Freitag, März 29, 2024
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Dr. Illig: „Frankenkaiser Karl der Große hat nie gelebt!“ – zur Erinnerung

karl der große

Ein Interview mit dem umstrittenen Außenseiter der Geschichtsforschung über die lange Tradition von Betrug, Fälschung und offener Interpretation der Geschichte.

Ganze 297 Jahre des frühen Mittelalters sind erfunden, behauptet der Privatgelehrte aus Gräfelfing bei München. Nach seinen Forschungen reicht

„die fiktive Zeit von September 614 bis August 911“. Ein künstlicher Zeitraum, der „keine reale Geschichte enthält, so dass er ersatzlos zu streichen und die Zeit davor und danach direkt oder mit nur geringem Abstand 

aneinanderzufügen ist“

Demnach schreiben wir heute anno

 1716.

Mehr noch: Laut Illig ist der Gründervater Europas, Frankenkaiser Karl der Große (768 bis 814), ebenfalls reine Fiktion, hat nie gelebt. Archäologische Spuren sind aus diesem Zeitraum kaum vorhanden, dafür haufenweise Urkunden. Aber die wurden im Früh- und Hochmittelalter so exzessiv gefälscht, dass selbst Historiker von einem „Zeitalter der Fälschungen“ sprechen. Natürlich versuchen die Mediävisten, die Mittelalterforscher, den inzwischen 52-jährigen Illig als Spinner abzutun. Mit wenig Erfolg.

Illigs Buch „Das erfundene Mittelalter“ (Econ Verlag) wurde seit 1996 mehr als 50 000 mal verkauft. Auf dem Internationalen Mediävisten-Kongress im März dieses Jahres in Leipzig wurden Illigs Thesen öffentlich, aber ergebnislos diskutiert. Immerhin regt sich erste Nachdenklichkeit: So wurde Illig von der Leipziger Professorin für Baugeschichte, Ingeborg Flagge, zu einem Vortrag im „überfüllten Audimax“ (Illig) eingeladen. Flagge ihrerseits bekannte, so Illig:

„Ich habe Ihr Buch gelesen und müsste es widerlegen können. Ich kann es aber nicht.“

Ein Grund für die Vorurteile der Geschichtsforscher gegen Illig liegt wohl darin, dass er nicht vom Fach ist: Seine Kenntnisse in Astronomie, Archäologie, Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft und Architektur hat er sich jahrelang autodidaktisch angeeignet.

Studiert hat Illig Mathematik, Physik und Betriebswirtschaft. Bis zu seinem 41. Lebensjahr arbeitete er als Systemanalytiker und Projektleiter bei der Bayerischen Landesbank in München. Nebenher publizierte er über den Wiener Kulturhistoriker Egon Friedell, über den er auch seine Doktorarbeit an der Universität Bremen schrieb. 1988 tauschte er seinen Bankjob gegen das Dasein eines wissenschaftlichen Autors, Kleinverlegers und Herausgebers seiner Zeitschrift »Zeitensprünge«. Jetzt hat er in einem weiteren Buch mit dem Titel „Wer hat an der Uhr gedreht?“ seine Behauptungen erweitert: Nicht nur Europa ist von dieser groß angelegten Geschichtsfälschung betroffen, sondern gleich „die gesamte Alte Welt ? von Island bis nach Indonesien“.

Herr Dr. Illig, welche Mächte waren im Mittelalter in der Lage, einfach 300 Jahre in die Weltgeschichte hineinzufälschen?

Zunächst wurde ein Gerippe vorgegeben, das im Laufe der Zeit weiter ausgeschmückt wurde. Dieses Gerippe entstand unter dem sächsischen Kaiser Otto III., der nach herkömmlicher Zeitrechnung von 980 bis 1002 lebte, nach meinen Berechnungen jedoch im siebten Jahrhundert. Otto III. war ein Schwärmer, der davon träumte, Endzeitkaiser zu sein, also Herrscher der für die Christenheit so wichtigen Jahrtausendwende. Nach christlichem Glauben sollte dem Jahr 1000 das friedliche Jahrtausend vorm Jüngsten Gericht folgen. Sein Lehrer, Papst Silvester II., half ihm bei der Zeitverschiebung ? und auf einmal befand man sich am Ende des zehnten Jahrhunderts. Zugleich fand die Umstellung der Zeitrechnung auf Christi Geburt statt. Schon bald wurden die Fälschungen Allgemeingut und durch folgende Generationen immer weiter ausgeschmückt.

