Dienstag, April 16, 2024
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Fukushima: Kein Ende in Sicht

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Aus den Reaktorruinen wird noch immer jede Menge Radioaktivität freigesetzt. TEPCO hat die Unglücksstelle auch nach vier Jahren nicht vollständig unter Kontrolle.

Am 11. März jährt sich zum vierten Mal die dreifache Reaktor-Havarie im japanischen Fukushima, und am heutigen Samstag wird in Veranstaltungen und mitFehler, Gruppe existiert nicht! Überprüfen Sie Ihre Syntax! (ID: 2) Kundgebungen inzahlreichen Städten rund um den Globus an das anhaltende Leiden der einstigen Nachbarn des AKW Fukushima-Daiichi und an die immer noch ungelösten Probleme erinnert. In Berlin organisieren die Naturfreunde und die Gruppe Anti Atom Berlin gemeinsam mit 

Sayonara Nukes Berlin am Brandeburger Tor eine Aktion. Man wolle daran erinnern, dass “Fukushima keineswegs nur das Problem von Japan” sei, hieß es im Vorfeld in eienr Einladung an die Presse.

Rund drei Wochen vor dem Jahrestag hatte die Internationale Atomenergie Agentur (IAEA) in einem Bericht darauf hingewiesen, dass in Fukushima verstärkt radioaktives Wasser austritt und ins Meer gelangt. Das Problem müsse kurzfritsig und “nachhaltig” behoben werden. Langfristig bleibe hingegen das Entfernen der hochradioaktiven, abgebrannten sowie der beachädigten und fragmentierten Brennelemente eine “gewaltige Herausforderung”.

Einige Tage nach dem IAEA-Bericht vermeldete Betreiber TEPCO (Tokyo Electric Power Company) ein weiteres Leck. Das Radioaktivitätsniveau im abfließenden Wasser sei auf das 50- bis 70fache des “Üblichen” gestiegen. Durch das Schließen eines Siels habe man die Werte auf das 10- bis 20fache reduzieren können.

Wiederum einige Tage später hat die Vertretung der japanischen Fischerei-Genossenschaften TEPCOs Informationspolitik scharf kritisiert, wie die Japan Times schreibt. Informationen würden zurückgehalten. Dadurch würde der “Verbreitung von Gerüchten” Vorschub geleistet, die der Fischereiwirtschaft schweren Schaden zufügten. Die Fischer und die Öffentlichkeit würden betrogen, und der Ärger der örtlichen Fischer sei unermesslich.

Dem Zeitungsbericht zu Folge handelt es sich bei dem Leck um Regenwasser aus einem Graben, in dem Wasser vom Dach der Anlage fließt. TEPCO seien die hohen Radioaktivitätswerte seit dem letzten Frühjar bekannt gewesen und ebenso, dass dieses kontaminierte Wasser ins Meer fließe. Das Unternehmen ließ wissen, man sei sich nicht bewusst gewesen, diese Informationen weitergeben zu müssen.

Der Fischereiverband hat nun das zuständige Ministerium aufgefordert, für eine bessere Messung der Radioaktivität im Meer vor der Präfektur Fukushima zu sorgen. TEPCO hatte sich unter anderem darauf berufen, dass die Messreihen lückenhaft seien. Im Abfluss des fraglichen Regenkanals ins Meer wurden im August letzten Jahres pro Liter Wasser eine Belastung mit radioaktivem von 1.050 Becquerel Cäsium und 1.500 Becquerel Beta-Strahlung registriert.

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Tausende zusätzliche Krebserkrankungen zu befürchten

Vier Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima beginnen sich die gesundheitlichen Folgen für die japanische Bevölkerung abzuzeichnen. Aus den Zahlen des Wissenschaftlichen Ausschusses der Vereinten Nationen zur Untersuchung der Auswirkungen der atomaren Strahlung (UNSCEAR) geht hervor, dass in Japan aufgrund der radioaktiven Verseuchung bis zu 16.000 zusätzliche Krebserkrankungen und bis zu 9.000 zusätzliche Krebstodesfälle zu erwarten sind. Die Ärzteorganisation IPPNW geht davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen weitaus höher liegen dürften, da die im UNSCEAR-Bericht aufgeführten Emissionswerte ausschließlich auf Angaben der japanischen Atomenergiebehörde beruhen und deutlich höhere Angaben unabhängiger Institute unberücksichtigt lassen.

Zudem gibt es ernsthafte Bedenken bezüglich der Berechnung der internen Strahlendosen und keine verlässlichen Dosisberechnungen für die Arbeiter im AKW Fukushima.

Einen kleinen Teil der zu erwartenden Krebserkrankungen stellen Schilddrüsenkrebsfälle dar. Im Rahmen der ersten Runde von Schilddrüsenuntersuchungen wurde bei insgesamt 109 Kindern in Biopsien Schilddrüsenkrebs festgestellt. 87 dieser Kinder wurden mittlerweile operiert. Diese unerwartet hohe Fallzahl wurde von der Studienleitung bislang auf den “Screeningeffekt” geschoben, also die Beobachtung, dass durch Reihenuntersuchungen Krankheitsfälle gefunden werden, die klinisch erst zu einem späteren Zeitpunkt aufgefallen wären. Seit Dezember 2014 liegen allerdings die ersten Zahlen der Nachuntersuchungen vor.

Bei 57,8 Prozent der Kinder wurden Knoten oder Zysten gefunden. Im Erst-Screening lag diese Rate noch bei 48,5 Prozent. Das bedeutet, dass bei mehr als 12.000 Kindern, bei denen im ersten Screening noch keine Anomalien gefunden wurden, nun Zysten oder Knoten festgestellt wurden. Elf Kinder wurden bereits per Feinnadelbiopsie untersucht, bei acht von ihnen ergab die Diagnostik einen akuten Krebsverdacht. Diese Krebsfälle, die sich im Laufe der letzten beiden Jahren entwickelt haben müssen, lassen sich nicht mehr mit dem Screeningeffekt erklären.

Die Screenings sind auf die Präfektur Fukushima beschränkt. Im übrigen Japan und selbst in den hochbelasteten Nachbarpräfekturen von Fukushima werden keine vergleichbaren Reihenuntersuchungen durchgeführt, obwohl es auch in anderen Präfekturen in der Summe zu zahlreichen Schilddrüsenkrebserkrankungen kommen dürfte. “Die Ergebnisse der zweiten Screening-Runde sind beunruhigend. Zwar ist es noch zu früh, die langfristigen gesundheitlichen Folgen der Atomkatastrophe abschätzen zu können, da bislang nur ein Bruchteil der Ergebnisse der Nachuntersuchungen vorliegt, doch basierend auf den Erfahrungen aus Tschernobyl rechnen wir mit einer weiter steigenden Zahl der Schilddrüsenkrebserkrankungen über die kommenden Jahre”, erklärt der stellvertretende IPPNW-Vorsitzende Dr. Alex Rosen.

Schilddrüsenkrebs stelle dabei nur einen kleinen Teil der gesundheitlichen Folgen der radioaktiven Kontamination für die Bevölkerung dar. Die IPPNW erwartet aufgrund früherer Erfahrungen mit Atomunglücken zudem erhöhte Raten an Leukämien, Lymphomen, soliden Tumoren, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hormonellen, neurologischen und psychiatrischen Störungen. Hinzu kommen erhebliche psychosoziale Auswirkungen aufgrund der Traumatisierung und dem Gefühl, von den Behörden getäuscht und allein gelassen zu werden.

Quellen: PRAVDA TV/heise.de/ippnw.de vom 08.03.2015

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