Mittwoch, April 24, 2024
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Fifty Shades of häuslicher Gewalt

Ein wenig klatschen, ein wenig runtermachen, ein wenig unausgemacht BDSM. Tatsächlich geil oder doch ein gefährliches Spiel mit Psyche und Physis des Partners?

Daniela Watzinger zum neuen, alten Trend, sich fast freiwillig das Leben zur Hölle zu machen.

Härte. Der genaue Unterschied zwischen Lust und Frust und ab wann Härte nicht mehr sexy ist.

Liegt genau da, wo es einem Partner dabei nicht mehr gut geht oder seine intellektuellen Defizite ausgenutzt werden, indem Brutalität als Normalzustand dargestellt wird. Wenn weitergemacht und die Grenzen des anderen überschritten werden, sprechen wir von Gewalt. Das sind Mißhandlungsbeziehungen, für die es auch entsprechende Paragraphen gibt.

Geld. Laut der österreichischen Salk betragen die gesellschaftlichen Folgekosten jährlich 78 Millionen Euro, gerechnet ohne Lanzeitfolgen.

Jede 4. bis 5. Frau erlebt massive Gewalt, 43.098 Fälle kamen in Österreich 2016 zur Anzeige, Tendenz steigend. Zwei von drei Gewalttaten sind Beziehungstaten. Leute, die ihrer Umwelt häusliche Gewalt und Terror als Liebesbeziehung einreden, schädigen das Gesundheitssystem derartig, daß es bereits daran implodiert.

En vogue? Fifty Shades of Grey transportieren wiederholtes Abwatschen, Poklatschen und Psychoterror als trendy wie nie.

Je nach Modeströmung ist bis zum niederträchtigsten Terror alles gesellschaftlich akzeptiert, selbst wenn Betroffene dann auf der Polizei, in der Notaufnahme, einer Nervenklinik oder im Leichenschauhaus landen.

Zumeist Frauen soll die häusliche Gewalt als erotisch verkauft werden. Tatsächlich wurden die beklatschten Partnerinnen bereits ihr halbes oder ganzes Leben darauf hingebrieft, was anturnend zu sein hat und was nicht. Wie ein sexuelles Korsett, indem sie sich umsonst zu bewegen suchen, weil ein Korsett einfach nicht der Bewegung dient, weder physisch noch psychisch. Die betroffenen Frauen verhalten sich damit wie Papageien, die von klein auf eingesperrt wurden. Öffnet man nun die Käfigtüre, dann werden viele lebenslänglich kasernierte Vögel sofort nervös, weil da etwas nicht stimmt und schließen selbst wieder die Türe. Traurig, wenn man jetzt noch „Brav“ zu ihnen sagt und ihnen eine Nuß gibt.

Liebe? Leider müssen die Leidtragenden die Riesenleistung, ihr Leben zu retten, indem sie gehen und nie wieder kommen, in einem mental oft instabilen Zustand erbringen, manche sind mehr tot als lebendig wenn sie dann auf der Polizei sitzen, zittern dauernd, schämen sich und wissen nicht, wohin.

Viele leben völlig isoliert mit dem Täter und sind so in seiner Gewalt, dass sie sterben, bevor sie den Absprung schaffen. Die Polizei hat oft monate- bis jahrelang immer wieder Einsätze an denselben Adressen, wo sie die Frauen beknien, ihre Männer zu verlassen und ihnen alle möglichen Hilfsangebote sagen, bis sie dann zum letzten Einsatz gerufen werden, weil es nun eine Leiche gibt. Der Täter erzählt dann etwas von Suizid, was manchmal sogar stimmt. Aber wer sie wirklich in den Tod getrieben hat, ist oft klar und eine Frage der viel zu milden Gesetzeslage und der Beweise, ob er dafür büßt. Psychopathen bewegen sich auch gern in männerdominierten Kreisen, die ihnen ihre künstliche Fassade abkaufen, weil sie ihnen intellektuell unterlegen sind oder sich blenden lassen, so geht das zerstörerische Spiel oft viel zu lange Zeit.

