Freitag, März 29, 2024
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Hungern bei vollem Magen: Tote Wale an Nordseeküste sind „gefüllt“ mit Plastikmüll

Der grausame Tod von 13 Pottwalen, die seit Anfang des Jahres an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins gestrandet sind, ist ein tragisches Symbol für den

menschlichen Gleichmut gegenüber den Meeresbewohnern: Bei vier Tieren haben Forscher große Mengen an Plastikmüll

im Magen gefunden.

 

Zwar hat eine Obduktion festgestellt, dass die Tiere an Herz-Kreislauf-Versagen gestorben waren, aber in ihren Mägen wurden ungewöhnliche „Futterreste“ gefunden: etwa Reste eines 13 Meter langen und 1,2 Meter breiten Schutznetzes, das in der Krabbenfischerei eingesetzt wird, eine 70 Zentimeter lange Plastikabdeckung aus dem Motorraum eines Autos sowie scharfkantige Reste eines Kunststoffeimers (Wasser in Plastikflaschen: 24.000 schädliche Chemikalien – einschließlich hormonaktiver Substanzen).

Wahrscheinlich haben heftige Stürme im Nordostatlantik Wassermassen und damit wohl auch Kalmare, die Beute der Wale, in die Nordsee getrieben, hatte der Meeresbiologe Uwe Piatkowski vom Kieler Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung bereits Mitte März berichtet. Mit ihnen seien die Pottwale vermutlich immer weiter in die flachen Gewässern der Nordsee vorgedrungen und dort schließlich gestrandet (Töten Windturbinen Wale?).

Die Pottwale vor Schleswig-Holstein waren noch nicht geschlechtsreife Bullen, zwischen 10 und 15 Jahre alt und 12 bis 18 Tonnen schwer. Bei allen Tieren war das zur Orientierung wichtige Gehör unverletzt. Auch der Befall verschiedener Organe mit Parasiten war nach Einschätzung der Experten altersentsprechend normal (Millionen Teile täglich ins Meer: Rhein stark mit Plastikteilchen verschmutzt).

Siebert und Piatkowski vermuten, dass die verendeten Wale die letzten Tage vor ihrem Tod gehungert hatten. Sie fraßen vermutlich in der Norwegischen See letztmals. In ihren Mägen wurden unverdauliche Schnäbel von insgesamt mehr als 55.000 Tintenfischen gefunden – größten Teils vom Nordischen Köderkalmar und vom Europäischen Flugkalmar (Plastikpartikel auch in Meersalz nachgewiesen).

  

Diese Arten kommen vor allem in der Norwegischen See, der Barentssee und den Gewässern um Island vor, den Hauptüberwinterungsgebieten der Pottwalbullen. Dazu kommen noch Knochen und andere Überreste von Nordseefischen wie Seeteufel, Kabeljau, Wittling und Seehase. „Ein 15 Tonnen schwerer Pottwal braucht täglich rund 450 Kilogramm fettreiche Nahrung“, sagte Piatkowski (Unsere Schadstoffe sind überall: Chemie in Deiner Jacke – und am Ende der Welt (Video)).

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(Screenshot)

„Diese Funde zeigen uns die Auswirkungen unserer Kunststoffgesellschaft: Tiere nehmen unbeabsichtigt Plastik und anderen Kunststoffmüll auf, leiden darunter, im schlimmsten Fall verhungern einige bei vollen Mägen. Das ist eine dringende Mahnung, verstärkt gegen Müll im Meer vorzugehen. Schleswig-Holstein wird seine Anstrengungen hierzu intensiv fortsetzen“, wird Schleswig-Holsteins Umweltministers Robert Habeck vom Nachrichtenportal shz.de zitiert wird (Besser leben ohne Plastik).

Literatur:

Statt Plastik: Schöne Sachen zum Selbermachen – das Ideenbuch für Einfälle statt AbfällevonJutta Grimm

Plastikfreie Zone: Wie meine Familie es schafft, fast ohne Kunststoff zu leben von Sandra Krautwaschl

Lass dich nicht vergiften!: Warum uns Schadstoffe chronisch krank machen und wie wir ihnen entkommen von Joachim Mutter

Giftcocktail Körperpflege: Der schleichende Tod aus dem Badezimmer von Marion Schimmelpfennig

Quellen: PublicDomain/nwzonline.de/de.sputniknews.com am 27.04.2016

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