Donnerstag, April 25, 2024
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Die dünnen Fäden der Zivilisation

Tucker Carlson, ein sehr prominenter Moderator von FOX-News, dem konservativen Platzhirsch in der Medienlandschaft Amerikas, bekam kürzlich Besuch von sogenannten «Protestlern», die ihn beleidigten, vor seiner Haustür in der Nacht Tumult anstifteten und schließlich sogar versuchten, gewaltsam in seine Wohnung einzudringen. Carlsons Frau war allein Zuhause und flüchtete sich tiefer ins Haus, wo sie die Polizei rief. Die Washington Post hat das Video veröffentlicht, das  die versammelten sogenannten Antirassisten vor seinem Haus zeigt.

Die radikale Linke in den USA verfällt in den selben Modus, den man auch aus Deutschland und Westeuropa kennt. Angriffe und nächtliche Besuche bei Journalisten, Politikern und Leuten, mit denen man nicht einer Meinung ist, sind bisher eigentlich das Metier der europäischen Antifa gewesen. Die Degeneration der politischen Diskursregeln ist hier schon länger Normalität, während die USA gerade erst erleben dürfen, was es bedeutet, wenn sich extremistische Gruppierungen innerhalb eines Staates als Speerspitzen ihrer Parteien in den innerpolitischen Diskurs einmischen.

Schwung nach Berlin

Angriffe auf AfD-Politiker gehören ja in Deutschland zur guten Sitte innerhalb der politischen Linken, die sich ganz bewusst nicht von den Linksextremisten distanzieren will, weil sie bisher von ihnen profitierte (Angela Marquardt – Die SPD brauch die Antifa im Kampf gegen rechts).Und das, obwohl die extremistische Linke auch nicht vor Mord zurückschreckt, wie die Tötung von Gerhard Kaindl 1992 zeigte. Auch die RAF ist ja nun eine genuin linksextreme Gruppe gewesen. Der Mythos vom friedlichen Linksextremisten, der ja nur Gegenstände zerstört, ist genau das – ein Mythos. Die Geschädigten der Hundertschaften bei der Polizei und die verletzten Politiker von Parteien rechts der Mitte, manchmal trifft es sogar welche links der Mitte, könnten ein Liedchen davon singen. Dass die momentanen Parteien der Regierung hier keine klare Abgrenzung vornehmen und diesem Unkraut viele Freiräume geben, ist bedauerlich und beschämend. Denn zumindest schleicht sich die Vermutung ein, dass auch die SPD und andere Parteien des linken Spektrums von entfesselten Extremisten nicht verschont bleiben, weil diese ihren ganzen eigenen Film abspielen, der nicht wirklich etwas mit der Realität zu tun hat.

Und dass ich hier einen Innensenator Geisel mal ein ganz klein wenig in Schutz nehmen muss, den ich ansonsten für den schlechtesten und schlimmsten SPD-Politiker Berlins nach Michael Müller halte, ist schon sehr bedauerlich. Schließlich hat er ja kein Problem mit Islamisten und anderen Radikalen bei #Unteilbar zu demonstrieren, solange es gegen «Rääächts!» geht. Er fälschte womöglich die Kriminalitätsstatistik und hat das Charisma eines überfahrenen Igels, was ihn zu einer gut bezahlten Fehlbesetzung für sein Amt macht. Aber dass ihm dann die eigene Antifa oder andere linksextreme Klappspaten das Bürgerbüro mit pinker Farbe verunstalten, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Vielleicht wird Herr Geisel in Berlin ja bald verstehen, dass man sich mit den gewaltbereiten Extremisten und den Radikalinkskis aus dem eigenen Lager nicht unbedingt gemein machen muss. Selbst wenn es um solche Sonderfälle wie die paar Verwirrten mit Reichsflaggen geht, die einer Holocaustleugnerin ein Geburtstagsständchen singen.

Herr Geisel mag vielleicht eine personelle, menschliche und politische Luftpumpe sein. Aber man sollte für ihn beten, dass er die Einsicht gewinnt, dass die Zivilisation auch ein Vertrag mit den Bürgern ist. Das schließt auch die Bürger von der anderen Seite ein, genauer von der demokratischen Rechten, die er so gerne bekämpft.  Im Kampf gegen die Gewalttäter, also die politischen Extremisten, sollte er eigentlich auf der gleichen Seite stehen wie seine blauen und schwarzen Kollegen im Parlament.

Dieser Beitrag erschien zuerst hier

Bild: Pixabay

@jouwatch

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