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Grass ist tot: Waffen-SS verliert ihren Nobelpreisträger

Foto: Literarisches Gipfeltreffen: Gruppe 47 – sechzig Jahre danach Günter Grass, Joachim Kaiser und Martin Walser im Gespräch mit Wolfgang Herles 15. Juni 2007, 20 Uhr auf dem Blauen Sofa im Berliner Ensemble / Blaues Sofa / CC BY 2.0

Michael Meyers – Lübeck. Im Alter von 87 Jahren starb Günther Grass, der einzige Literatur-Nobelpreisträger, der Mitglied der Waffen-SS war. Mit NS-kritischen Romanen wie „Die Blechtrommel“ qualifizierte sich Grass 1999 für den Nobelpreis, 2007 enthüllte er als Jugendlicher an den Fehler, Gruppe existiert nicht! Überprüfen Sie Ihre Syntax! (ID: 2)Endsieg geglaubt und in Hitlers berüchtigter Truppe gekämpft zu haben. Als er vor wenigen Jahren auch noch wagte, Israel in einem Gedicht zu

kritisieren, riefen Antideutsche zu Bücherverbrennungen des Werkes von Grass auf.

Bei Wikipedia ist man in Sachen Günter Grass stündlich auf dem aktuellen Stand (* 16. Oktober 1927 in Danzig-Langfuhr, Freie Stadt Danzig; † 13. April 2015 in Lübeck). Er war ein deutscher Schriftsteller, Bildhauer, Maler und Grafiker. Grass war Mitglied der Gruppe 47 und gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart. Seine Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Im Jahr 1999 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.Er sah die deutsche Vergangenheit kritisch. Daher machte Grass 1985 seine Ablehnung gegen den Besuch eines Bitburger Soldatenfriedhofs durch den damaligen Bundeskanzler Kohl (CDU) und den amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan deutlich. Er warf Helmut Kohl „Geschichtsklitterung“ vor und wendete sich gegen das Ausstellen von „Unschuldszeugnissen“, das dürfe nur das Nobelpreis-Kommitee in Stockholm.

44 Prozent der Deutschen sahen GraSS als moralische Instanz

Ab 2006 schrieben manche Antideutsche den Namen des großen Literaten nur noch mit großem Doppel-S: GraSS, sein Ruf hatte merklich gelitten, als er sich sehr spät zur Mitgliedschaft bekannte. Aber viele hielten ihm die Stange (oder die Fahne hoch): Im Juni 2010 wurden Tausend Menschen im Auftrag von Bertelsmanns „Spiegel“ gefragt: “Wer ist eine moralische Instanz für Deutschland?” In der danach publizierten Rangliste rangiert Günther Jauch (50 Prozent) auf Platz 8, knapp hinter Papst Benedikt XVI. (51 Prozent) und vor Margot Käßmann (49 Prozent), aber Günter Grass mit 44 Prozent immerhin noch vor seinem Kritiker, dem Literatur-Papst Marcel Reich-Ranicki (43 Prozent). Und Jauch wurde inzwischen ja auch durch die stramm-konservative Schweizer Wirtschaftszeitung NZZ entzaubert, die dem ARD-Talkmaster Medienhetze gegen Athen vorwarf  (“übelster Kampagnenjournalismus”).

“Der Zweite Weltkrieg brach mit aller Gewalt in das Leben des Jugendlichen ein und erwies sich als Erfahrung, die größte Teile von Grass’ späterem Schaffen bestimmen sollte.” weiß die SZ über Grass Biographie zu berichten und damit scheint alles entschuldigt, was der Jungliterat an Jugendsünden auf dem Kerbholz hatte. Der Schock von Weltkrieg und Faschismus führte als Spätschädigung des Hirns sicher auch zu einer Unterstützung der SPD, die bis zuletzt andauerte und dem Verblichenen ein Nachwort von SPD-Boss Gabriel einbrachte, in dem dieser die aufregenste Zeit im Leben von Grass aber nicht erwähnte.

