Freitag, März 29, 2024
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Deutschland als Abgassünder in Sachen CO2

Co2, Collage // CC-BY

Das bisherige Wirken der Bundesregierung bei Energiewende und den 2020er CO2 Zielen ist ein schädliche, sehr teuere Form der Wirtschaftsförderung ohne substantiellen Effekt auf den CO2 Ausstoss in Deutschland.  Dies ist das Resümee eines

Vortrages beim Start der Klimagespräche in Paris. Dort wurde Lobenswertes beschlossen. Aber Deutschland erreicht mit dem aktuellen Vorgehensweise nicht einmal die einfachen,

niedrigen Ziele für das Jahr 2020″ meint der Buchautor und engagierte Publizist Jürgen Lauber.

Zeitgleich zum Start des Pariser Klimagipfels veranstaltete die landeseigene Sächsische Energieagentur  SAENA  am 30.11.2015 in Dresden ein ganztägiges Fachsymposium Energie 2015 – „Umsetzung der europäischen Klimaschutzziele im Gebäudesektor“ .

Die SAENA ist als Beratungsstelle täglich mit Fragen der Umsetzung der staatlichen Energieeffizienzprogramme befasst.  Sie kennt die praktischen Schwierigkeiten, die einer erfolgreichen Umsetzung der verordneten Vorgaben im Weg stehen. Erfolg ist dabei im Sinne von wirtschaftlicher Tragfähigkeit und tatsächlich CO2-mindernder Wirkung von Investitionen zu verstehen.

 

Klimaschutz-Ziel 2020 als willkommener Anlass für mehr Geschäft 

Bei baulichen Maßnahmen bewegen sich alle Beteiligten im ordnungspolitischen Rahmen des deutschen Bauwesens. Dieser Rahmen hat maßgeblichen Einfluß auf den Erfolg von baulichen Maßnahmen. Wer das Bauwesen versteht und berücksichtigt, hat bessere Erfolgsaussichten. Die staatlich getriebenen Kostensteigerungen beim Bauen sind für alle unvermeidlich. Wenn diese Zusatzkosten die Energiewende sichern und das Klima retten, ist es ein gutes volkwirtschaftliches Investment. Ob der aktuelle staatliche Weg im Kontext des deutschen Bauwesens den Erfolg bei den Klimazielen bringen wird, war die Schlüsselfrage eines 30-minütigen Vortrags am 30.11.2015 um 14.00 Uhr im großen Saal des Deutschen Hygienemuseums in Dresden. Die SAENA hat das als Impulsvortrag mit dem Titel BauUnwesen (www.BauUnwesen.de ) angekündigt.

Zeitlich passend hatten auch kurz vor dem Start des Pariser Klimagipfels drei Ministerien neue bau-/gebäuderelevante Dokumente publiziert. Diese geben ein  aktuelles Bild des staatlichen Wirkens.

Aktueller Stand in Sachen Klimaschutz

In vielen hunderten Seiten und einer unübersichtlichen Zahl von Programmen, Strategien und Plänen, finden sich zahlreiche Statistiken und Grafiken, die Erfolge der Regierungspolitik nachweisen sollen. Viele davon werden von Quellen geliefert, die sehr fragwürdig sind. Eine Hauptquelle ist die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanz. Deren Vorstand besteht aus den Spitzen der Kohle-, Öl- und Gaslobby.  Eine zweite Hauptquelle ist das Marktforschungs-/Beratungsunternehmen Prognos. Das erzeugt Daten im Auftrag und in der Methodik des Bundeswirtschaftsministeriums.

Die Ministeriumsberichte in denen diese Daten verwendet werden, zeichnen sich dadurch aus, dass sie kein Logo, kein Datum und keine verantwortlichen Autoren zeigen (Beispiel Gebäude Energieeffizienz Strategie).

