Donnerstag, April 25, 2024
StartPolitikEuropa„Europa verliert im Konkurrenzkampf“: Warum die liberale Weltordnung bröckelt

„Europa verliert im Konkurrenzkampf“: Warum die liberale Weltordnung bröckelt

Mit Hilfe seiner militärischen Überlegenheit hat der Westen einst seine koloniale Expansion betrieben sowie die Handelsregeln aufgestellt, die ihm Vorteile brachten. Doch nun bröckelt das Fundament der globalen liberalen Wirtschaftsordnung. Diese Meinung hat der russische Auslandsexperte Sergej Karaganow geäußert.

In einem Gastbeitrag für die „Rossijskaja Gaseta“ schreibt Karaganow, der Westen büße derzeit seine Führungspositionen im politischen und wirtschaftlichen Weltsystem ein, die er seit 500 Jahren innegehabt habe.

„Die Herrschaft Europas und des Westens beruhte vor allem auf dessen militärischer Überlegenheit, die ungefähr im 16. Jahrhundert erreicht worden war. Anhand dieser Überlegenheit betrieben die Europäer ihre globale koloniale und neokoloniale Expansion“, so der Experte.

Der dabei aufgenötigte freie Handel habe vor allem ihnen selbst Vorteile gebracht – er sei ja nach ihren Regeln verlaufen. Ein krasses Beispiel für eine solche Aufnötigung stamme aus dem 19. Jahrhundert – das mit Kanonen bedrohte China sei damals für den Opiumhandel „geöffnet“ worden: „Für Opium bekamen die Europäer Seide, Porzellan und weitere Waren. Im Opiumrausch starben Millionen Chinesen.“

„Als England, das jahrhundertelang auf See geherrscht hatte, seine Führung an die USA verlor, übernahmen diese auch bei der Durchsetzung des ‚freien Handels‘ eine führende Rolle. Sie schrieben die Regeln für diesen Handel und stützten sich dabei nicht nur auf ihre wirtschaftliche Stärke sondern auch auf ihre militärische Überlegenheit in der nichtsozialistischen Welt. Als die Sowjetunion zusammenbrach, entstand der Eindruck, dass sich die globale liberale Wirtschaftsordnung auf die ganze Welt ausbreiten wird, wobei ein für den Westen herrliches Ende der Geschichte kommen soll“, so Karaganow.

Diese Illusion sei jedoch gescheitert – nicht zuletzt, weil der Verfall der militärischen Überlegenheit (und damit des Fundaments der bisherigen liberalen globalen Wirtschaftsordnung) deutlich geworden sei, hieß es.

„Die mit anderen Faktoren kombinierte gegenseitige nukleare Abschreckung Russlands und der USA – und nun auch Chinas, Indiens, Pakistans, Israels, Frankreichs, Großbritanniens – macht Großkriege nahezu unmöglich, indem sie mit einem Ende der Menschheit drohen (darunter auch Kriege gegen jene Spitzenreiter der neuen Welt, bei denen es sich um einstige Kolonien oder Halbkolonien handelt)“, heißt es im Kommentar.

„Das Fundament ist zerstört – nun muss man auf höheren politischen und wirtschaftlichen Ebenen wetteifern, wo die Neuen immer mehr Konkurrenzvorteile erlangen. Europa verliert offensichtlich im Konkurrenzkampf. Auch die USA begannen zu verlieren – nicht zuletzt darauf geht das Phänomen Trump zurück. Die Kräfte, die hinter ihm stecken, wollen aus dem durch ihr eigenes Land geschaffenes System heraus, weil dieses nicht mehr so günstig ist wie zuvor“, schreibt Karaganow.

Quelle: https://de.sputniknews.com/politik/

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