Samstag, April 20, 2024
StartZARONEWS PresseAgenturGeheimdienst: Agenten gesucht — per Zeitungsanzeige

Geheimdienst: Agenten gesucht — per Zeitungsanzeige

pic

 

Der deutsche Geheimdienst sucht Agenten — per Zeitungsanzeige. Das ist kein Witz. Das Bundesamt für Verfassungsschutz wirbt für den norddeutschen Raum zum nächstmöglichen Zeitpunkt um Spione „für die mobile Observation“.

Von den Bewerbern wird eine abgeschlossene Berufsausbildung, der Besitz eines Pkw-Führerscheins und körperliche Fitness erwartet. Auch sollten Interessenten „die gängigen Anwendungen von Microsoft Office“ draufhaben. Fehler, Gruppe existiert nicht! Überprüfen Sie Ihre Syntax! (ID: 2)

Wer nun glaubt, vom Bundesamt gleich ein Gefährt gestellt zu bekommen wie James Bond es lenkt, wird enttäuscht. Üppig wird das Agentenleben ohnehin nicht entlohnt. Den Observierern winkt ein Monatslohn zwischen 2300 und 2900 Euro, für beamtete Agenten gilt die Besoldungsgruppe 8. Bei „nachgewiesener Observationserfahrung“ ist Besoldungsgruppe 9 drin.

Angestellte werden nach dem Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst in die Entgeltgruppe 7 eingereiht. Falls es im Dienste der freiheitlichen demokratischen Grundordnung mal etwas länger werden sollte:

„Überstundenvergütung/Freizeitausgleich wird im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten gewährt“, heißt es in der Stellenausschreibung. Bewerber sollten Geduld und Orientierungsvermögen mitbringen.

Frauen würden besonders gern genommen. Grundsätzlich sei es auch möglich, die Stellen mit Teilzeitkräften zu besetzen. Dass angehende Geheimdienstler sich vorab eine Sicher-heitsüberprüfung gefallen lassen müssen, wird vom Verfassungsschutz als selbstver-ständlich angesehen. Bis 5. Januar 2015 können sich Interessenten melden, die Spaß haben, sich für den Staat auf die Lauer zu legen.

Die Suche per Zeitungsanzeige sei nichts wirklich Neues, erklärt eine Sprecherin des Verfassungsschutzamtes. „Vielleicht haben wir bisher nur nicht von Observationskräften geschrieben.“ Da es schwer sei, geeignetes Personal für diesen heiklen Job zu finden, habe der Verfassungsschutz generell Nachwuchsprobleme. „Observation ist nicht besonders familienfreundlich.“ Auch wegen der nächtlichen Arbeitszeiten. Zu den Aufgaben der gesuchten Mitarbeiter zähle die Beobachtung von Verdächtigen aus der rechts- und linksextremen Szene genauso wie von Islamisten, vor allem terrorverdächtigen Rückkehrern aus Syrien.

„Schon erstaunlich, auch ein bisschen irritierend“, nennt Schleswig-Holsteins oberster Datenschützer Thilo Weichert die Anzeigen. Verboten sei diese Form der Anwerbung natürlich nicht. „Es geht der Behörde wohl darum, in den Schoß der Gesellschaft hineinzuhorchen“, glaubt Weichert.

FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki sagt augenzwinkernd: „Ich finde es nicht verwerflich, dass das Bundesamt für Verfassungsschutz per Zeitungsannonce ihre zukünftigen Agenten anwirbt.“

Unterdessen machen sich Gruppen im Internet über die Anzeige lustig. So lästern „dieDatenschützer“: „Sie haben noch alle Tassen im Schrank? Sie können noch beide Beine bewegen? Dann nix wie los und bewerben für diesen Job.“ Der schleswig-holsteinische Verfassungsschutz schreibt offene Stellen über ein Internetportal aus. Aktuell werden ein Techniker für den Nachrichtendienst und ein Sachbearbeiter für die Auswertung von Links- und Rechtsextremismus gesucht.

„Wir haben generell Probleme, Nachwuchs zu finden. Observation ist nicht besonders familienfreundlich.“

Eine Sprecherin des Verfassungsschutzes

Quelle: ln-online.de vom 12.12.2014

Empfohlene Artikel
- Advertisment -
Translate »