 

Damit sind große Teile der Regierungsdokumentation getrost als PR-Unterlagen zu werten. Für eine objektive Bewertung des aktuellen Standes der Energiewende und der C02-Reduktion gibt es ausreichend Zahlen vom statistischen Bundesamt und daraus abgeleitet auch Grafiken vom Umweltbundesamt. Diese zeigen ein sehr ernüchterndes Bild. Die bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung sind ungeeignet bzw. wirkungslos darin, das C02-Reduktionsziel Deutschlands zu erreichen. Die bisher als erfolgreich scheinenden Jahre sind auf warme Winter zurückzuführen. Der CO2-Ausstoß 2015 liegt auf der Höhe von 2009. Während sich in letzten sechs Jahren kein Trend zu einem Rückgang erkennen lässt, soll in den nächsten Jahren der CO2 Ausstoß um 18% sinken. Realistisch betrachtet kann dieses Ziel nur mit noch wärmeren Wintern und gleichzeitiger Wirtschaftskrise in Deutschland erreicht werden.

Das Bundesumweltamt hat die Schlüsselgrafik erstellt. Die C02-Ziele sind mit „Weiter so“ nicht erreichbar.

 

Quelle: Bundesumweltamt. Die Schlüsselgrafik zeigt es schonungslos. Die CO2-Ziele sind mit „Weiter so“ nicht erreichbar. Weniger CO2 muss Priorität 1 sein und nicht mehr Umsatz.

Die staatlich verordneten Maßnahmen werden von der Bundesregierung trotzdem als Erfolg gesehen. Dies macht nachfolgendes Zitat aus dem Nationalen Aktionsplan Energie Effizienz (NAPE) vom Dezember 2014 deutlich.

„Effizienzinstrumente wie öffentliche Förderungen und ordnungsrechtliche Maßnahmen haben die Effizienzinvestitionen erfolgreich vorangetrieben. Nach einer aktuellen Studie (GWS, Prognos, EWI, 2014) wurden aufgrund der seit 2010 eingeführten staatlichen Effizienzmaßnahmen zusätzliche Nettoinvestitionen von rund vier Milliarden Euro im Jahr 2012 und rund fünf Milliarden Euro im Jahr 2013 getätigt (…)“

preisindex

 

Baupreisindex. Die Verschärfungen der Energie Einsparverordnung (ENEV) in Jahr 2014 und 2016 werden dafür sorgen, dass sich der Trend eher noch verstärkt. Datenquelle: Statistisches Bundesamt / Grafik: BauUnwesen.de

 

Bündnis Bauen

 

Die gestiegenen technischen Anforderungen machen Gebäude teurer und weniger haltbar. Aus dem Abschlussbericht des Bündnis für bezahlbares Wohnen 27.11.2015 von der Ministeriumwebsite.

 

Als Abrundung der Beschreibung der Wirkung  staatlicher CO2-Reduktionsmaßnahmen für Gebäude ist eine Studie des Bauherrenschutzbundes über Versicherungsfälle bei Bauschäden zu empfehlen. Die Anzahl der Versicherungsfälle wegen mangelnder Bauqualität steigt exponentiell. Die Kosten pro Fall steigen linear, bei Ein- und Zweifamilienhäusern im Schnitt auf 60.000 Euro pro Fall. Solche Kostenlasten bringen viele bauende Bürger in existentielle Nöte. Dieses Problem betrifft nur aktuelle Bauherren und diese sind von ihrer Anzahl her für Wahlen nicht relevant.

Fazit

Die bislang verfolgte Methodik des Erreichens der Klimaziele und der Realisierung der Energiewende machen das Leben und Bauen in Deutschland vor allem teurer. Substantiell CO2-reduzierend wirken sie nicht.  Deutschland ist dabei, sich beim Klimaschutz bis auf die Knochen zu blamieren. Dies liegt nicht am Geld oder an mangelnden technischen Fähigkeiten. Es liegt an der Unfähigkeit des Staates, vitale gesellschaftliche Ziele um zu setzen.

