Freitag, März 29, 2024
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Globales Börsenbeben? Asien-Chaos stürzt Märkte in die Tiefe

 

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Die Marktturbulenzen in Fernost greifen auf Deutschland über, an der Wall Street tickt eine Zeitbombe. Der Dax sackt gefährlich nah an die 100-Tage-Durchschnittslinie. Droht ein globales Börsenbeben?

Zuerst waren es nur Ereignisse in fernen…

Weltgegenden, wie ein Gewitterleuchten am Horizont. Doch die Börsenturbulenzen in den Schwellenländern greifen mehr und mehr auf Deutschland und andere etablierte Märkte über.

Am Dienstag wurden deutsche Aktien auf breiter Front von der Abwärtsbewegung erfasst. Der 30 Werte umfassende Leitindex Dax sackte vorübergehend auf unter 9100 Punkte und damit den niedrigsten Stand seit Dezember. Es war der vierte Tag in Folge mit Kursverlusten.

Marktbeobachter äußerten sich besorgt, weil knapp unter 9100 Punkten eine wichtige psychologische Unterstützung verläuft: die 100-Tage-Durchschnittslinie. Fällt ein Index unter diese Marke, werden oft automatisch weitere Verkäufe ausgelöst. Der nächste Haltepunkt dürfte dann erst die 200-Tage-Linie bei 8650 Zählern sein.

Inzwischen steht das Börsenbarometer mehr als 600 Punkte unter seinem Jahreshoch vom 17. Januar. Gemessen an dieser Bestmarke notieren viele Papiere zweistellig im Minus: Commerzbank, Adidas, Volkswagen, Deutsche Bank und Merck KGaA haben sich seit dem Hoch um mehr als zehn Prozent verbilligt.

Ein Grund für die heftigen Kursverluste ist die akute Enttäuschung der Investoren. Viele hatten das Börsenjahr 2014 in sehr optimistischer Stimmung begonnen. “Aktien sind alternativlos”, war die Parole. Angesichts der dauerhaft niedrigen Zinsen am Anleihen-markt komme niemand umhin, sich an der Börse zu engagieren.

Panikartige Verkäufe

Die sich verbessernde Konjunktur in den drei großen Wirtschaftsblöcken USA, Japan und Europa sowie die Stabilisierung der Lage in der Euro-Zone taten ein Übriges.

Risiken wie die angekündigte Verknappung der Liquiditätsversorgung durch die US-Notenbank (“Tapering”) und teils starke ökonomische Verzerrungen in den Schwellen-ländern wurden ignoriert.

Statt dessen konzentrierten sich die Spekulanten auf besondere “Storys” wie das Wiedererstarken Japans. Die Tokioter Börse gehörte 2013 zu den stärksten der Welt. Binnen zwölf Monaten war der Leitindex in Landeswährung um 59 Prozent gestiegen. Mit diesem Kursfeuerwerk feierten Spekulanten das Wiederanspringen der japanischen Konjunktur durch die Billiggeldpolitik der Regierung Shinzo Abe.

Entsprechend hart traf die Gegenbewegung den Nikkei diese Woche. Am Dienstag rauschten die Kurse um mehr als vier Prozent in die Tiefe. Marktbeobachter sprachen von teils panikartigen Verkäufen, insbesondere private Anleger hätten sich von ihren Aktien getrennt. Der Nikkei ist nun bereits unter die wichtige 200-Tage-Durchschnittslinie gefallen – zum ersten Mal seit der Premier Ende 2012 seine Abenomics angekündigt hat.

Beschleunigt wurde die Abwärtsbewegung von Zwangsliquidationen. Viele japanische Kleinanleger haben auf Kredit Aktien gekauft und sehen sich nun durch die auflaufenden Kursverluste gezwungen, Papiere abzustoßen.

Globales Börsenbeben?

Diese Glattstellung von Positionen erklärt auch den Ausverkauf in einem wichtigen Nebenmarkt, dem TSE Mother. Dieses vor allem bei Privatanlegern beliebte Segment der kleinen Börsenwerte brach am Dienstag um mehr als sieben Prozent ein.

Auch andere Börsenplätze in Asien gerieten unter Druck. In Hongkong rutschte der Hang Seng Index fast drei Prozent ab. Damit hat der Index mehr als zehn Prozent verloren und befindet sich ebenso wie der japanische Aktienmarkt im Korrektur-Modus. Von einer Korrektur sprechen Markteilnehmer bei einem Verlust von zehn Prozent und mehr.

