Samstag, April 20, 2024
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Egon von Greyerz: »Es gibt kein Entkommen«

Am Freitag bekamen wir einen weiteren Satz Zahlen präsentiert, die, obwohl gefälscht, trotzdem die Finanzwelt geschockt haben. Die Beschäftigungszahl außerhalb der Landwirtschaft [in den USA] ist nur um 38.000 gewachsen, viel weniger, als alle Prognosen vorhergesagt hatten. Rechnet man dort 244.000 fiktive Arbeitsplätze und 484.000 Arbeitnehmer hinzu, die gezwungenermaßen von Voll- auf Teilzeitarbeit gehen mussten, dann erhalten wir einen Rückgang um 690.000 Vollzeitarbeitsplätze!

Die Erwerbsbevölkerung ist darüber hinaus seit 2007 um 21 Millionen Menschen gewachsen, aber die aktuelle Zahl der Beschäftigten nur um 5 Millionen, von denen nur 2 Millionen Vollzeit arbeiten. Und die Qualität der Arbeitsplätze nimmt ebenfalls dramatisch ab. Seit 2007 gingen 1,5 Millionen Arbeitsplätze in der Produktion verloren, während zugleich 1,5 Millionen Arbeitsplätze im Bereich Bewirtung (Kellner, Restaurant-Beschäftigte, etc.) hinzukamen.

Aufgrund der Idiotie in der Kalkulation ist die Arbeitslosenquote von 5 % auf 4,7 % gefallen. Die Tatsache, dass arbeitsfähige Menschen in Scharen aus der Erwerbsbevölkerung fallen, wird dabei vollkommen ignoriert. Es gibt jetzt 95 Millionen arbeitsfähige Amerikaner, die keinen Arbeitsplatz finden und für jene, die einen haben, sind die Löhne und Gehälter seit den 1970ern gefallen.

Bankrotte US-Wirtschaft

Diese Statistiken weisen sicherlich nicht auf eine boomende Wirtschaft hin. Und die ganze Welt konzentriert sich auf monatlich manipulierte Zahlen, wie die Arbeitslosenquote. Die US-Wirtschaft, genau wie die viele anderer Nationen, ist bankrott und hat nur einen zeitlichen Aufschub ihrer Hinrichtung bekommen, weil massiv Geld gedruckt wird und es Null- oder Negativzinsen gibt. Die US-Bundesschulden haben sich seit Beginn der Krise 2007 mehr als verdoppelt. Studenten- und Fahrzeug-Kredite sind exponentiell angestiegen und beide mittlerweile oberhalb der $ 1 Billionen. Unternehmensgewinne gehen zurück und die meisten Wirtschaftsstatistiken zeigen einen Abwärtstrend, auch Immobilien und Einzelhandelsumsätze.

Marktbeobachter ignorieren die realen Zahlen und die langfristigen Trends vollkommen und konzentrieren sich stattdessen auf das, was die FED machen wird. Die meisten Menschen begreifen nicht, dass die FED die Welt nur bis zu einem bestimmten Punkt zum Narren halten kann. Die Zinserhöhung im Dezember kam vollkommen entgegen der wirtschaftlichen Trends in den USA und noch mehr gegen die internationalen wirtschaftlichen und monetären Trends.

Während immer mehr Länder mit den Zinsen negativ gehen, ist es vollkommen unentschuldbar, dass die FED glaubt sie könne die Zinsen anheben. Es gibt jetzt $ 10 Billionen an globalen Regierungsschulden mit negativen Renditen. Wie ich bereits im Dezember gesagt hatte, war die Zinserhöhung seinerzeit eine Anomalie und ich glaube nicht, dass die FED in den nächsten paar Monaten – oder gar dieses Jahr – die Zinsen anheben kann.

Hunderte Billionen Dollars…

Die Weltmärkte konzentrieren sich auf die kurzfristigen Indikatoren und Bewegungen und ignorieren die verzweifelte Situation vollkommen, in der sich die Weltwirtschaft befindet. Die globalen Schulden sind seit Beginn der Krise 2007 um über 60 % angestiegen und dies wird sich in den kommenden Jahren auf viel schnelleres Tempo beschleunigen.