Günther Grass bei der Waffen-SS

Der Begriff “Waffen-SS” war ab 1939 die Bezeichnung für die schon früher gegründeten militärischen Verbände der nationalsozialistischen Parteitruppe SS. Seit Mitte 1940 war sie organisatorisch eigenständig und unterstand dem direkten Oberbefehl des Reichsführers SS Heinrich Himmler. Ihr gehörten sowohl Kampfverbände als auch die Wachmannschaften der Konzentrationslager an. Ihre Kampfverbände wurden im Zweiten Weltkrieg dem Oberbefehl der Wehrmacht unterstellt, kämpften an der Front und wurden zur sicherung besetzter Gebiete gegen Partisanen und potenzielle Gegner eingesetzt. Aufgrund ihrer Beteiligung am Holocaust, Porajmos und an zahlreichen Kriegsverbrechen wurde sie 1946 vom Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg zur verbrecherischen Organisation erklärt. In der Bundesrepublik Deutschland sind zudem die Verbreitung von Propagandamaterial und Verwendung von Symbolen der SS (§§ 86 und 86a StGB) strafbar.

Als Grass im August 2006 bekanntmachte, mit 17 Jahren der Waffen-SS angehört zu haben, begann eine umfangreiche Debatte um seine Rolle als moralische Instanz im Nachkriegsdeutschland. Er sprach darüber zuerst in einem Interview aus Anlass des Erscheinens seines autobiographischen Werkes Beim Häuten der Zwiebel.In dem Buch schrieb Grass, er werde die Waffen-SS in seiner Jugend „als Eliteeinheit“ gesehen haben, „die doppelte Rune am Uniformkragen“ sei ihm „nicht anstößig“ gewesen. Er war nach eigenen Angaben während seiner Zugehörigkeit zur Waffen-SS an keinen Kriegsverbrechen des Zweiten Weltkrieges beteiligt, er habe darüber hinaus keinen Schuss abgegeben. Nach eigenen Angaben war er Ladeschütze und somit für das Nachladen, nicht aber für das Schießen zuständig. Er hatte seine SS-Mitgliedschaft auch bei seiner Gefangennahme am 8. Mai 1945 gegenüber der US-Army angegeben. Bereits 20 Jahre vor Beim Häuten der Zwiebel hat Grass mehreren Schriftstellerkollegen seine Zeit bei der Waffen-SS zur Kenntnis gegeben, darunter dem 1944 geborenen österreichischen Lyriker, Autor und Regisseur Robert Schindel und dem gleichaltrigen Theaterautor Peter Turrini.

In Reaktion auf die Aussagen Grass’ bezüglich seiner Vergangenheit gab es zahlreiche, sowohl kritische als auch milde, Kommentare: Charlotte Knobloch (Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland) sah das Bekenntnis von Grass als PR-Maßnahme an und sagte:

„Die Tatsache, dass dieses späte Geständnis so kurz vor der Veröffentlichung seines neuen Buches kommt, legt […] die Vermutung nahe, dass es sich dabei um eine PR-Maßnahme zur Vermarktung des Werkes handelt.“

Der Journalist und Hitler-Biograf Joachim Fest äußerte sein Unverständnis, „wie sich jemand 60 Jahre lang ständig zum schlechten Gewissen der Nation erheben kann, gerade in Nazi-Fragen – und dann erst bekennt, dass er selbst tief verstrickt war“.  Klaus Staeck (Präsident der Akademie der Künste in Berlin) vertrat den Standpunkt, dass „das künstlerische Werk und auch seine politische und moralische Integrität auch nach seinem Bekenntnis außer Zweifel“ ständen. Zu seiner Verteidigung wird zudem angeführt, gegnerische Publizisten wie Hannes Stein und Henryk Broder hätten folgenreich Interview-Äußerungen ungenau und missverständlich, wenn nicht verfälschend, dargestellt.

Weiterhin gab es auch Forderungen nach der Aberkennung oder Rückgabe von verliehenen Auszeichnungen. So forderte der polnische Politiker Lech Wałęsa zunächst, Grass solle die Ehrenbürgerschaft der Stadt Danzig ablegen. Die CDU-Politiker Wolfgang Börnsen und Philipp Mißfelder forderten ihn zur Rückgabe seines Nobelpreises auf. Nach einem Reue bekennenden Schreiben an die Stadt Danzig und dem Anerkennen der Reue durch Lech Wałęsa verebbte die Diskussion. Wałęsa nahm seine Kritik wieder zurück. Nach einer Umfrage vom August 2006 unter den Einwohnern der Stadt Danzig sprachen sich zwei Drittel der Bevölkerung dagegen aus, Grass die Ehrenbürgerschaft abzuerkennen. Der Danziger Bürgermeister Paweł Adamowicz äußerte, dass das späte Bekenntnis von Grass nichts an der Qualität seiner Literatur und seinen Verdiensten für die deutsch-polnische Aussöhnung ändere. Auch das Nobelpreiskomitee schloss eine Aberkennung des Nobelpreises aus.

