Freitag, März 29, 2024
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Drei Mal schlimmer als die letzte: Soros-Kumpan sieht nächste Krise keimen

Sie drehten das erfolgreichste Spekulationsding des 20. Jahrhunderts: 1992 knackten der Finanzprofi Stanley Druckenmiller und sein Kollege George Soros die Bank of England. Wenn sich jemand mit Finanzkrisen auskennt, dann sicherlich diese Beiden.

Innerhalb weniger Tage kassierte das Spekulantenduo vom Quantum-Fonds circa eine Milliarde Pfund durch die Abwertung der britischen Währung. Für die älteste Zentralbank Europas war das eine echte Schmach: Zwei Geschäftemacher verdienen an der Banken- und Währungskrise, machen Beute und kommen ungestraft davon. Mehr noch: 1992 werden Soros und Druckenmiller zu Legenden der Finanzwelt.

Später trennen sich deren Wege abrupt. Druckenmiller liebt die Stille und zieht es vor, im Verborgenen zu bleiben, während Soros schon immer die Lust hatte, große Weltpolitik zu machen.

Ausgerechnet der verschwiegene und geheimnisumwobene Soros-Partner hat vor wenigen Tagen ein Interview gegeben, sein erstes seit Jahren, in dem er sich über die Weltwirtschaft auslässt. Wie aus dem Gespräch hervorgeht, hat der Finanzprofi für die globale Wirtschaft keine guten Nachrichten (und für Donald Trump übrigens auch nicht).Doch das Wichtigste am Interview: Druckenmillers unerwartetes Geständnis, dass die Saat der nächsten Weltwirtschaftskrise nicht nur ausgebracht sei, sondern bereits keime. „Wir haben die Ursachen der letzten Krise genommen und verdreifacht – und zwar auf globaler Ebene“, sagte der Finanzprofi, ohne jedoch zu präzisieren, wen genau er mit dem „Wir“ meint.

Eine Liste derer, die an der Krise schuld sein sollen, hat Druckenmiller auch parat. Was dabei überraschen könnte, ist, dass weder China noch Russland, weder Putin noch die russischen Hacker auf dieser Liste stehen. Verantwortlich für den kommenden Zusammenbruch der Weltwirtschaft ist laut Druckenmiller die amerikanische Staats- und Finanzführung der letzten Dekade – und niemand sonst.

Seine Ansicht formuliert der US-Milliardär nicht als Mahnung, sondern als Urteilsspruch. Er beschuldigt die US-Politiker und die Chefs der Federal Reserve, den Kapitalismus entstellt zu haben, der beim Leitzins nahe null nicht wirklich funktionieren könne. Wegen dieser Entstellung sei die nächste Krise nicht nur unausweichlich, sie werde auch viel massiver ausfallen als die Krise 2008-2009.

Die Versuche, mithilfe neuer Schulden die Probleme zu lösen, die durch alte Schulden verursacht wurden, seien zum Scheitern verurteilt, betont der Milliardär. Und außerdem seien es nicht die Wirtschaftsprobleme allein, die ihm Sorgen machten – ihn beunruhige auch die extreme soziale Ungleichheit, die durch die amerikanische Wirtschaftspolitik hervorgebracht worden sei.

„Der größte Beschleuniger für die soziale Ungleichheit“ sei die ultralockere Geldpolitik der US-Notenbank gewesen, „da gibt es auch nichts zu diskutieren“, sagt Druckenmiller. Damit kritisiert er übrigens die Politik, im Rahmen derer die US-Banken und —Banker mit Staatsgeldern vor dem Bankrott gerettet wurden.

Nebenbei bemerkt: Ein Treiber der künftigen sozialen Eruption ist laut dem Milliardär das Internet, das die Information über die Kluft zwischen Arm und Reich in aller Welt verbreitet. „Schauen Sie nur, innerhalb der letzten 48 Stunden hat es Dutzende Meldungen darüber gegeben, dass das Vermögen von Amazon-Chef Bezos über 150 Milliarden Dollar beträgt. Was soll ein einfacher Bürger davon halten?“ fragt Druckenmiller.