Man nehme nur die US-Schulden, von denen prognostiziert wird, dass sie in den kommenden neun Jahren von $ 19 auf $ 25 Billionen steigen sollen. Das ist jedoch eine recht optimistische Prognose, die Schulden könnten problemlos auch auf $ 35 Billionen ansteigen und wenn die Bankenkrise wieder aufflammt, inklusive Ausfällen von Derivaten, dann könnten wir leicht Geldschöpfung in den hunderten Billionen Dollars erleben.

Es gibt kein Entkommen

Ich weiß, dass sich das alles wie Angstmacherei anhört, aber wir müssen bedenken, dass auch praktisch niemand geglaubt hatte, dass die Subprime-Immobilienkrise sich in ein Desaster entwickeln würde, welches fast das gesamt Finanzsystem zu Fall gebracht hätte. Da keins der Probleme seitdem gelöst wurde, ist dies nur eine zeitweise Verschiebung, welche letztlich zu einer Krise führen wird, die für die Regierungen und Zentralbanken das nächste Mal kaum mehr lösbar sein wird.

Beim letzten Mal war es hauptsächlich ein Problem der USA und Europas. Aber diesmal besteht das Problem nicht nur bei diesen beiden, sondern auch in Japan, China und den Schwellenländern. In einer vernetzten Welt wird die Krise sich wie ein Lauffeuer verbreiten und es wird kein Entkommen geben.

Finanzsystems wird kaum überleben

Zurück zu den schwachen US-Arbeitsmarktzahlen, diese sind nicht der Grund für eine Veränderung im weltwirtschaftlichen Ausblick. Die Würfel sind bereits vor vielen Jahren gefallen und die Welt durchlebt jetzt einen erschöpfenden Prozess, der nur ein Ergebnis haben kann. Damit die Weltwirtschaft sich wieder auf einen anhaltend langfristigen Wachstumspfad begeben kann, muss die unhaltbare globale Schuldenlast zunächst implodieren. Dies wird natürlich mit einem entsprechenden Absturz bei Wertanlagen wie Aktien, Bonds und Immobilien einhergehen. Das Finanzsystem wird diesen Vorgang kaum in einem Stück überleben.

Wenn wir uns das Ausmaß der globalen Blase anschauen, dann sollten wir uns wirklich keine Sorgen um die kurzfristige Planung machen, denn der Schlüssel ist der Schutz der eigenen Werte und nicht den Zeitpunkt zu raten, wann alles auseinanderfällt. Jedes kurzfristige Ereignis kann das Unausweichliche auslösen. Diesen Monat haben wir die Zinsentscheidung der FED am 16., dann haben wir die Abstimmung über den Brexit am 23. und Letzteres könnte erhebliche Folgen für die sehr fragile europäische Wirtschaft haben.

Das Risiko war in der gesamten Weltgeschichte noch nie so hoch

Natürlich sind Gold und Silber die ultimative Vermögensschutz-Wertanlage. Die Korrektur seit 2011 endete im Dezember 2015 und wir haben seitdem eine starke Aufwärtsbewegung auf $ 1.300 und anschließend einen Rückgang auf $ 1.200 erlebt. Nun sieht es so aus, als wenn der langfristige Trend wieder aufgenommen wurde und ich wäre nicht überrascht, wenn wir in 2016 neue Höchststände bei Gold und Silber erleben.

Für jeden, der bis jetzt noch nicht in Edelmetallen investiert ist (oder zu gering), besteht nun dringender Handlungsbedarf zum Schutz seines Vermögens, indem Gold und etwas Silber gekauft wird. Die zu erwartende große Preisbewegung ist nicht der Hauptgrund für diese Dringlichkeit. Der Hauptgrund ist “Absicherung“ in Form von Gold und Silber zu besitzen, um vor den wirtschaftlichen und finanziellen Risiken geschützt zu sein, welche niemals in der gesamten Weltgeschichte größer waren, als jetzt.

Egon von GreyerzVon Egon von Greyerz

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