Donnerstag, März 28, 2024
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Doppelagent beim BND: 3.500 Agenten verraten

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Sicherheitsexperten nennen es unerfreulich,

was bei den

Ermittlungen gegen den mutmaßlichen CIA-Spion beim Bundesnachrichtendienst ans Licht kommt. Laut einem Medienbericht soll der im Juli enttarnte Spion beim BND eine Namensliste weitergegeben haben. Darauf standen Tausende Klar- und Decknamen von Agenten.

Der im Sommer 2014 verhaftete mutmaßliche Doppelspion des Bundesnachrichtendiensts (BND) hat offenbar eine Liste mit den echten Namen und den Decknamen von 3500 Agenten entwendet. Das berichtet die “Bild”-Zeitung unter Berufung auf Sicherheitskreise. Damit könnte potenziell mehr als die Hälfte der rund 6500 BND-Agenten enttarnt sein.

Schon jetzt steht klar, dass der Fall von Markus R. weitaus gravierender ist, als bislang bekannt. So soll der BND-Mitarbeiter bereits eineinhalb Jahre früher von der CIA angeworben worden sein, als er bei seiner Festnahme angab. Auch habe er für seine Agententätigkeit für die Amerikaner nicht 25.000 Euro, sondern 75.000 Euro erhalten, da er bereits seit Ende 2010 als Doppelagent arbeitete.

Dazu passt, dass die jetzt bekannt gewordene und als streng geheim eingestufte Liste aus dem Jahr 2011 stammt. Bislang ging man davon aus, R. habe erst seit 2012 für die CIA gearbeitet. Die Liste enthalte die Namen der Agenten der Abteilung “EA – Einsatzgebiete/Auslandsbeziehungen”, heißt es in dem Bericht. Markus R. soll sie zu Hause auf einer privaten Festplatte gespeichert haben. Der Datenträger sei bei einer Durchsuchung im Sommer sichergestellt und erst jetzt systematisch ausgewertet worden.

Markus R. wird vorgeworfen, mindestens 208 BND-Dokumente an den US-Geheimdienst verkauft zu haben. Ob er auch die Agentenliste verkauft hat, ist noch unklar.

Der 31-Jährige arbeitete in der Registratur der Abteilung “Einsatzgebiete Ausland”. Sie ist für die Kommunikation mit den Residenten des BND im Ausland und den Kontakten zu Partnerdiensten anderer Länder verantwortlich. Anfang Juni wurde er festgenommen.

Der BND wollte sich am Mittwoch mit Hinweis auf das bei der Bundesanwaltschaft laufende Ermittlungsverfahren nicht zu den neuen Erkenntnissen äußern. Auch die Ermittlungsbehörde in Karlsruhe wollte aus diesem Grund keine Stellungnahme abgeben. Der für Spionageabwehr zuständige Innenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte: «Ich kann diese Information weder bestätigen noch dementieren.»

Verwundert äußerte sich der Karlsruher Anwalt des Beschuldigten, Klaus Schroth: «Das, was hier behauptet wird, kenne ich nicht», sagte Schroth der Deutschen Presse-Agentur. Er gehe davon aus, dass die Auswertung aller Dokumente noch mehrere Monate in Anspruch nehme, so dass die Bundesanwaltschaft möglicherweise erst im Frühsommer Anklage erheben werde. Inzwischen gebe es auch Gutachten von Sachverständigen.

Zum Verhängnis wurde dem mutmaßlichen Spitzel eine unverschlüsselte E-Mail von einem Google-Mail-Konto. Ende Mai sandte er eine Nachricht an das russische Generalkonsulat in München, dort bot er sich ebenfalls als Zuträger an.

Nach Informationen wurde Markus R. aus der US-Botschaft in Wien gesteuert. CIA-Agenten sollen von ihm bei mehreren konspirativen Zusammenkünften in Salzburg geheime Dokumente bekommen haben. Die Bundesanwaltschaft will seinen mentalen Zustand analysieren lassen. Nach Recherchen leidet Markus R. an einer Behinderung. Grund ist ein Impfschaden, den er im Alter von einem Jahr in der DDR erlitten hat.

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