unbalancierte Einseitigkeit, welche leicht ins Krankhafte abgleitet. Zu viel Tier entstellt den Kulturmenschen, zu viel Kultur schafft kranke Tiere.”
Carl Gustav Jung, Über die Psychologie des Unbewussten, II. Die Erostheorie, Absatz 32.
„So, wie respektvoll gelebte Sexualität zwischenmenschliche Nähe und Verbundenheit schaffen kann, so kann dies auch ein vernünftig gelebtes Zölibat. In beiden Lebensformen lassen sich Liebe und Achtsamkeit üben. Die verkörperte Erleuchtung führt dazu, dass man sich seines Körpers
bewusst wird und ihn achtet, ohne sich in den Extremen der Genusssucht oder Selbtsverleugnung zu verlieren. Im hinduistischen und buddhistischen Tantra ist die Sexualität ein hoch geachteter Weg des Erwachens; in der jüdischen Tradition und der Sufi-Tradition wird sie sogar als göttlich gefeiert. Sinnlichkeit und Eros werden transformiert, wenn man sie achtet. Und genauso lässt sich eine sexuell ent-haltsame Lebensweise transformieren, wenn sie ganzheitlich verwirklicht wird. Die entscheidende Lebenswirklichkeit kann auf beiden Wegen erfahren werden.
Dieser kostbare menschliche Leib ist eine verehrungswürdige Schatzkammer des Lebens und des Erwachens. Das Herz, die Ohren, die Gliedmaßen, die Brust, die Füße und Hände, die Atmung, die haut, das Haar und die Genitalien, die Leber, die Lungen, das Blut, die winzigsten Zellen und die Lebenskraft – alle ist heilig.
Bei der richtigen Pflege erwacht im kostbaren menschlichen Leib die Liebe zum Leben überhaupt. Der Impuls, zu sorgen, zu pflegen, zu heilen, Liebe und Offenheit zu verkörpern, nimmt zu. Die in uns getrennten Welten vereinigen sich zu einem Ganzen.”
Jack Kornfield, Nach der Erleuchtung Wäsche waschen und Kartoffeln schälen.
„Die Kirche sagt: Der Körper ist sündig.
Die Wissenschaft sagt: Der Körper ist eine Maschine.
Die Werbung sagt: Der Körper ist ein Geschäft.
Der Körper sagt: Ich bin ein Fest.”
Eduardo Galeano, Schriftsteller