Freitag, April 19, 2024
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Hilfe bei Autismus: Die Rolle der Bakterien

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Wie lässt sich die rasant ansteigende Anzahl an autistischen Störungen (600 %) in den letzten 20 Jahren erklären? Spielt die Umwelt dabei eine Rolle?

Seit das Krankheitsbild 1943 erstmalig beschreiben wurde, breitet sich der Fehler, Gruppe existiert nicht! Überprüfen Sie Ihre Syntax! (ID: 3)Autismus immer weiter aus. In den Industrienationen (!) gilt er mittlerweile als die Erkrankung mit den am stärksten zunehmenden

Fallzahlen (mehr als 600 % Zuwachs in den vergangenen 20 Jahren). In Deutschland geht man von etwa 600 000 Betroffenen aus, in Frankreich liegt die Zahl bei etwa 500 000 – jedes Jahr kommen 8 000 Kinder mit Autismus zur Welt, was einem von 150 Neugeborenen entspricht (in Nordamerika liegt die Quote noch höher, bei einem von 80 Neugeborenen). Insgesamt leiden vermutlich bis zu 67 Millionen Menschen weltweit unter Autismus. Bislang herrscht Unklarheit über die Ursachen der Erkrankung und mögliche Behandlungsmethoden, geforscht wird schwerpunktmäßig in den Bereichen Genetik und Psychiatrie.

Hoffnung für Autisten?

Kinder mit Autismus versinken in der Isolation. Stichhaltige Erklärungen gibt es wenige, Heilung bislang keine. Ein kanadischer Forscher vermutet die Ursache in Darmbakterien. Wird bald eine neue Therapie möglich?

Liegt die Ursache im Darm?

MacFabe sieht seine These von mehreren Indizien gestützt: Erstens würden Kinder somalischer Einwanderer in Kanada häufiger autistisch als Kinder in Somalia, womöglich weil sie mit westlichen Bakterien und Speisen konfrontiert würden.

Zweitens hätten viele autistische Kinder Darmprobleme. Drittens entwickelten Ratten, wenn man ihnen Propionsäure ins Hirn spritzt, Verhaltensweisen, die an die von Autisten erinnerten. Und viertens würden heute häufiger autistische Erkrankungen diagnostiziert – während gleichzeitig öfter Antibiotika, die die Darmflora verändern, in den ersten Lebensjahren eingesetzt und mehr weizen- und milchhaltige Lebensmittel verspeist würden.

Der amerikanische Mikrobiologe und Mediziner Sydney Finegold fand einen weiteren Anhaltspunkt: Er gab autistischen Kindern, die zuvor wegen anderer Infektionen mit einem Breitband-Antibiotikum behandelt worden waren, ein spezielles Antibiotikum gegen Clostridien. Bei acht der zehn Kinder besserten sich die autistischen Symptome vorübergehend.

Kritiker sind wachsam

Doch Autismusexperten sind von MacFabes These noch nicht überzeugt: „Das ist noch sehr hypothetisch“, sagt Inge Kamp-Becker, Leiterin der Arbeitsgemeinschaft für Autismus-Spektrum-Störungen an der Marburger Uniklinik. „Die Befunde bestätigen nicht eindeutig den Einfluss der Bakterien auf die neuronale Entwicklung.“ Auch Christine Freitag, Leiterin der Frankfurter Uniklinik für Psychiatrie des Kindes- und Jugendalters, ist vorsichtig: „Man kann von Rattenversuchen nicht einfach auf den Menschen schließen.“ Die Zunahme autistischer Störungen sei vor allem auf verbesserte Diagnosemethoden zurückzuführen, sagt Kamp-Becker. Zu dem Schluss kommen auch Forscher der kanadischen McGill University, die 57 Studien zur Häufigkeit von Autismus in 17 Ländern ausgewertet haben.

Gerade bei so schwerwiegenden und schlecht erforschten Erkrankungen wie Autismus kursieren viele Hypothesen über mögliche Ursachen – bisher jedoch ohne Bestand: In den 1950er Jahren postulierten Forscher, emotionale Kälte der Eltern sei der Grund. Dann wurden Quecksilber und andere Schwermetalle, Lösungsmittel, Dieselabgase oder Pestizide als Krankheitsauslöser verdächtigt.

Besonders folgenreich war die Hypothese des britischen Arztes Andrew Wakefield: Aufgrund einer einzigen Studie an zwölf Kindern behauptete er 1998, die Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln löse Autismus aus. Kinder wurden nicht mehr geimpft, einige starben an den unter Kontrolle geglaubten Krankheiten. Inzwischen ist nachgewiesen, dass Wakefield nicht korrekt gearbeitet hat, die Studie wurde zurückgezogen.

Heute wäre es fahrlässig, Eltern unbegründete Hoffnungen zu machen, warnt Kamp-Becker: „Die klammern sich an jeden Strohhalm und geben auch viel Geld für wirkungslose Therapien aus.“ MacFabes Hypothese befindet sich noch am Anfang des wissenschaftlichen Erkenntnisprozesses. Um sie zu überprüfen, müssten zum Beispiel Risikogruppen auf ihre Ernährung und bereits Erkrankte auf die verdächtigten Stoffe hin untersucht werden, schlägt die Ärztin Christine Freitag vor. Letzteres will Derrick MacFabe jetzt tun. Die Ergebnisse könnten zeigen, welches Potenzial diese hoffnungsbringende These birgt.

Quellen: PublicDomain/arte.tv vom 03.04.2015

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