugt. Womöglich ließe sich auf diesem Weg auch sagen, ob sich das Feld derzeit wirklich umkehrt.

Beobachtet hat Livermores Team den unterirdischen Strahlstrom mit Hilfe der Swarm-Satellitenmission der ESA, bei der drei Satelliten das Erdmagnetfeld mit hoher Genauigkeit vermessen (Wetter: ‚Vermischung der Jahreszeiten‘ – Jetstream überquert Äquator (Video)).

Dabei fielen den Forschern mehrere Regionen im Bereich Alaska und Sibirien auf, in denen sich das Magnetfeld im Erdinneren sehr schnell ändert – verursacht durch Magnetfeldstrukturen, die sich nach Westen bewegen (Erdmantel unter der US-Ostküste trennt sich von der Erdkruste (Video)).

Als Ursache identifizierten sie den über 400 Kilometer breiten Fluss aus geschmolzenem Material, der vermutlich durch einen ähnlichen Mechanismus entsteht wie die Jetstreams der Atmosphäre: dem Zusammenspiel von Druckdifferenzen und der Erdrotation (Erdrotation verändert sich – anders als gedacht).

Anders als bei den atmosphärischen Jetstreams gibt es aber kein südliches Gegenstück des Erdkern-Jets, berichten die Forscher. Dass sich der unterirdische Strahlstrom derzeit so drastisch verstärkt, ist nach Ansicht der Arbeitsgruppe vermutlich Teil eines sehr langen Zyklus der Strömungen im Erdkern, die seit Milliarden von Jahren das Erdmagnetfeld erzeugen.

(Zonen stärkeren Magnetflusses im Erdkern (oben), ihre Veränderungen im Laufe der Zeit (Mitte) und die schneller werdende Westwärtsbewegung des Jetstreams (unten))

„Weitere Überraschungen sind wahrscheinlich“

Über die Ursache dieser seltsamen Strömung im äußeren Erdkern wird noch spekuliert. Die Wissenschaftler vermuten jedoch, dass der Jetstream auf Ungleichgewichte im Flüssigkeitstransport des äußeren Erdkerns zurückgeht. Kleine Veränderungen des Magnetfelds oder des Auftriebs der Metallschmelze könnten ausreichen, um die Strömung in Gang zu halten und sogar zu beschleunigen.

„Interessant ist zudem, dass die Beschleunigung des Jets zur gleichen Zeit stattfand wie die abrupte Umkehr der Rotationsrichtung des inneren Erdkerns“, so die Forscher. „Weitere Überraschungen sind sehr wahrscheinlich“, kommentiert Rune Floberghagen vom Swarm-Projekt der ESA.

  

„Das Magnetfeld der Erde verändert sich ständig und das könnte den Jetstream sogar dazu bringen, seine Richtung zu ändern.“ (Risiko Polsprung: Das Magnetfeld der Erde wird immer schwächer (Video))

Koautor Chris Finlay von der Technischen Universität Dänemarks ergänzt: „Wir wissen mehr über die Sonne als über den Kern der Erde. Die Entdeckung dieses Jets ist ein spannender Schritt zu weiterem Wissen über das Geschehen im Inneren unseres Planeten.“

Literatur:

Erde im Aufruhr von Immanuel Velikovsky

Terra Mystica: Mysterien, Rätsel und Phänomene von Fernando Calvo

Die seltsamsten Orte der Welt: Geheime Städte, Wilde Plätze, Verlorene Räume, Vergessene Inseln von Alastair Bonnett

Video:

Quellen: PublicDomain/spektrum.de/scinexx.de/Livermore et al./ University of Leeds/Nature Geoscience am 21.12.2016

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