Donnerstag, März 28, 2024
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Flüchtlinge: Containerhersteller verzehnfachen ihre Preise

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Immer mehr Flüchtlinge beantragen Asyl in Deutschland. Allein im September kamen 200.000 Menschen an. Das sind mehr als im gesamten Jahr 2014. Die Unterbringung der Asylbewerber wird zunehmend zum Problem für Deutschland.

Wohnraum ist knapp, und auch Container als Unterkünfte für Flüchtlinge werden immer teurer. Denn die Preise von Wohncontainern sind nach

Recherchen des Radiosenders NDR Info in den vergangenen Monaten stark angestiegen. Der Sender befragte rund 20 Kommunen und mehrere Bundesländern. Besonders betroffen von den Preisanstiegen sei

Norddeutschland.

 

Die Kommunen bezeichnen die Preispolitik mancher Containerhersteller und Händler als „frech“, „unanständig“ und „verantwortungslos“. Ende Mai lag der Preis pro Quadratmeter Container in Regensburg zwischen 1700 und 1800 Euro. Im August musste die Stadt schon ein Drittel mehr zahlen. Jetzt kostet der Quadratmeter Wohnfläche 2400 Euro. Für den Quadratmeterpreis gibt es mancherorts ein Steinhaus mit Grundstück inklusive.

Niederkassel bei Bonn und Immenstadt am Bodensee berichten von sogar noch höheren Preisanstiegen. Dort sind Container innerhalb kürzester Zeit um die Hälfte teurer geworden. Beim Niedersächsischen Städte- und Gemeindebund klagen manche Gemeinden, dass bei ihnen der Preis sogar auf das Fünf- bis Zehnfache explodiert sei. „Hier erleben wir die Funktionsweise der Marktwirtschaft. Geringes Angebot trifft auf große Nachfrage“, sagt Uwe Lübking vom Deutschen Städte und Gemeindebund (DStGB).

Schwarze Schafe und freche Angebote

Es gebe schwarze Schafe mit „frechen“ Angeboten weit über normalen Marktpreisen, sagt eine Sprecherin der Hansestadt Lübeck. Auch Hannover registrierte stark erhöhte Preise bei einzelnen Firmen, es gebe aber noch „faire Angebote“. Der fränkische Hersteller KB Container räumt in einem konkreten Fall eine Erhöhung um ein Drittel innerhalb eines Jahres ein und begründete dies mit gestiegenen Kosten und einer erhöhten Nachfrage. Städte wie Hamburg und das nahe gelegene Norderstedt haben sich über Rahmenverträge mit Herstellern stabile Preise gesichert.

„Die Gemeinden brauchen sich aber nicht über den Tisch ziehen zu lassen“, sagt Lübkings Kollege Norbert Portz vom Städte- und Gemeindebund. Laut der Preisverordnung 30/53 müsse der öffentliche Sektor Aufschläge auf den marktüblichen Preis nicht akzeptieren. Auch wenn die Nachfrage groß sei, seien Erhöhungen um 500 bis 1000 Prozent nicht zulässig. Die Gemeinden könnten dagegen klagen und den Aufschlag nachträglich zurückfordern. „Ich hoffe, dass die Kommunen und Städte von ihrem Recht Gebrauch machen“, sagt Portz.

Trotz der hohen Preise sind Container für Lübking dennoch eine gute Lösung des Wohnungsproblems. Sie sind im Gegensatz zu Zelten winterfest und anders als in Turnhallen will dort niemand Sport treiben. Ein weiterer Vorteil ist, dass Container schnell aufgebaut werden können.

Große Sehnsucht nach Privatheit

„Wohncontainer eignen sich hervorragend, um rasch Wohnraum für Flüchtlinge zu stellen, weil sie deutlich schneller errichtet werden können als konventionelle Unterkünfte“, sagt Günter Jösch, Geschäftsführer des Bundesverbands Bausysteme, in dem elf Hersteller und Vermieter der flexibel nutzbaren Immobilien zusammengeschlossen sind.

