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Globaler Saatgut-Tresor: Der Ernstfall ist eingetreten

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Tief im ewigen Eis von Spitzbergen befindet sich ein gewaltiger Tresor. 860.000 Sorten von Saatgut lagern dort – gesichert für die Ewigkeit. Zum ersten Mal muss die Genbank nun angezapft werden.

Man dachte an einen Atomkrieg, an jahrzehntelange Dürren, an lang anhaltende Epidemien bei Fehler, Gruppe existiert nicht! Überprüfen Sie Ihre Syntax! (ID: 2)Nahrungspflanzen, als man einen gewaltigen Tresor tief im ewigen Eis von Spitzbergen im Jahr 2008 einrichtete. 860.000 Sorten von Saatgut lagern dort inzwischen, gesichert für die Ewigkeit, um die Nahrungsversorgung der

Menschheit auch nach großen Katastrophen sichern zu können. Oder auch für den Fall, dass alte Landsorten im Laufe der Jahrzehnte sang- und klanglos verschwinden, weil sie nicht mehr rentabel angebaut werden können.

 

Jetzt aber ist der Tag X, an dem zum ersten Mal Saatgut aus dem Lager in der Nähe der alten Bergarbeiterstadt Longyearbyen abgerufen wird, schneller da als erwartet. Grund ist der Bürgerkrieg in Syrien, der die Arbeit des internationalen Agrarforschungsinstituts „Icarda“ (International Center for Agricultural Research in the Dry Areas) in Aleppo im Nordosten des Landes bedroht und mit ihm auch die dort gebunkerten Samenproben.

Icarda, das sich vor allem auf die Bewahrung, Erforschung und Weiterentwicklung von Pflanzensorten konzentrierte, die auch bei lang anhaltenden Dürren zufriedenstellende Erträge abwerfen, zählt zu den weltweit bedeutendsten Einrichtungen in diesem Bereich. Unterhalten wird es von einem Dachverband, dem 64 Staaten angehören, darunter auch Deutschland. Icarda allein hat mit insgesamt 116.000 Saatgutproben zur Sammlung in Spitzbergen beigetragen (Die Geheimarchive der Welt).

Bedauern und Stolz in Spitzbergen

Jetzt will man knapp die Hälfte davon zurückerhalten, um im Ausweichquartier, das seit 2012 in der libanesischen Hauptstadt Beirut aufgebaut wird, daraus neue Pflanzen zu ziehen. So schnell es geht, sollen die daraus gewonnenen Proben nach Spitzbergen zur erneuten Vervollständigung der Bestände geschickt werden. Icarda ist weltweit führend bei der Bewahrung und Erforschung von Gerste, Linsen und Saubohnen, die an semi-arides, also durch eine markante Trockenzeit geprägtes, Klima bestens angepasst sind.

Asmund Asdal, einer der Leiter der Saatgut-Bank auf Spitzbergen, sieht den Antrag Syriens mit gemischten Gefühlen. „Es ist das erste Mal, dass man uns bittet, Samen zurückzuerhalten“, sagt er, „es ist eine schlechte Nachricht für Icarda und die zerstörte Genbank in Aleppo, aber für uns ist es die Bestätigung, dass die weltweite Reserve von Spitzbergen eine nützliche und unerlässliche Maßnahme ist“.

Das Institut in Aleppo ist noch nicht komplett evakuiert, auch die Kühlung in der dortigen Gen-Bank funktioniert noch. Wie ein Sprecher allerdings sagte, wurden die Büroräume mehrfach von Banden geplündert, Computer, Autos und andere Einrichtungen gestohlen. Der Kontakt zu den 200 Projekten, die Icarda seit Langem außerhalb von Syrien unterhält, ist von Aleppo nur noch schwer aufrechtzuerhalten, er läuft seit drei Jahren über Beirut.

Alte Landsorten wichtig für Neuzüchtungen

Die Bewahrung möglichst vieler Pflanzensorten, auch der alten Landsorten, obwohl sie weit weniger Ertrag abwerfen, wird von den UN und anderen internationalen Organisationen seit Jahrzehnten als vordringliche Aufgabe angesehen. Nicht weil eine Rückkehr von den Hochertragssorten zu traditionellen Pflanzen nötig werden könnte. Sie wären unterm Strich nicht geeignet, die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren.

Wichtig ist aber die Erhaltung eines möglichst großen Genpools mit einer möglichst weiten Bandbreite, um ganz spezielle Eigenschaften, die in den alten Sorten schlummern, in allfällige Neuentwicklungen einkreuzen zu können. Dürretoleranzen etwa, aber auch das Überdauern von anhaltendem Hochwasser, Salztoleranzen, Resistenzen gegen bestimmte Schädlinge, nicht zu vergessen aber auch geschmackliche Vorzüge, bessere Lagerfähigkeit und ähnliche Faktoren, die bei vergangenen Züchtungen zugunsten höherer Erträge – oder auch mehrerer Ernten pro Jahr – vorübergehend vernachlässigt wurden.

Literatur:

Die seltsamsten Orte der Welt: Geheime Städte, Wilde Plätze, Verlorene Räume, Vergessene Inseln von Alastair Bonnett

What if? Was wäre wenn?: Wirklich wissenschaftliche Antworten auf absurde hypothetische Fragen von Randall Munroe

BLUFF!: Die Fälschung der Welt von Manfred Lütz

Karten!: Ein Buch über Entdecker, geniale Kartografen und Berge, die es nie gab von Simon Garfield

Quellen: Reuters/n24 vom 01.10.2015

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