Donnerstag, April 25, 2024
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Grüne Politiker gefährden Wiener Weltkulturerbe

Am Donnerstag steht der Beschluss der Heumarkt-Flächenwidmung am Programm des Wiener Gemeinderats. Gibt es eine Mehrheit, kann das umstrittene Hochhaus gebaut werden. Wenige Tage vorher hat UNESCO Österreich nun die Drohung in Sachen Wiener Weltkulturerbe erneuert. Sollte die Stadt nicht mehr von den Plänen abrücken, werde Wien im Juli auf die „Rote Liste“ gesetzt werden.

Die UNESCO werde am Freitag, 2. Juni, eine „Draft Decision“ veröffentlichen, sagte Gabriele Eschig, Generalsekretärin der österreichischen UNESCO-Kommission, auf Anfrage der APA. Derlei Berichte werden vor jeder Sitzung des internationalen Welterbe-Komitees verfasst. Sie sind die letztgültigen Entscheidungsempfehlungen an die Komiteemitglieder, basierend auf den Einschätzungen und Beurteilungen des Beratungsgremiums ICOMOS.

Auf die Liste für gefährdetes Welterbe

Der jetzt anstehende Schwung an „Draft Decisions“ wurde im Hinblick auf das Komiteetreffen in Krakau erstellt, das von 2. bis 12. Juli stattfindet. Dort stimmt das Gremium dann über diverse Fälle ab – so auch über die Zukunft des Weltkulturerbes für die Wiener Innenstadt. Laut Eschig wird die Empfehlung, die am Freitag online geht, beinhalten, die City auf die Liste des gefährdeten Welterbes zu setzen. Denn Wien bzw. die Republik Österreich als offizieller Vertragspartner erfülle weiterhin nicht die UNESCO-Forderungen. Die Organisation hat bekanntlich wiederholt den Heumarkt-Turm unter Beschuss genommen und die Reduktion von dessen Höhe auf 43 statt 66 Meter empfohlen.

Für Eschig ist damit so gut wie fix, dass Wien bei der Sitzung in Krakau auf die „Rote Liste“ gesetzt wird: „Es kommt nicht sehr häufig vor, dass die Komiteemitglieder nicht der Abstimmungsempfehlung folgen.“ Sollte der Beschluss tatsächlich so fallen, bedeutet dies aber noch nicht die endgültige Aberkennung des Welterbes. Vielmehr hat man dann noch ein Jahr Zeit, doch noch Schritte zur Rettung des Status zu setzen.

Vassilakou gegen grüne Parteibasis

Die Möglichkeit, dass lediglich das Gebiet, welches vom Welterbestatus umfasst ist, verkleinert wird – der Heumarkt also etwa ausgeklammert wird, die restliche Innenstadt aber weiterhin Welterbe bleibt -, gebe es nicht, meint die Generalsekretärin: „Es gibt Ausweitungen, aber keine Verkleinerungen.“

Damit die Heumarkt-Umgestaltung überhaupt angegangen werden kann, braucht es die entsprechende Flächenwidmung für das Areal. Diese soll am Donnerstag beschlossen werden. Das Projekt hatte im Vorfeld allerdings für einen internen Konflikt bei den Grünen gesorgt. Die Parteispitze sprach sich entgegen der Parteibasis für das Vorhaben aus. Die grüne Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou hatte deshalb den grünen Mandataren freie Hand hinsichtlich ihres Abstimmungsverhaltens gegeben. Drei grüne Mandatare haben daraufhin angekündigt, nicht für die Flächenwidmung zu stimmen. Bleibt es dabei, geht sich eine Regierungsmehrheit trotzdem knapp aus – mit 51 zu 100 Stimmen.

Die Bürgerinitiativen, die mittlerweile seit Jahren gegen die Pläne mobilisieren, wollen vor der Abstimmung noch einmal ihren Unmut zum Ausdruck bringen. Am Dienstagabend ist eine Demo unter dem Motto „Für Weltkulturerbe und Rechtsstaatlichkeit – Gegen Bruch des UNESCO-Staatsvertrages“ angesetzt. Sie wird vom Minoritenplatz, dem Sitz von Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) über den Ballhausplatz und die Löwelstraße, wo die SPÖ ihre Parteizentrale hat, zum Rathaus führen. Bereits vor zwei Wochen haben rund 30 Aktivisten der selben Initiativen vor dem Rathaus Stellung bezogen, um mit Transparenten und Trillerpfeifen ihre Meinung über das Projekt zu äußern.

Beitragsbild: APA

Quelle: Info Direkt

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