Freitag, März 29, 2024
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Erdogans Sieg mit Hitler-Wahl vergleichen? „Welt“ provoziert – Facebook reagiert

Die Zeitung „Die Welt“ hat am Montag, einen Tag nach der Bekanntgabe der Ergebnisse des Verfassungsreferendums in der Türkei, einen provokativen Artikel unter dem Titel „Sudetendeutsche lebten in Demokratie – und wählten Hitler“ veröffentlicht. Die Leser auf der Seite und auf Facebook reagierten sofort.

Obwohl das Blatt auf seiner Facebook-Seite behauptet, die Publikation sei nicht als Vergleich des Sieges Erdogans beim jüngsten Referendum und der „Hitler-Wahl“ gedacht, schreibt es im Artikel jedoch selbst: „Fast zwei Drittel der türkischen Wähler in Deutschland stimmten für Erdogans Plan – obwohl dieser die Demokratie in ihrer Heimat weiter zu beschneiden droht. Der Fall ähnelt in mancher Hinsicht der Wahl im Jahr 1935.“

„Was ist das für ein Vergleich? Ihr seid echt nicht mehr zu helfen…“, reagiert ein Facebook-User unter dem Namen Ralf Römer.

Im „Welt“-Artikel heißt es weiter: „Mitunter treibt die Demokratie seltsame Blüten. Da stimmen zum Beispiel zwei Drittel der Wähler faktisch für einen ausländischen Diktator, der in seinem Land die Opposition ausgeschaltet und alle Medien gleichgeschaltet hat.“ Hier denkt ein Leser sofort, dass das Blatt damit wohl Erdogan meint. Vielleicht war es auch so gedacht. Die Zeitung räumt aber sofort ein: „Gemeint ist nicht der Ausgang des Referendums über eine neue Verfassung für die Türkei, der nach offiziellen Angaben 63 Prozent der türkischen Wähler in Deutschland zustimmten. Vielmehr geht es um die Parlamentswahl in der Tschechoslowakischen Republik (CSR) am 19. Mai 1935.“ Und verweist darauf, dass damals 68 Prozent der Sudetendeutschen für die Sudetendeutsche Partei (SDP) von Konrad Henlein gestimmt hatte, obwohl diese im Großen und Ganzen eine Auslandsorganisation von Adolf Hitlers NSDAP war.Zwar lebten die Sudetendeutschen als Minderheit in einem ethnisch zersplitterten Land, die CSR war allerdings zweifelsohne, so die „Welt“ weiter, ein demokratischer Rechtsstaat mit einer Opposition, funktionierenden Medien und unabhängigen Gerichten. „Auf der anderen Seite der Grenze, in Deutschland, gab es schon 1935 nichts mehr davon“, schreibt die Zeitung. „All das wussten die wahlberechtigten Sudetendeutschen – und sie stimmten 1935 trotzdem zu zwei Dritteln für die SDP.“

„Andersdenkende werden sofort mit Hitler verglichen“

Ein Facebook-User Thorsten Quandt reagiert empört: „Naja wie immer, wer nicht westlich im Sinne der USA, Nato, EU denkt ist ein Diktator und wird mit Adolf verglichen, immer die gleiche plumpe Masche.“

„Wie im Kindergarten, du wählst nicht das was mir passt, also kannst du nur ein Demokratiefeind sein! Lasst eure Lügen, es nervt“, schreibt Ala Volkan.„Der große Unterschied liegt darin, dass die Deutschen unschuldige Menschen massenvernichtet haben, der Türke jedoch Millionen von Menschen aufnimmt und denen die Möglichkeit gibt, weiter zu leben! Wen wollt ihr eigentlich verarschen?“, so die Userin Silvia Uslucuk-topal.

Ingo Lindemann ist auch der Meinung, dass der Bogen „aber sehr weit gespannt“ sei. „Mir ist nicht bekannt, dass die hier lebenden Türken ‚Heim ins Reich‘ skandieren. Des Weiteren sollte man nicht vergessen, dass unsere Politik (Westen), Erdogan unterstützt. Pure Heuchelei mal wieder.“

„Aktuelle Entwicklung in Türkei beunruhigt“

Andere Facebook-User scheinen dagegen der Ansicht zu sein, dass der Vergleich angebracht sei. „Es ist nun mal so, dass uns die aktuelle Entwicklung in der Türkei zu Recht beunruhigt und auch an destruktive Vorgänge unserer schrecklichen Vergangenheit erinnert, welche sich nirgendwo wiederholen dürfen“, schreibt Ralf Weber. „Stichworte dazu ‘diffamierende Demagogie‘, ‚Repressionen gegen Andersdenkende‘ und ‚Ermächtigungsgesetz‘“, fährt er fort.„Geschichte wird leider zu oft ignoriert, würde man sich damit auseinandersetzen, würde man oft gewisse Parallelen finden. Gerade die jüngsten Entwicklungen weltweit, nicht nur in der Türkei bereiten mir Sorge“, so Liane Mallinger.

Thomas Bonk ist sich seinerseits sicher: „die Menschen lernen nicht“. „Wir sollten die Türkei einfach machen lassen. Das Beste ist Tür zu, vergessen und abwarten. Wenn wir in ein paar Jahren dann in das Land schauen wird es da so aussehen wie bei uns 1936. Inhaftierte, politische Gegner, Menschen die sich nicht mehr trauen den Mund aufzumachen und ein Land in Schutt und Asche“, so der User ferner.

Beitragsbild: © REUTERS/ Yasin Bulbul/Presidential Palace

Quelle: Sputnik Deutschland

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