Doch nicht alle halten viel von den Containern. Für Portz sind sie nur als vorübergehende Notlösungen geeignet. Längerfristig sollen die Flüchtlinge in leer stehenden Häusern untergebracht werden, dies sei auch günstiger. Georg Classen vom Flüchtlingsrat Berlin hält die Unterbringung von Flüchtlingen in Containern aus mehreren Gründen für problematisch.

„Die Containersiedlungen genügen zwar formalen Standards und sind winterfest. Sie bieten aber in der Küche und im Sanitärbereich keinerlei Privatsphäre“, kritisiert er. Außerdem lägen die Siedlungen meist an den Randgebieten der Ortschaften, die Flüchtlinge seien deshalb isoliert.

Markt für Container ist völlig überlastet

Es gibt noch ein weiteres Problem für die Gemeinden. „Die größte Baustelle ist, dass es gar keine Container mehr auf dem Markt gibt“, sagt Lübking. Die Lieferung dauert oft sechs bis acht Monate. Deshalb weichen Städte und Gemeinden inzwischen auf teurere, aber nachhaltigere Alternativen aus.

Hannover und Pinneberg etwa planen Unterkünfte in Holzbauweise. Diese Wohnungen können länger genutzt werden als Container und könnten nach dem Flüchtlingsandrang dabei helfen, den allgemeinen Engpass bei günstigen Wohnungen zu mildern.

Die Containerproduzenten können mit der Nachfrage einfach nicht mithalten. „Die Unternehmen fahren bereits Doppel-, Dreifach- und Wochenendschichten“, sagt Verbandschef Jösch. „Mehr geht nicht.“ Eine Entspannung des Marktes ist nicht in Sicht. „Die Produktionsstraßen unserer Mitgliedsunternehmen sind bereits bis zum Sommer nächsten Jahres ausgelastet.“

De Maizière verteidigt Flüchtlingsschelte

Nach einem Besuch beim Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden verteidigte der Bundesinnenminister seinen scharfen Ton vom Vortag. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) zitierte ihn mit einer Doppelbotschaft: eine „freundliche gegenüber denen, von denen wir wissen, dass sie bleiben“ und eine „harte, unfreundliche Botschaft“ an die, die keine Bleibeperspektive hätten.

Am Donnerstag hatte der Innenminister im ZDF-„heute journal“ über Flüchtlinge gepoltert: „Sie gehen aus Einrichtungen raus, sie bestellen sich ein Taxi, haben erstaunlicherweise das Geld, um Hunderte von Kilometern durch Deutschland zu fahren“, sagt der Innenminister. „Sie streiken, weil ihnen die Unterkunft nicht gefällt, sie machen Ärger, weil ihnen das Essen nicht gefällt, sie prügeln in Asylbewerbereinrichtungen.“

Unruhe selbst in den eigenen Reihen

Seitdem die Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel die Arme für Flüchtlinge ausgebreitet hat und Anfang September – angesichts der dramatischen Lage syrischer Flüchtlinge in Ungarn – entschied, Tausende Migranten unregistriert einreisen zu lassen, tobt in der Union eine hitzige Diskussion um den Kurs in der Asylpolitik.

Merkel sagt: „Wir schaffen das.“ De Maizière sagt: „Wir schaffen das nicht ohne weiteres.“ Das klingt ein wenig nach einer Art Aufgabenteilung, um die Unions-Leute zusammenzuhalten – aber auch die Bevölkerung, wo sich Hilfsbereitschaft mit zunehmenden Sorgen mischt.

Gleichzeitig bemüht sich der Innenminister, den Eindruck zu zerstreuen, es sei alles außer Kontrolle geraten.

Literatur:

Wenn das die Deutschen wüssten…: …dann hätten wir morgen eine (R)evolution! von Daniel Prinz

Inside IS – 10 Tage im ‚Islamischen Staat‘ von Jürgen Todenhöfer

Exodus: Warum wir Einwanderung neu regeln müssen von Paul Collier

„Neue Weltordnung“ – Zukunftsplan oder Verschwörungstheorie? (Kaplaken)von Manfred Kleine-Hartlage

Quellen: WeltOnline/t-online.de vom 01.10.2015

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