Weniger Profis, mehr Laien
Wenig Geld für oftmals viel Arbeit – daher nimmt eine immer größere Zahl an geschulten und staatlich beeideten Dolmetschern von dieser Tätigkeit Abstand. Die Polizei reagierte auf diesen Umstand –und betraut nun öfter Beamte und Mitarbeiter mit Migrationshintergrund mit dieser Aufgabe. Doch genau hier liegt auch das Problem: Denn während sich ausgebildete Übersetzer des Werts jedes einzelnen Wortes bei einer Einvernahme bewusst sind, kann ein laienhafter Umgang mit der getätigten Aussage für Schwierigkeiten sorgen.
Auch wenn jemand eine Sprache gut beherrsche, heiße das nicht automatisch, dass sich derjenige auch als Übersetzer eigne, so Ziemska weiter. Oftmals kann ein kleines Nebenwort einen kompletten Satz in einem ganz neuen Licht erscheinen lassen. Geben Laiendolmetscher eine Aussage womöglich nur sinngemäß wieder, kann das zu großen Problemen führen, heißt es seitens der Kritiker –und das nicht zuletzt vor Gericht.
Übersetzungsfehler schwer nachweisbar
Denn dort wird es für Betroffene oft sehr schwer, einen etwaigen Übersetzungsfehler bei ihrer Aussage beim Prozess geltend zu machen. "Wenn nach einem halben Jahr der Dolmetsch kommt und sagt, dass er korrekt übersetzt hat, wie soll der Beschuldigte jetzt nachweisen, dass er etwas nicht gesagt hat? Der Richter geht natürlich nach dem, was ihm Dolmetsch und Polizist sagen", sagt Rechtsanwalt Rudolf Mayer. Auch bei der Exekutive ist man sich dieses Problems bewusst: "Menschliche Fehler kann man nie ausschließen", so Johann Golob, der Sprecher der Wiener Polizei.
Übrig bleiben im schlimmsten Fall allerdings die Betroffenen, denen nicht sachgemäß und unprofessionell Gehör geschenkt wurde.
Verteiler: Kronen Zeitun
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