Erschienen ist das Interview mit dem US-Milliardär auf einem relativ unbekannten Internetkanal, dem „Realvision“. Trotzdem hat es sich wie ein Lauffeuer über die meisten Finanzblätter und —portale verbreitet.

Es wird halt immer schwieriger die Propheten der nächsten Finanzkrise als Dummköpfe, Fanatiker oder Verschwörungstheoretiker abzutun. Wenn Finanzprofis über kommende Krisen und soziale Explosionen sprechen, muss man nolens volens auf sie hören.Mehr noch: Dass Druckenmiller bei weitem nicht der erste ist, der vor den kommenden Problemen der Weltwirtschaft warnt, darauf weisen auch die „Bloomberg“-Journalisten hin, die das Interview analysiert haben.

In den letzten Monaten haben schon mehrere einflussreiche Persönlichkeiten von der Wall Street Zukunftsprognosen präsentiert, die nicht weniger düster sind. Der US-Milliardär Kenneth C. Griffin zum Beispiel, Gründer der Citadel Investment Group, mahnte kürzlich, zu hohe Schulden werden „die Saat des künftigen Wirtschaftseinbruchs“ sein.

Die Citadel Investment Group ist ein Hedgefonds, der ein Vermögen von der Größe der gesamten Wirtschaftsleistung solcher Staaten wie Litauen oder Paraguay verwaltet. Undurchdachte Erklärungen geben solche Spieler selten ab, denn die Fehler, die in der Öffentlichkeit begangen würden, kämen ihrem Geschäft teuer zu stehen.

Im vergangenen Juni hat sich der US-Milliardär und Mathematiker Jeffrey Gundlach diesem Chor der Krisenpropheten angeschlossen. Der Inhaber des Vermögensverwalters DoubleLine Capital sagt, die nächste Krise würde durch zu hohe Schulden ausgelöst, und betont, die amerikanischen Staatsschulden wachsen vor dem Hintergrund steigender Dollarrenditen, was „fiskalische Schwierigkeiten“ für Washington bedeuten könne.

Doch das Gefühl, dass auf die Kreditsause eine Wirtschaftsbaisse folgen wird, herrscht nicht nur bei US-Milliardären vor. Auch etablierte Finanzmedien warnen davor.

„Macht euch bereit für die nächste Finanzkrise“, titelte etwa „The Wall Street Journal“ anlässlich des zehnten Jahrestags der Lehman-Brothers-Pleite kürzlich. „Die Lösungsmethoden für die Probleme seit 2008 haben noch mehr Schulden aufgehäuft“, stellt das Blatt fest.

Und dann gibt es noch Marktakteure die keinesfalls öffentlich über Finanzkrisen sprechen dürfen, die sich auf solche Krisen jedoch vorbereiten und deshalb konkrete Schutzmaßnahmen ergreifen müssen. Die Rede ist von den Zentralbanken.

Westliche Analysten stellen jetzt schon einen ungewöhnlichen Anstieg der Goldreserven in Russland, China, Indien und anderen Ländern fest. Selbst die polnische Zentralbank hat zum ersten Mal seit Jahrzehnten angefangen, Gold aufzukaufen – obwohl Polen keine US-Sanktionen samt den daraus resultierenden Risiken drohen.

Die Lage erinnert ein wenig an die „Titanic“: Der Zusammenprall mit dem Eisberg ist schon unausweichlich, doch im Salon spielt noch die Musik. Die meisten Gäste amüsieren sich noch, während einige umsichtige Passagiere die Rettungsboote zu Wasser lassen.Der Schlag der nächsten Finanzkrise wird jeden treffen, doch wenn die „Titanic“ der westlichen Wirtschaft auf den Eisberg prallt, hat unser Beiboot alle Chancen, sich weit genug von der Katastrophe entfernt zu haben.

Quelle!:

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