So etwas konnte ein mittelalterlicher Monarch einfach so verfügen?

Vergessen Sie nicht, dass ein Kaiser wie Otto III. zu jener Zeit praktisch allmächtige Befugnisse hatte? er hatte sogar „seinen“ Papst auf den Stuhl Petri gehoben. Papst Silvester II. galt als klügster Mann seiner Zeit. Er hatte bei den Arabern das Rechnen sowie den Umgang mit Astrolabien gelernt, mit denen man die Sternenpositionen messen, mithin also auch Kalendarien erstellen kann.

Bei aller Macht, die Kaiser und Papst hatten ? wie konnten sie die gesamte zivilisierte Welt mit einer neuen Zeitrechnung gleichschalten? Reichte ihr Einfluss so weit?

Otto III. hatte eine byzantinische Mutter, Theophano. Und Byzanz wiederum verfügte über die beste Verwaltung der damaligen Zeit. Dort hatte beispielsweise Kaiser Konstantin VII. (905 bis 959) im gesamten byzantinischen Reich sämtliche alten Schriften in einer neuen Schrift verfassen und die alten Kodizes verschwinden lassen. Konstantin VII. ist es also gelungen, den Blick auf die Zeit vor ihm so zu manipulieren, dass wir diese Ära nur durch seinen Filter sehen können. Wir haben kaum mehr Möglichkeiten, diese Sachen zu hinterfragen.

Die Byzantiner hatten demnach bereits Erfahrungen mit groß angelegten Fälschungen?

Nicht nur die Byzantiner. Auch in Europa war das Urkundenfälschen offenbar an der Tagesordnung. Das bestätigt inzwischen auch einer meiner Hauptgegner, der Bonner Mediävist Professor Theo Kölzer: Von 262 überlieferten Urkunden Karls des Großen hält er 104 für wahrscheinlich unecht. Und von den 193 Merowinger-Urkunden sind sogar zwei Drittel falsch.

Weshalb wurde so oft gefälscht und wer waren die Fälscher?

Hauptsächlich ging es um „Beweismittel“ in Rechtsstreitigkeiten um Besitzungen. Die meisten Quellen, die uns heute historische Informationen über das Mittelalter bieten, stammen aus kirchlicher Hand. So konnte die Manipulation von geschichtlicher Überlieferung organisiert werden. Unsere eigenen Kenntnisse über den Zeitraum zwischen dem siebten und zehnten Jahrhundert verdanken wir hauptsächlich solchen Urkunden.

Es gibt keine Bauten oder andere Fundstücke?

Kaum. In den Karls-Urkunden werden 313 Großbauten genannt, die er angeblich für sein Reich aufführen ließ. Also große Klöster, Kirchen und Pfalzen. Diesen Bau hat er mal eingeweiht, dort mal gebaut, hierhin jemanden geschickt, dort einen Abt eingesetzt oder dergleichen. So etwas erfahren wir aus den Urkunden. Fragen wir Archäologen „Was kennst du von diesem jeweiligen Bau?“, dann winken die in mehr als 90 Prozent der Fälle ab und sagen: Wir wissen noch nicht einmal die Lage, geschweige denn, dass wir einen Stein hätten.

Sie meinen, die Schönheit karolingischer Renaissance ist eine Erfindung aus Urkunden?

Ja. Ich erstelle gerade mit meinem Freund Gerhard Anwander eine quantitative Studie für Gesamt-Bayern. Auf dem Tableau stehen 2000 karolingische Nennungen von Ortschaften. Das ist eine ganze Menge. Wenn ich jetzt in die Literatur über Kunstdenkmäler schaue, zeigt sich, dass es maximal 80 Bauwerke zu diesen 2000 Orten gibt. Das sind gerade mal vier Prozent der urkundlichen Erwähnungen, die durch irgendetwas Materielles abgedeckt sind.

Die historische Quellenlage besteht also vor allem aus einem virtuellen Raum von Urkunden und anderen Schriftstücken?

Genau. Das sind ein paar tausend Urkunden, Chroniken, Berichte. Aber sie berichten von einer Realität, die wir kaum mehr verifizieren können.

Sie behaupten also, die historische Forschung bewegt sich im luftleeren Raum?

