Donnerstag, März 28, 2024
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F*ckt Euch, Fakten, wir sind alternativ!

Machen wir uns nichts vor. Obwohl das Unwort des Jahres 2017 „Alternative Fakten“ ist, wird es keinen Preis für Prantl, Kleber, Maischberger und Co. geben – obwohl sie einen für ihre „alternativen Fakten“ verdient hätten. Würden „alternative Fakten“ als etwas Positives angesehen werden, wären sie auch nicht zum Unwort des Jahres gekürt worden. Die oben Genannten gelten im Mainstream als etwas Positives. Aber was sind „alternative Fakten“ tatsächlich? Unerklärliches leicht verständlich erklärt.

von Max Erdinger

Nehmen wir an, in Kandel hätte ein 15-jähriger Afghane, der viel älter aussieht, eine 15-jährige Deutsche erstochen, die exakt wie Fünfzehn aussieht: Das wäre ein Fakt. Allerdings wäre es ein äußerst unpopulärer Fakt, weswegen die Tagesschau auch nicht darüber berichten würde. Die Tagesschau ist Mainstream – und der Mainstream ist genierlich, was Fakten angeht. Fakt bliebe ein solch schreckliches Vorkommnis natürlich dennoch. Dadurch aber, daß die Tagesschau nicht darüber berichtet, entsteht eine Lücke in der nachrichtlichen Faktenlage, die gefüllt werden muß. „Alternative Fakten“ sind so etwas wie Lückenfüller.

Ein „alternativer Fakt“ zu dem angenommenen Mord in Kandel wäre einer, der mit Kandel nichts zu tun hätte. Wenn ein AfD-Mitglied zum Beispiel „zeitnah“ zu Kandel, wie man heute sagt, das Wort „Halbneger“ für einen Halbneger verwendet, dann wäre das ein „alternativer Fakt“, über den alternativ zu dem angenommenen Fakt in Kandel berichtet werden könnte, damit es keine Lücken in der nachrichtlichen Faktenlage gibt. Hätte jetzt beispielsweise kein AfD-Mitglied „Halbneger“ gesagt, sondern ein muslimischer Immigrant seine Frau an einem Seil hinter dem Auto hergeschleift, bis ihr die Haut in Fetzen davonhängt, dann wäre das kein guter Lückenfüller, weil er zu dem angenommenen Mord in Kandel nicht alternativ genug wäre. Mit alternativen Fakten, die nicht alternativ genug zu den Fakten sind, läßt sich keine Faktenlücke befriedigend füllen. Wenn weder ein muslimischer Immigrant seine Frau hinter dem Auto herschleift, noch ein AfD-Neger … Mitglied „Halbneger“ sagt, während in Kandel ein angenommener Mord passiert, wäre ein guter „alternativer Fakt“, daß die Frau Kerber auf Platz 16 in der Weltrangliste beim Weibertennis steht. So etwas hört der Mainstream als alternativen Fakt so gern, wie daß es aus Kandel nichts zu melden gibt. Vielleicht sogar noch lieber.

Aber es gibt auch noch andere Beispiele für das, was „alternative Fakten“ sind. Angenommen, Alice Weidel und Angela Merkel würden gegeneinander zum 100-Meter-Lauf antreten und Alice Weidel würde gewinnen, woran kein vernünftiger Zweifel bestehen kann: Nachrichtlicher Fakt wäre dann, daß Alice Weidel gewonnen – und Angela Merkel verloren hätte. Ein „alternativer Fakt“ kann aber auch die Darstellung eines Fakts mit anderen Worten sein. Der „alternative Fakt“ zum Ausgang dieses Rennens würde dann in der Tagesschau so daherkommen: „Bei einem Wettlauf zwischen Weidel und Merkel belegte die Kanzlerin einen hervorragenden zweiten Platz, während Weidel nur Vorletzte wurde“.

„Alternative Fakten“ können also sowohl eine Faktenalternative zu verschwiegenen Fakten sein, als auch Fakten, die alternativ dargestellt werden. Wenn Fakt ist, daß das Glas halb voll ist, dann ist der alternative Fakt, daß es halb leer ist.

Daß „alternative Fakten“ zum Unwort des Jahres geworden sind, ist deswegen so, weil alternativ zu den Fakten unterstellt wurde, „alternative Fakten“ seien eine Spezialität der Gegenöffentlichkeit, die sich mit der  – Obacht! – Faktenverdrängung des Mainstreams beschäftigt. Die mediale Gegenöffentlichkeit ist nämlich viel ärger Pfui, als früher die APO, die noch nicht alternativ „Gegenöffentlichkeit“ hieß. Dabei ist es nur vermeintlich „alternativer Fakt“ zum realiter alternativlosen Fakt, daß es der Mainstream selbst ist, der „alternative Fakten“ als Fakten herausgibt.

Beispiel „Obergrenze“: Der „alternative Fakt“ ist, daß es in den Sondierungspapieren der GroKo in spe eine gibt. Fakt hingegen ist, daß es keine gibt. Warum wurden also „alternative Fakten“ zum Unwort des Jahres 2017, obwohl sie in Regierungspapieren zu finden sind? Weil die Jury mit der Realität auf Kriegsfuß steht? Oder mit den „alternativen Volksvertretern“? So muß es wohl sein. Oder auch nicht. Die Jury lebt wahrscheinlich in einer alternativen Realität.

Aber nun zu etwas Anderem: Wussten Sie, daß Zwieback faktisch naß wird, wenn man ihn unter den geöffneten Wasserhahn hält? – Aha, wussten Sie. Das ist gut, weil Sie dann „alternative Fakten“ liefern können, wenn Sie auf Nachfrage des Kommissars nicht zugeben wollen, daß Sie ein Verhältnis mit seiner Frau haben.

Froh und dankbar müssen wir jedenfalls sein, daß nicht „alternativ postfaktisch“ zum Unwort des Jahres 2017 gewählt worden ist, weil sonst gar niemand mehr den Durchblick behalten hätte. Oder wäre es der „alternative Durchblick“ gewesen? Sparen Sie sich die Grübelei: Es ist alternativ so egal, wie es egal ist.

Quelle!

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