Rückschritte. Das alles klingt nicht nach Erfolg. Was ist eigentlich los mit den Frauen?

Freiheit und Selbstbestimmung sind in unserer durchaus noch patriarchal strukturierten Welt nicht so leicht umzusetzen, beispielsweise werden noch immer grundsätzlich den Opfern anstatt den Tätern Psychotherapien aufgedrängt bzw. nahegelegt. Klar ist auch, daß ein unreflektiertes Übernehmen schlechter Drehbücher die erst beginnende Gleichberechtigung retour in das sechzehnte Jahrhundert tritt.

Menschentypen. Wer läßt sich eigentlich herab, fade, seichte Filmchen mit schwerer Gewalt nachzuspielen, habe ich mich außerdem gefragt – und herausgefunden, daß dieses Fiasko quer durch alle Schichten geht und die Opfer fast immer weiblich sind. Es trifft stabile und intelligente genauso, die in der kurzen, intensiven Werbungsphase ihres Partners völlig eingerollt werden von diesen oft äußerst charismatischen, bisweilen auch sehr eloquenten Menschen, die Aufgrund ihrer Langeweile, ihrer Aggressionen und Empathielosigkeit bald zu verletzen und zu manipulieren beginnen. Das Demoralisieren und Herunterkanzeln geht oft so weit, bis sich der/die andere nicht mehr vors Haus traut, krank und finanziell erledigt ist. Die Spielchen halten wegen dem Anfangstraum und den steten Beteuerungen des Partners, sich zu ändern, oft länger als es die Kostitution des Benachteiligten erlaubt.

Komplett auslöschen. Das Spektrum ist leider breit gefächert, wenn es um Machtausübung und Kontrolle geht. Manche werfen die Chronologie erfinderisch durcheinander, aber im großen und Ganzen läuft es immer nach dem selben Schema:

Anfangs sind sie sehr charmant, fürsorglich, einfühlsam, verständnisvoll, romantisch und großzügig, manche können zu Beginn auch sehr lustig und engagiert im Bett sein, Anständigkeit und guter Charakter werden eifrig vorgetäuscht.

Erste Warnsignale zeigen sich bald, werden in der Honeymoonphase aber leicht übersehen, Manipulationen wie überzogene Idealisierung des Opfers mit zu vielen Komplimenten, zu frühe Zutraulichkeit und Liebesschwüre, wozu normal empfindende Menschen viel länger bräuchten, weitere Grenzüberschreitungen, indem Gefühle und Meinungen des schwächeren Partners mißachtet werden, die beginnende Isolationshaft wird mit trauter Zweisamkeit erklärt, alles ist sehr impulsiv, der aggressivere Partner zeigt wenig bis gar keine Angst, handelt fahrlässig und unverantwortlich, treibt damit den/die andere/n in die Not und läßt ihn/sie dann im Stich, verletzt ihn/sie ständig mit Absicht und stellt sich dann blöd, es folgen bizarre und perverse sexuelle Handlungen, auch erste, kleine Lügen, Vertrauensbrüche, Erniedrigungen und Abwertungen, indem der/die PartnerIn ständig auf ihre/seine Schwächen hingewiesen wird, um sich selbst aufzuwerten. Wenn die Aggressoren dann zur Rede gestellt werden, schwören sie, es nie wieder zu tun, nur um fröhlich weiter zu machen, womit die lieb-gemein-lieb-gemein-Tretmühle bezugsfertig ist.

Traktieren „light“ Gewalttätige Menschen sind oft richtig süchtig nach lautem Gezeter und Riesendramen, sie ertragen Ruhe nicht und provozieren eben so lange mit Demütigungen und öffentlichem Kompromittieren, bis es kracht. Den Wutanfall ihres Opfers verfolgen sie dann ungerührt, werden dabei ganz still und genießen die Szene.

Die Anforderungen an ihr Opfer werden nun immer höher geschraubt und die Leistung passt am Ende nie.