Schon Ende 2014 zeichnete sich die Erfolgslosigkeit der bisherigen Maßnahmen ab. Deshalb wurde im Dezember 2014 vom Bundestag der „Nationale Energieplan Energie-Effizienz“ verabschiedet. Es wurde deutlich, dass für Gebäude mehr getan werden muss. Dafür wird 40% der Endenergie  verbraucht. Die am 18.11.2015 von der Regierung beschlossene „Energiewende Gebäude“ ist eine Folgemaßnahme des Nationalen Energieplans des Vorjahres. Die Basis dieser Energiewende ist die neue „Gebäude Energieeffizienzstrategie“. An der Methodik wird nichts geändert, nur der Druck und der finanzielle Aufwand werden weiter erhöht. Es werden weiterhin keine verlässlichen und konkreten Daten über tatsächliche Energieverwendung in Gebäuden erhoben. Es herrscht weiter völlige Intransparenz über die reale Wirkung von Investitionen bei baulichen Maßnahmen. Es wird weiter ins Blaue gebaut. Die einzige Messlatte ist der hypothetische Gebäudeenergiebedarf. Bei Autos hat der ADAC den Faktor 6 zwischen Normangaben der Hersteller und dem Volllastbetrieb ermittelt.  Bei Gebäuden will diese Fakten niemand wirklich wissen. Im Jahr 2020 könnte Deutschland reif sein für einen neuen nationalen Abgasskandal. Und alle haben es gewusst.

Nur mit völliger Transparenz bei Aufwand und Wirkung können wir die Klimaziele erreichen. Wir brauchen eine Investitionseffizienz-Wende. Nicht der Aufwand soll maximiert werden, sondern die reale Wirkung pro Euro. Aber wirkliche Transparenz ist nicht auf der politischen Agenda. Mit Transparenz lassen sich die Bauwirtschaft als Ganzes und einzelne Bauprojekte im Konkreten nicht mehr politisch missbrauchen. Daran sind wir aber besonders in Deutschland  gewöhnt – die Gewohnheit hat uns das Deutsche BauUnwesen beschert. Es optimiert die Vorteile einzelner Bauakteure auf Kosten des Gemeinwohls. Solange das nicht angegangen wird, haben wir auch keine realistische Aussicht darauf, eine Energiewende für Gebäude zu realisieren. Bis dahin wird Leben und Bauen sinnlos teurer. Wir verbrennen aus Bequemlichkeit den Wohlstand und vergeben die Zukunft.

Autor: Jürgen Lauber, CH – Courgevaux / www.JLauber.ch 

Hintergrundinformationen und Links:

Fortschrittsbericht zur Energiewende des Deutschen Wirtschaftsministeriums Dezember 2014  – 182 Seiten 4
Der 4. Monitoringbericht zur Energiewende des  Deutschen Wirtschaftministeriums BMWI November 2015 – 107 Seiten
Nationaler Aktionsplan Energieeffizienz  Beschluss Bundesregierung 3.12.2015
Energie Wende Gebäude : Beschluss Bundesregierung 18.11.2015
Energieeffizienzstrategie Gebäude November 2015  auf Website des Ministeriumswww.BMWI.de   95 Seiten ohne Logo/Autor/Datum

Basisinformation zur Energiewende :

Im September 2010 beschloß der Bundestag die durchschnittliche Verlängerung der Laufzeiten bestehender Atomkraftwerke um durchschnittlich 12 Jahre.  Energiekonzept der Bundesregierung, Beschluss 28.9.2010:

„Der notwendige Umbau der Stromversorgung hin zum erneuerbaren Zeitalter mit der Perspektive 2050 wird diesen traditionellen Energiemix deutlich verändern. Fossile Energieträger und Kernenergie werden eine andere Rolle übernehmen müssen. Im Hinblick auf den Ausbau der erneuerbaren Energien brauchen wir einen deutlich flexibleren Kraftwerkspark / dynamischer Energiemix . Ein solcher Prozess benötigt nicht nur Zeit, sondern muss auch wirtschaftlich vernünftig ausgestaltet werden. Um diesen Übergang zu gestalten, brauchen wir noch zeitlich befristet die Kernenergie und werden deshalb die Laufzeiten um durchschnittlich 12 Jahre verlängern.“

Im Juni 2011 beschließt der Bundestag den kompletten Ausstieg aus der Atomkraft bis 2022. Im März 2011 hatte ein Tsunami das Atomkraftwerk Fukushima zerstört.

Verteiler: Neopresse

 

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