Solange sie sich ausschließlich auf die schriftlichen Quellen stützt, ja. Die wenigsten Historiker gehen interdisziplinär vor und befragen beispielsweise die Archäologie. Sie nennen so etwas ganz stolz: zeugniskritische Methodik. Mir aber wird vorgeworfen, dass ich mich nicht an diese Methode halte. Das stimmt. Eine Urkunde allein hat für mich keinen hinreichenden Erkenntniswert. Man muss nach materiellen Gegenstücken suchen, nach archäologischen Funden, um den Aussagewert eines Schriftstücks beurteilen zu können.

Fassen wir zusammen: Wir haben einen Monarchen, Otto III., der eine Kalenderumstellung um 300 Jahre begehrt, damit er zur Jahrtausendwende herrscht. Wir haben einen Papst, Silvester II., der das Know-how sowie mit den klerikalen Fälscherwerkstätten die nötigen Produktionsmittel für eine Geschichtsmanipulation liefert. Dann ist Otto III. über seine Mutter mit dem byzantinischen Reich verbunden, das wiederum die notwendige Verwaltungslogistik zur Verbreitung einer neuen Zeitrechnung bereithält. Das klingt weniger nach einer Verschwörung, für die man all dies halten könnte, als nach einem offiziellen machtpolitischen Akt.

Richtig. Mit Verschwörung hat das „erfundene Mittelalter“ schon deshalb nichts zu tun, weil nach dem Sprachgebrauch sich nur der Machtlose gegen die Mächtigen verschwört. Der Mächtige verschwört sich nicht ? er herrscht.

Bis jetzt haben Sie aber nur die möglichen Vorgänge in Europa und Byzanz beschrieben. Sie behaupten jedoch, dass diese jahrhundertelangen geschichtlichen Lücken bis nach Indonesien reichen.

Dieses Phänomen tritt überall dort auf, wo asiatische Länder mit dem Abendland Kontakt hatten und die jeweilige Zeitrechnung synchronisiert worden ist.

Und in die Lücke der europäischen Geschichte wurde die übermächtige Gestalt von Karl dem Großen hineinphantasiert?

Ja. Karl der Große hat nie existiert. Und zwar gerade weil sein Leben so außerordentlich gut belegt ist? was eine Ausnahme darstellt in den „finsteren Jahrhunderten“ des Mittelalters. Seine Biografie ist einfach zu gut belegt. Und was Karl geleistet haben soll, ist in einem Menschenleben gar nicht zu bewältigen. Nach Einführung der neuen Zeitrechnung mussten etwa 300 Jahre zunächst inhaltsleerer Geschichtszeit mit Ereignissen gefüllt werden. Im Laufe der Generationen haben alle möglichen Leute die Legende Karls des Großen für ihre Zwecke genutzt. Sie fälschten Urkunden, in denen Karl ihnen hier eine Liegenschaft, dort Besitztümer zusprach und dergleichen.

Gibt es weitere Anhaltspunkte für die Nichtexistenz des großen Karl?

Karl musste für sein Karolingisches Reich, das sich angeblich von der Elbe über Rom bis zum spanischen Ebro erstreckte, ungeheuer viele Kriege führen. Dafür gab es aber gar keine materiellen Voraussetzungen. Forschungsstand ist, dass es damals keine funktionierende Wirtschaft gab. Die fränkische Geldwirtschaft hatte sich zum Tauschhandel zurückentwickelt. Es gab fast keine Städte, keine Straßen und keinen überregionalen Handel. Trotzdem soll Karl seine zahlreiche Kriege geführt haben und seinem Reich eine ebenso heftige wie kurzlebige Blüte kulturellen Lebens beschert haben.

Nehmen wir an, Ihre Hypothese vom „erfundenen Mittelalter“ wird sich eines Tages wissenschaftlich durchsetzen. Was würde das für uns bedeuten?

Unsere Kalenderrechnung wird sich gewiss nicht ändern. Die bevorstehende Jahrtausendwende wird nicht ausfallen. Daran wäre ich auch gar nicht interessiert. Ich sage einfach: Die Zeit zwischen 614 und 911 wird von den fiktiven Ereignissen geleert und wir wissen, dass dies ein historischer Leerraum ist. Ich muss also diesen Zeitraum nur sauber auskehren, überlegen, wo die Aachener Pfalzkapelle hingehört, die fälschlicherweise in diesen Rahmen gesetzt wurde. Wo sind Handlungen, die dort angesiedelt sind, irgendwann ein zweites Mal erzählt? Sind sie erfunden worden oder irgendwo entlehnt?