Das Lügen erfolgt nun periodisch, jegliches dagegen Auflehnen, überhaupt Probleme anzusprechen wird nun ausnahmslos bestraft und alle klärenden Gespräche, um die Nähe wieder herzustellen, schroff abgeblockt. Mittel der Wahl: Schweigen, Ignoranz, davonlaufen, keine Reue, Aufmerksamkeitsentzug, schlußmachen, demonstrativ im Wohnzimmer schlafen, Wahrnehmungsstörungen und Sinnestrübungen einreden bei Sachverhalten, die sich im Nachhinein aber als wahr herausstellen (Das habe ich nie gesagt, du bist ja schwerhörig …), Fragen nicht oder absurd beantworten, Gegenangriffe (Aber du …, und außerdem, du überbewertest / analysierst / zerfitzelst alles), nicht ernst nehmen und Kleinmädchensex à la „Ich zeige Dir jetzt worauf du stehst“, durchaus wird auch im Kasernenton ein „Bück Dich!“ mit dem Nachnamen des Opfers quer durch die ganze Wohnung gebrüllt, hören dann laut Auskunft die Beraterinne diverser Krisen-Hotlines.

Der totale Terror. Das wahre Gesicht des vermeintlichen Partners offenbart sich mehr und mehr. Die Leidtragenden haben sich in eine Projektion verliebt, denn diesen Menschen, den sie dachten zu kennen und den sie liebten, hat es so nie gegeben. Die Dissonanzen sind nicht mehr zu leugnen, spätestens jetzt spürt man es ganz deutlich, man sitzt direkt vor dem Partner, aber er ist trotzdem nicht da, der diffuse Liebeskummer des Anfangs verstärkt sich, das stete Spiel aus Hoffnung und Enttäuschung zehrt extrem an den Nerven. In diesem Stadium der Pseudobeziehungen werden nun Körper und Seele des Opfers grün und blau geschlagen. In dem Klima aus Herrschaft und Unterwerfung besteht der/die PartnerIn nur noch aus Angst, der Gewalttäter sieht sich jetzt als Gott über seinen Sklaven und duldet absolut keine Widerrede mehr.

Tägliches Schikanieren, Bestimmen, Auslachen, Nachmachen, parasitärer Lebensstil, emotionale Erpressung, das Opfer irre machen, Selbstvertrauen auslöschen, schwerer Betrug, absaugen jeglicher Lebensenergie, schreien, Stalking und mit Türen und Dingen knallen stehen an der Tagesordnung. Eifersucht per Triangulierung (eine dritte Person ins Spiel bringen) wird provoziert, um noch mehr Thrill in das Leben zu bringen. Nähe wird nur noch über teils auch folternden Sex hergestellt (Traumatisches Sexbonding/Marathonsex, dadurch massive Oxytocinausschüttung im Opfer zur Steigerung der Verliebtheit, Gebundenheit und Abhängigkeit, weitere Machtspielchen können so leichter betrieben werden. Gewalttätige Partner produzieren während dem Sex Maximalwerte an Testosteron, aber so gut wie kein Oxytocin, sie sind also rein chemisch gesehen gar nicht in der Lage, sich zu verlieben. Beide entwickeln eine Sucht auf die grandiosen Hormonschübe, das Opfer verwechselt nun Sex mit Liebe.) Zur Abwechslung wird die PartnerIn manchmal noch mit plötzlichem Sexualentzug oder brutalen Vergewaltigungen verstört. Liebsein spielt sich nur noch, um das Opfer für eine weitere Runde an Mißhandlungen bei Kräften zu halten, allerdings gibt es ein Problem mit Entschuldigungen, es ist für viele Täter nicht zu ertragen, wenn ihnen Derartiges abverlangt wird, weil sie die Oberhand behalten wollen, also folgt auf vermeintliche Reue sofort die nächste Gemeinheit, um wieder ordnungsgemäß über ihren Mitspieler zu herrschen. Intuition und Gerechtigkeitsempfinden des Opfers werden nun immer als falsch dargestellt. Ein Menschenleben hat für diese Mißhandler meist keine Bedeutung, deswegen werden auch viele PartnerInnen in den Suizid getrieben oder ermordet.

