Mittwoch, April 24, 2024
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Frankreichs verschwiegene Vergangenheit

Algier während der Barrikadenwoche von 1960 // Christophe Marcheux // CC BY-SA 3.0

Leichtfertig stürzen sich europäische Länder in Kriege des Nahen und Mittleren Ostens – die vergangenen Besatzungen sind dabei längst vergessen. Nicht aber in den betroffenen Ländern. Dort ist die Erinnerung an dieFehler, Gruppe existiert nicht! Überprüfen Sie Ihre Syntax! (ID: 2) Kolonialzeit noch präsent. Frankreich und Algerien ist ein besonders grausames Beispiel.Jakob Augstein schreibt in seinem aktuellen

SPON-Kolumnenbeitrag Die völkische Revolution, dass in Frankreich jetzt eine Partei stärkste Kraft geworden sei, die von einem Mann gegründet wurde, der eigenhändig gefoltert habe. Natürlich wird hier auf Jean-Marie Le Pens Untaten während des Algerienkriegs (1954-1962) angespielt.

Es war doch schon schlimmer lieber Herr Augstein. Frankreich hatte einen Präsidenten, der diese ganzen Folterungen in Auftrag gab und politisch verantwortet hat. Präsident Mitterrandwar nämlich genau zu dieser Zeit französischer Innenminister. Als solcher hat er sogar die Foltermethoden, das Verschwindenlassen von Menschen (sprich Ermordung), illegale Tötung von Verhafteten etc., genannt die Französische Doktrin, selbst eingeführt. In der der heutigen Zeit würde man wegen solcher Menschenrechtsverletzungen vor Gericht landen.

 

Bei uns sind diese Vorgänge kaum bekannt, darum kennt sie Augstein vermutlich nicht. Mitterrand gilt als großer Europäer und genießt weiterhin Ansehen. Grund dafür ist, dass die Vorgänge in Frankreich bis in die jüngste Zeit hinein, z.T. bis heute, tabuisiert wurden und werden. Besonders erschreckend: Die französischen Folterexperten wurden weitergereicht und berieten auch die blutigen lateinamerikanischen Militärdiktaturen in den 1970er Jahren. Ein nahezu unbekanntes Kapitel der europäischen Geschichte also, an das man sich aber erinnern sollte. Gerade in einer Zeit, in der in Frankreich wieder der Ausnahmezustand gilt. Auch Demokratien sind nicht gefeit gegen das Abdriften in eine menschenrechtsverletzende Politik.

Überhaupt ist es erstaunlich, wie schnell die Ereignisse der Entkolonialisierung in Europa in Vergessenheit gerieten. Nicht jedoch in den betroffenen Ländern. Wer das verdrängt, versteht die Reaktionen z.B. im arabischen Raum nicht. Das Trauma der Kolonialisierung sitzt dort tief. Wir hingegen haben uns schon wenige Jahre danach als Weltmeister in Sachen Menschenrechte ausgegeben. Mit dieser ignoranten Geisteshaltung wird man keinen gerechten Frieden schaffen, weil man gar nicht versteht, warum die Konflikte ausbrechen. Wir sollten unsere Lektion lernen.

Verteiler: Neopresse

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