Dienstag, April 16, 2024
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Gelbwesten: Folge von Macrons Arroganz und Aushöhlung von Mittelstand – Experten

Laute Proteste der Gelbwesten erklärt Sergej Fjodorow vom Moskauer Europa-Institut damit, dass die ganze Aufmerksamkeit der Politiker in letzter Zeit auf die zugewanderte Bevölkerung und Problemviertel gerichtet war, während Millionen geborene Franzosen, die den Tag über arbeiten und von der Hand in den Mund leben, in Vergessenheit geraten sind.

Während einer Expertendiskussion in der Moskauer Nachrichtenagentur „NSN“ um das neue europäische Phänomen meinte er, dass die Gründe für die Massenunruhen in der Unzufriedenheit der Menschen mit ihrer sozialen Lage und dem Kaufkraftschwund zu suchen seien, die sich seit Jahrzehnten angesammelt habe. „Ähnliche Probleme sind in allen Ländern des alten Europas zu verzeichnen. In erster Linie gehört dazu die Aushöhlung des Mittelstands, insbesondere seiner unteren Schichten, wobei er keine Perspektive für sich sieht. Er ist ja nicht Teil der technokratischen Elite, die sich der Globalisierung angepasst hat.“

Dennoch glaubt der Experte nicht, dass die Unruhen auf andere Länder Europas übergreifen können.

„Die Ereignisse in Frankreich sind weitgehend durch Macrons Persönlichkeit herbeigeführt worden, der nicht wenige Fehler begangen und sie auch zugegeben hat. Er spricht von einer Spaltung zwischen den Eliten und der breiten Masse, die er nicht hat überwinden können. Seine politische Weisheit hat sich ungeachtet seiner Bildung als unzureichend erwiesen.“

Es sei ihm nicht gelungen, so Fjodorow, mit seinem Land mitzufühlen. „Deshalb halten viele Macron für einen Präsidenten der Reichen, für einen versnobten Technokraten, der von dem Leben der einfachen Menschen keine Ahnung hat. Allerdings ist er sich dessen bewusst, dass er in Frankreichs politischer Szene im Moment keine Konkurrenz hat.“

Der Diplomat und Politologe Nikolai Platoschkin ist der Meinung, dass alles noch 1991 nach dem Zerfall der Sowjetunion begonnen habe. „Westeuropa war damals mit der Erschließung der Märkte der ehemaligen sozialistischen Länder beschäftigt und hat Probleme der EU nicht berücksichtigt. Seit 2000 leben alle in der EU auf Kredit, also von dem IWF-Geld.“ Frankreichs Fehler sieht der Experte darin, dass es dem Euroraum beigetreten ist und deutsche Preise ohne das Übrige übernommen hat. „Deutsche haben Frankreichs Industrie erdrosselt.“

Der Politologe weist darauf hin, dass die „Alternative für Deutschland“ noch vor den Gelbwesten entstanden sei. Sie sei laut Platoschkin gewiss keine rechte Partei, auch sei sie an sich nicht so sehr gegen die Einwanderer gerichtet.

„Die AfD bringt bloß die Interessen der gleichen Benachteiligten wie in Frankreich zur Sprache, die in den neuen Bundesländern besonders zahlreich sind. Dort ist es zu dem gleichen hirnverbrannten Abbau der Industrie gekommen. Den Menschen wurde alles geraubt, ihre Löhne und anderes mehr. Auch in Deutschland haben diese Menschen genug davon, ignoriert zu werden.“

Der Experte führte als Beispiel die Generation der Vierzigjährigen in Spanien an, die keine Familie, kein Heim und keinen Job haben. Solche Menschen gebe es auch in Frankreich. „Gegen Sarkozy hat das ganze Land gestreikt. Der war aber halt intelligenter und schlauer als Macron und hat dem schnell ein Ende gesetzt. Dagegen weiß Macron als Anlagebankier nur zu gebieten. Er kann sich mit Menschen nicht einigen und einigt sich nur mit dem Geld.“

Platoschkin zufolge sollte Frankreich die Eurozone verlassen, seine eigene Währung entwickeln und Protektionismus à la Trump betreiben. „Des Weiteren lässt sich der Neoliberalismus, der Europa in die Sackgasse getrieben hat, beim Fehlen einer soliden linken Alternative wie etwa in Deutschland nicht bekämpfen. Welche Wirtschaftsmaßnahmen die französische Regierung auch treffen mag, alles wird zugunsten Deutschlands ausfallen, weil dort die Produktionskosten niedriger sind. Die Symbiose von Frankreich und Deutschland innerhalb der EU gleicht der von Pferd und Reiter: beide bewegen sich, aber der Eine trägt, während der Andere sich tragen lässt.“

Der Experte vom Europa-Institut der Akademie der Wissenschaften Russlands, Sergej Fjodorow, stellte einen ziemlich hohen Grad an EU-Skepsis in Frankreich fest. „Allerdings wünscht sich die Mehrheit laut Umfragen keinen Austritt Frankreichs aus dem Euroraum, da angenommen wird, dass dies der nationalen Wirtschaft einen noch stärkeren Schlag versetzen würde, und zwar mit unabsehbaren Folgen. Ohne den Euro kann aber die Europäische Union auch nicht existieren.“

Infolge der Proteste habe die französische Zentralbank Einbußen von 5,4 Milliarden Dollar für die einheimische Wirtschaft vorhergesagt, während der Einzelhandel seine Verluste auf eine Milliarde Euro geschätzt habe.

Quelle!: #zaronews

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