Wer tut sowas? Gemeinhin aggressive Komplexler und Psychopathen, die aufgrund massiver Gehirnschäden ständig innere Leere und Langeweile haben.

Es sind gestörte Menschen auf der Suche nach Sexpartnern, um sie kaputt zu machen, damit diese dann genauso kaputt sind wie sie selbst, dann sind sie nicht mehr so einsam. Das ist ab Kriegsausbruch immer Gewaltweitergabe über Generationen. Gestörte Eltern verstören ihr Kind auch so lange, bis es ausflippt und leidet. Eltern und spätere Partner fühlen sich so zwar insgeheim wohl verstanden, stellen das Kind/den nun verstörten Partner in der Öffentlichkeit aber gerne als dumm hin, um selber sauber dazustehen.

Wenn Mißhandler auf eine mögliche Persönlichkeitsstörung angesprochen werden, geben sie es nicht zu, denn sie schätzen es nicht, aufgedeckt zu werden, denn Manipulation funktioniert nur im Hintergrund. Den meisten ist aber schon lange klar, dass sie anders sind.

Störungen. Mit einem Elektroenzephalogramm, kurz EEG macht man Gehirnströme sichtbar.

In diesem Gehirnscan sieht man, daß psychopathisch veranlagte Gewalttäter ein massives Problem mit dem präfrontalen und dem orbifrontalen Cortex haben, die beide auch für das Schuldbewusstsein zuständig sind. Sie haben auch dysfunktionale Hippocampi, also eine mangelhafte Angstkonditionierung und Affektregulierung. Die Amygdala beeinflusst im voll funktionsfähigen Zustand Aggressionen, Sexualität und Skrupellosigkeit, bei Psychopathen weist auch sie eine Dysregulation auf, wodurch wichtige, soziale Lernfunktionen gestört werden. Diese Kombination schwerster Beeinträchtigungen wirkt sich sehr ungünstig auf die Empathiefähigkeit aus, sie liegt somit bei null. Solche Gehirnmutationen entstehen durch Genetik, weil durch die schwach aktive Genvariante des MAO-A-Gens wenig von dem Enzym Monoaminooxidase-A produziert wird, wodurch mehr von den Botenstoffen Serotonin, Dopamin und Noradrenalin freigesetzt werden, was sich negativ auf Aggressivität und Impulskontrolle auswirkt. Auch Kindheits- oder spätere Traumata wie Mißhandlung und Mißbrauch, also ein familiäres Klima, in dem Grenzüberschreitungen, Bindungsstörungen, Hochverrat und Vertrauensbrüche alltäglich sind, können zu Psychopathie führen. Ebenso führt Substanz Abusus zu schweren Schäden vieler, wichtiger Gehirnfunktionen wie z.B. beim Alkoholismus gut zu beobachten ist.

Heilung. Funktioniert meistens nicht.

Man sollte auch bitte nicht privat an einem antisozial persönlichkeitsgestörten Menschen herumtherapieren, das ist für beide Seiten fahrlässig. Bevor man ohne langjährige Spezialausbildungen mit bloßer Liebe Psychopathen heilt, liegt man weidwund und filetiert im Straßengraben. Mit einem bindungsgestörten Menschen, der nicht in der Lage ist, Liebe zu empfinden, sollte man um seines selbst willen auch keinen Kontakt halten. Die Fifty Shades sind also nicht nur den Selbstwert betreffend, sondern auch therapeutisch gesehen reiner Blödsinn.

Psychopathen haben mit ihrer Persönlichkeitsstörung keinen Leidensdruck, auch nicht, wenn sie ihren Opfern dann beim Niedergang zusehen, im Gegenteil. Sie fühlen sich komplett unreflektiert jetzt erst recht als die Sonne der Welt und ziehen aus ihren Macht- und Manipulationsspielchen viele Vorteile und Geld, deswegen wollen sie sich gar nicht ändern. Kaum einer gibt zu, auf Psychopathie diagnostiziert worden zu sein und wenn, dann fehlt trotzdem jede Einsicht, asozial und zerstörerisch zu agieren. Ohne Empathie keine Moral.