Grass klagte gegen Bertelsmann: Nicht freiwillig zur SS

Max A. Höfer, Co-Geschäftsführer der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, zitierte im Frühjahr 2007 die Neue Zürcher Zeitung, der „penetrante moralische Rigorismus“ von Grass sei eine „Ersatzhandlung“, „deren Polemiken vielleicht nie ausschließlich und allein auf die Sache zielten, die sich vielmehr aus dem Glutkern von verschwiegener Scham und Schuld speiste“, und hoffte, von Grass werde „sich wohl niemand mehr die Leviten lesen lassen“. Da hatte sich der Bonze aber kräftig geirrt.

Im November 2007 erhob Grass durch seinen Anwalt Unterlassungsklage gegen die Verlagsgruppe Random House (weltgrößter Buchverlag, gehört natürlich zum Bertelsmann-Konzern), zu der der Goldmann Verlag gehört. Die Klage zielte gegen die Behauptung, Grass habe sich freiwillig zur Waffen-SS gemeldet, in einer aktualisierten, bei Goldmann erschienenen Fassung der Grass-Biografie von Michael Jürgs. Zu einer Gerichtsverhandlung kam es nicht. Grass und Random House einigten sich auf einen Vergleich, wonach sich Jürgs verpflichtete, den strittigen Passus in einer Neuauflage dahingehend zu ändern, dass Grass in seiner Autobiographie geschrieben habe, als Siebzehnjähriger im Herbst 1944 zur Waffen-SS-Division „Frundsberg“ eingezogen worden zu sein. Dies entsprach auch der Darstellung von Robert Schindel, wonach Grass – nachdem er sich freiwillig zur U-Boot-Truppe gemeldet hatte und dort nicht genommen worden war – zur Waffen-SS rekrutiert wurde.

SPD-Neoliberalismus bracht Grass ins Grab

Über die Wirksamkeit der Literatur gegen totalitäre Politik sagte Grass einmal, genüge oft schon “der literarische Nachweis, dass die Wahrheit nur im Plural existiert – wie es ja auch nicht nur eine Wirklichkeit, sondern eine Vielzahl von Wirklichkeiten gibt”.

Mit Wahrheit und deren Plural schlug sich Günther Grass sein Leben lang herum, literarisch, politisch, persönlich. Seine politischen Statements machten ihn zu einem weltbekannten Polemiker. Als Nobelpreisträger zuletzt -nach seinem Bekenntnis zur Jugendsünde Waffen-SS- umstritten, oft undiplomatisch, aber stets von den Medien erhört, war er zweifellos eine der wichtigsten Stimmen Deutschlands. Günter Grass starb in Lübeck an den Folgen einer Infektion – die ohne das massenmörderische Sparprogramm im Gesundheitswesen, das die brutale Ideologie des Neoliberalismus unserem Land aufgezwungen hat, vielleicht hätte vermieden werden können. Da die Partei von Grass, die SPD, an diesem neoliberalen Programm (SPD-Version: “Agenda 2010″) eine Mit-, wenn nicht die Hauptschuld trägt, kann man wohl sagen, dass Grass sich mit seinem Engagement für die (spätestens seit Schröder) falsche Partei womöglich selbst ins Grab brachte. Eine sozialdemokratische Partei, die diesen Namen auch verdient, hätte die Reichen mehr besteuert, um für uns alle eine bessere Infrastruktur zu schaffen.

Das Gesundheitswesen leidet mehr als unter allen neuen Killer-Keimen unter derabscheulichen Ideologie des Neoliberalismus. Der Medizinreformer und deutsche Urliberale Rudolf Virchow (1821-1902) würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, welche Lumpenbande sich heute das Wimpelchen “liberal” anheftet. Nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen westlichen Welt werden unter der Finanz- und Mediendiktatur des Neoliberalismus Gelder aus der Medizin in das Finanzwesen umgeleitet. Es werden in dramatischem Ausmaß die Mittel für Krankenhäuser, Behandlung von Armen, Medikamente und medizinische Forschung beschnitten, um sie per Steuersenkung in die Taschen reicher, nutzloser Möchtegerneliten umzulenken.

Verteiler: Neopresse

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