Wird unser Wissen über die Vergangenheit zunehmend fragwürdiger?

Auf jeden Fall wird Geschichte noch viel spannender. Wenn wir bei unserer historischen Beschäftigung feststellen, Schriftlichem kannst du nicht trauen, auch nicht der Großgeschichtsschreibung, dann stellt sich irgendwann die Grundsatzfrage: Können wir Menschen uns überhaupt noch aus Geschichte herleiten? Inwieweit können wir uns durch unsere Vergangenheit wirklich selbst erforschen?

Werden wir auf historische Erkenntnisse zur menschlichen Selbstvergewisserung verzichten müssen?

Generell gewiss nicht. Aber wir lernen, wie komplex das Vergangene ist. Und wenn das Vergangene den Menschen widerspiegelt, begegne ich in der Geschichte einer Außenprojektion allem Menschlichen. Der große Kulturhistoriker Egon Friedell sagte einmal: Geschichte ist der Schatten der Gegenwart. Ich stelle fest, Geschichte ist das, was wir wollen. So werden wir Menschen uns selbst erst dann wirklich gut verstehen, wenn wir uns mit all den Verwerfungen innerhalb der Geschichte auseinandersetzen.

Klingt, als ob mit dem Komplexerwerden unseres Menschenbildes auch die Vielschichtigkeit unserer Geschichtsschreibung zunimmt.

Ja, ich glaube, dass auch die Historienforschung einer Art Evolution unterworfen ist.

Geht der Verlauf unserer Geschichtserkundung einher mit unserer Bewusstseinsentwicklung?

Ja, deshalb erscheint das jeweils Vergangene auch stets als gute alte Zeit, in der alles klar und einfach war ? weil wir über diese Geschehnisse inzwischen gedanklich hinausgewachsen sind. Während uns das jeweils Gegenwärtige jedes Mal zu überwältigen droht.

Für die Geschichtsforschung bedeutet das doch, dass wir niemals am Ende, sondern immer wieder am Anfang stehen.

Es werden immer neue Kapitel aufgeschlagen. Wir bringen unser jeweils gegenwärtiges Wissen in unsere Sicht der Vergangenheit ein. Als zum Beispiel in Europa der Grill erfunden wurde und alle Welt an die Flussstrände zog, wurden plötzlich überall in Norddeutschland frühgeschichtliche Grillplätze entdeckt. Und als die ersten Raketen ins All geschossen wurden, konnte jemand wie Erich von Däniken ankommen und uns von Raketen erzählen, die schon vor Jahrtausenden gebaut wurden. Die Vergangenheit bleibt immer auch ein Produkt unseres Gehirns. Sonst würde sie uns auch gar nicht interessieren.

Das erklärt aber noch nicht, weshalb wir uns überhaupt mit Vergangenheit beschäftigen. Der Mensch möchte auf einer langen Leiter der Evolution ganz oben stehen, um sagen zu können: Ich bin die Krone einer Schöpfung.

Die Geschichte als spiegelbildliches Kompendium unserer kollektiven Psyche? Durchaus. Vergessen Sie nicht, dass wir den Zeitablauf auch als etwas Bedrohliches erleben, weil wir unsere Zukunft nicht kennen. Wir haben das Gefühl, nach vorn nur begrenzt gestalten zu können. Aber nach rückwärts haben wir Entfaltungsmöglichkeiten, indem wir Traditionslinien immer weiter verlängern. Nach hinten können wir uns gewissermaßen die Vergangenheit sichern und uns im Zeitablauf verankern. Das hilft gegen unsere Angst, morgen aus der Zeit herauszustolpern und nicht zu wissen: Hat es uns denn je gegeben? Wir wollen erinnert werden. Dazu brauchen wir eine Zeitachse. Und je länger diese Zeitachse ist, um so mehr gewinnen wir selbst an Wert.


Wilhelm Kammeier: Die Fälschung der deutschen Geschichte – Kammeier ist der Klassiker unter den Entdeckern von Geschichtsfälschungen. Die „Dukumente“, auf denen „unsere“ Geschichtsschreibung über die deutsche und europäische Frühzeit, und das Mittelalter fußt, sind zu einem erheblichen Teil Fälschungen. Im 13 Jh. fand eine organisierte „gelehrte“ europaweite Fälschung statt.

 

 

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….schon eigenartig – oder?

.

….danke an Erwin M.

.

Gruß an die Wahrheiten

Der Honigmann

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