Es gibt aber auch Light-Fälle, die keine Psychopathen sind, die haben sich auch durch diese gewaltverherrlichenden Filme stilistisch verlaufen. Viele durchaus ehrlich verliebte Männer wären prächtige Liebhaber, würden sie den Unterschied zwischen künstlich aufgebauter Dominanz via Machtgefälle herstellen, indem ein Partner ständig beschimpft wird und gelebtem Temperament verstehen.

Therapieformen. Kognitives Verhaltens- und Empathietraining, bei dem die beeinträchtigten Gehirnareale stimuliert werden ist ein erster Ansatz, eben mit wechselhaftem Erfolg. Oft werden Therapeuten auch nur ausgelacht.

Was aber wenn beide Bdsm-artigen Sex wollen?

Wüssten sie um das immense Kleinhalte- und Zerstörungspotential dieser Beziehungsstrukturen und um angenehmere, sich gegenseitig hebende und nicht senkende Ansprache und Behandlung, wie man sie z.B. im Hinduismus findet, dann würde ebenso leidenschaftlicher und prickelnder Sex ausgeübt, aber eben den Selbstwert hebend und nicht senkend. Obwohl sich viele gebildete Menschen als Atheisten bezeichnen, scheint hier doch noch das verklemmte, altchristliche „Sex ist böse“ durch.

1-4%  der Erbevölkerung ist angeblich psychopathisch veranlagt, warum trifft man dann so viele davon frage ich mich.

Weil es wesentlich mehr sind. Erschreckend mehr. Genaue Zahlen gibt es noch nicht. Hypes spiegeln die Gesellschaft 1:1 wider, sie sind ein präziser Indikator des leisen, kranken Hintergrundes, der längst besteht, Trends bringen ihn nur zum vollen Erblühen.

Raus aus dem Terror. Das Entkommen gestaltet sich aufgrund massiver Gegenwehr für Betroffene ähnlich leicht wie die Mafia zu verlassen, wobei einige wenige Gewalttäter dann auch gar nicht um ihre Partnerin kämpfen, weil sie ihr mit dieser Demütigung noch zeigen wollen, daß sie nicht einmal das wert ist. Und obwohl sich wohl niemand, der noch ganz bei Trost ist, freiwillig völlig brechen lassen würde, gehört jetzt die eigene, aktive Rolle in diesem zerstörerischen Spiel reflektiert, man war verliebt, wurde plötzlich überrollt, konnte sich etwas später überhaupt nicht mehr helfen -und doch hat man es bisher zugelassen. Also gilt ab sofort: „In meinem Leben passiert ab sofort nur noch, was ich will und zulasse.“ Sofort raus aus der gewohnten Opferrolle, hinein in den Regisseur.

Wenn sich katastrophale Partner die Klinke in die Hand geben, den eigenen Selbstwert anerkennen, energisch verteidigen und sorgfältig sein Umfeld aussortieren lernen. Auf die eigenen Gefühle hören und der eigenen Wahrheit wieder vertrauen ist ein weiterer, wichtiger Schritt in die Freiheit. Rechtzeitig und im vollen Ausmaß seinen berechtigten Zorn fühlen und ausdrücken zu können wurde den meisten durch den vorhergehenden Drill aberzogen. Dieser überlebenswichtige Schutzmechanismus gehört wieder trainiert und der Punkt, wann es reicht, weit zurückgeschoben, um Psychohygiene im eigenen Leben zu gewährleisten.