Beträgt der Rückgang zum vorherigen Hoch 20 Prozent, handelt es sich um einen Bärenmarkt. Im Gegensatz zur Korrektur bedeuten Bärenmärkte einen meist monate- oder jahrelangen Abschwung.

Auch an anderen asiatischen Märkten ging es nach unten: Auf den Philippinen verlor die Börse mehr als zwei Prozent, in Malaysia fast 1,5 Prozent. Der Ausverkauf weckt Erinnerungen an die Asien-Krise Ende der Neunzigerjahre, die sich von einem zunächst lokal begrenzten Phänomen zu einem globalen Börsenbeben auswuchs.

Der Transmissionsmechanismus war damals der hohe Einsatz von Fremdkapital. Der seinerzeit größte Hedgefonds der Welt, Long-Term Capital Management, hatte eine Zeitlang mit weniger als einem Prozent Eigenkapital operiert. Als die Märkte kippten, geriet er in eine Schieflage und hätte beinahe die Banken mit in die Tiefe gerissen, die ihm Geld geliehen hatten.

Spekulation auf Pump

Die Spekulation auf Pump ist heute so populär wie nie. Wie aus Daten der New York Stock Exchange (NYSE) hervorgeht, haben sich Investoren deutlich mehr als 440 Milliarden Dollar geliehen, um Aktien auf Kredit zu kaufen. Das ist ein historischer Höchstwert, der sogar den Stand von vor der Finanzkrise 2008 übertrifft.

Aktien-Pessimisten sehen sich durch den Ausverkauf bei Rohstoffen bestätigt. Der Preis des wichtigen Industriemetalls Kupfer verzeichnete den zehnten Minus-Tag in Folge, das ist die längste Verlustserie seit 1977. Kupfer gilt als viel beachtetes Barometer für den Zustand der Weltwirtschaft.

Shuma Uchino, Finanzchef des größten japanischen Handelshauses Mitsubishi Corp., hält die akuten Ängste vor einer neuen Asienkrise zwar für übertrieben. Die Ökonomien der Region stünden heute viel stabiler da als vor anderthalb Jahrzehnten.

Allerdings seien die Volkswirtschaften der aufstrebenden Nationen heute viel enger mit denen der westlichen Industriestaaten verzahnt. “Es besteht das Risiko, dass die Krise überspringt. Wir müssen sehr aufmerksam sein”, sagt Uchino.

Die schwachen Rohstoffmärkte künden davon, dass das Wachstumsmodell der ressourcenintensiven Schwellenländer womöglich an eine Grenze gestoßen ist. Bestätigt sich das, müssten viele Wachstums- und Gewinnprognosen wohl korrigiert werden.

“Tag des jüngsten Gerichts”

Abgesehen von den Zweifel an den Ungleichgewichten in den Emgering Markets könnte sich ausgerechnet das Boomland Japan als Unsicherheitsfaktor erweisen. Denn bisher ist erst ein Teil der Abenomics umgesetzt – jener Teil, der mit Ausgabensteigerungen des ohnehin hoch defizitären japanischen Staats einhergeht. Schon jetzt ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt mit mehr als 230 Prozent der Wirtschaftsleistung verschuldet.

Die Rating-Agentur Moody’s warnte vergangene Woche davor, dass japanischen Banken ein “Tag des jüngsten Gerichts” droht, falls die Abenomics scheitert und es zu einem Vertrauensverlust in die Bonität Japans kommt.

Auch in der europäischen Währungsunion sind längst nicht alle Probleme gelöst. So deuten die jüngsten Daten über die Preis-Entwicklung darauf hin, dass einem Teil der Euro-Zone eine deflationäre Abwärtsspirale drohen könnte, wie sie die Weltwirtschaft in der Großen Depression der Dreißigerjahre erlebte.

Wenig hilfreich waren in dieser Gemengelage die Kommentare des einflussreichen US-Geldpolitikers Richard Fisher. Seines Erachtens wird die Federal Reserve trotz der Börsen-Turbulenzen an ihrem Kurs der Liquiditätsverknappung festhalten. “Die Fed ist nicht die Notenbank der Welt und damit nicht der Retter der Welt”, sagte Fisher.

Quellen: Reuters/WeltOnline vom 04.02.2014

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