Bei lang anhaltender Folter entwickeln die Opfer ähnliche Schäden im Gehirn wie die Gewalttäter selbst. Darauffolgende Dissoziation, Derealisation und Depersonalisation sind aber meistens therapeutisch zu reparieren. Das Ende von Gewaltbeziehungen gestaltet sich oftmals schlimmer als die Beziehung selbst, deshalb ist es am Besten, man kürzt diese Phase streng ab, also jeglichen Kontakt mit bereits identifizierten Psychopathen verweigern. Anrufe, Sms, Emails, soziale Medien, alles blockieren. Wenn man nach dem Verlassen wieder zu dem gewalttätigen Partner zurückgeht, wird man von ihm nach kurzem Willkommenheißen aufs Schärfste dafür sanktioniert, dass man ihn verlassen hat. Je länger die Mißhandlungen zugelassen werden, desto schlimmer werden sie.

Überlegen, ob die Kinder wirklich ausgerechnet einen Gewalttäter als Papa brauchen.

Bestimmt und sofort Grenzen setzen lässt sich auch gut im Alltag üben, zum Beispiel in der Arbeit, in öffentlichen Verkehrsmitteln, bei Nachbarn und möglichen weiteren Ungusteln, die ja vielzählig herumlaufen.

Beim unvermeidlichen Ärgern über den (Ex)-Partner nicht verzweifelt Gedankenkontrolle üben und sich dann noch mehr ärgern, weil es nicht klappt, sondern den Fokus dabei auch immer wieder in die Zukunft lenken. Also sich beim Grämen nicht den ganzen Selbstwert rauben lassen, sondern sich wieder zusammensuchen, Überblick der vorhandenen Ressourcen schaffen: Energie, Stärke, Vermögen, Resilienz. Kreativität, was ist noch da, was gehört restauriert oder neu erfunden, was stärkt, tröstet, erfreut und wärmt einen? Neue Interessen und Lieblingsaktivitäten auskundschaften, sich um die eigene Gesundheit kümmern und die Zeit auf der Erde ab jetzt voll ausschöpfen und genießen.

Unsere Gehirne bleiben nach Folter übrigens „hängen“ und produzieren nach Beziehungende gewohnheitsmäßig weiter Streß, Angst und Herzrasen. Das legt sich, wenn man sich bewußt und so oft es geht ein Wohlfühltraining gibt. Lachen, Sonne, ein duftendes Bad, Mehlspeisen, eine neue Decke in der Lieblingsfarbe … Trauen Sie sich wieder, Ihr eigenes Leben zu leben, Sie haben es sich so verdient.

Terror vermeiden. Binnen kurzer Zeit wird es für alle Psychopathen sehr anstrengend, die lieben zu spielen und das ist auch auf Dauer gar nicht ihre Motivation, dann lassen sie ihre Maske fallen. Deshalb sollte man einen neuen Mann vor sexueller Intimität immer mindestens drei Monate lang gut beobachten, um verfrühte Bindungsgefühle gegenüber diesem noch fremden Menschen zu verhindern, die einen die Situation nicht mehr klar und nüchtern sehen lassen. Eine einzige Lüge, ein einziges, gebrochenes Versprechen oder eine einzige, nicht übernommene Verantwortung sind wirklich genug um zu gehen, denn nur Menschen mit Gewissen verdienen weitere Chancen. Sehr auffällig ist der Wiederholmodus, in dem Psychopathen ihre Opfer tyrannisieren. Erst werden in vorgetäuscht mitfühlenden Verhörgesprächen sämtliche Aversionen des Opfers eruiert, um auf diesen dann ständig herum zu trampeln und dem Opfer dann etwas von Zufall zu erzählen und daß es hysterisch ist. Hier sofort aufwachen und gehen, wenn der Märchenprinz zum Alptraum wird. Down-Dating vermeiden, das Aggressionspotential bildungstechnisch unterlegener Männer ist besonders hoch.

Hilfe. Es gibt ein großes Angebot, daraus sollte man sich ein individuelles Hilfsteam zusammenstellen.

Polizei, Frauenhelpline, Gewaltschutzhotline, Krisenintervention, gratis Rechtsberatung und Anwalt, Frauenhäuser, betreutes Wohnen, Therapieeinrichtungen, wenn vorhanden Familie, Freunde … Wichtig ist auch, wieder viel mit normalen und respektvollen Menschen zusammen zu sein und sich dort sicher und gut aufgehoben zu fühlen, weil die geschundene Psyche nach so einer Abreibung viele stabilisierende Debriefing-Situationen und Gespräche braucht, um Gutes wieder glauben und annehmen zu können.

Selbsthilfestammtische für Opfer häuslicher Gewalt, also ziviles Zusammenhelfen ist jetzt angesagt. Betroffene sollen sich sofort organisieren, dann gibt es weniger Verletzte und Tote, weil zwei Kilometer weiter jemand wohnt, der womöglich die Situation schon kennt und helfend einspringt. Gruppen in sozialen Medien sind dafür ideal.

Also bringen die Fifty Shades uns als siebzehnten Aufguss der sexuellen Revolution keine Freude am Spaß. Was bringt es dann?

Wie kommen wir aus dem von alten Indoktrinationen und neuen Filmchen gleichsam angeleiteten Schmuddeleck wieder heraus, das unsere Lust offizialisieren soll, aber in dem wir unseren Sex doch eigentlich nicht sehen wollen?

Ein öffentliches Deklarieren gesellschaftlich akzeptierter Lust hat nicht mittels christlichem, beziehungsgestörtem oder psychopathischem Hintergrund per se böse zu sein.

Wir dürfen uns auch von Herzen lieben, uns achten und schätzen, viel lachen und auch absolut temperamentvollen, feurigen Sex haben, bei dem wir uns richtig gut fühlen. Es darf sein.

Telefonnummern in der Krise Österreich

Polizei 133

Frauenhelpline 0800 222 555

Verein Frauenhäuser 015440820

Krisenintervention +43 662 43 33 51

Quellen & Nützliches

http://www.salk.at/9703.html

https://energievampire.wordpress.com/2013/09/21/147/

https://energievampire.wordpress.com/2016/11/21/the-gray-rock-method-werde-ein-grauer-stein-eine-notfallmassnahme/

https://www.google.at/amp/s/lichterschein.com/2017/01/28/wie-erkennt-man-dass-man-sich-in-einer-beziehung-mit-einem-psychopathen/amp/

https://politisches.blog-net.ch/2016/07/13/20-ablenkungstaktiken-von-hoch-manipulativen-narzissten-soziopathen-und-psychopathen-um-dich-zum-schweigen-zu-bringen/amp/

https://www.re-empowerment.de/forum/

http://www.em-life-forum.de/seiten/frauenwelten/beziehung_aus_seiner_sicht.html

https://www.google.at/amp/amp.tagesspiegel.de/wissen/hirnforschung-psychopathen-fuehlen-mit-bei-bedarf/8545950.html

Bücher zum Thema

– Maurice Hurni, Giovanni Stoll, Der Haß auf die Liebe: Die Logik der perversen Paarbeziehung – Bibliothek der Psychoanalyse, Psychosozial-Verlag

– Thomas Müller, Bestie Mensch: Tarnung – Lüge – Strategie, EcoWin Verlag

– Marie-France Hirigoyen, Die Masken der Niedertracht: Seelische Gewalt im Alltag und wie man sich dagegen wehren kann, Verlag DTV

– Robert D. Hare, Gewissenlos. Die Psychopathen unter uns, Verlag SpringerWienNewYork

– Alice Millers Gesamtwerk, inbesondere Das Drama des begabten Kindes und die Suche nach dem wahren Selbst, Du sollst nicht merken: Variationen über das Paradies-Thema, Am Anfang war Erziehung, Der gemiedene Schlüssel, Verlag Suhrkamp

– Judith Lewis Herman, Die Narben der Gewalt: Traumatische Erfahrungen verstehen und überwinden, Verlag Jungfermann

„Sei nicht eines Anderen, wenn du dein Eigener zu sein vermagst.“

Paracelsus Theophrastus Bombast von Hohenheim

Daniela Watzinger 2017

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