Donnerstag, April 18, 2024
StartZARONEWS PresseAgenturKommentar: Jeder kann etwas tun für eine bessere Welt

Kommentar: Jeder kann etwas tun für eine bessere Welt

Wenn wir Vielfalt wollen, müssen wir sie selbst erschaffen. Man kann sie nicht verordnen.

Im Kapitalismus ändert sich nichts durch Denken und Diskutieren. Das steht für mich fest. Wenn ich sehe, wieviel schon darüber nachgedacht wurde, wie etwas zu sein hat, in der Zukunft. Und ich dann erkennen muss, dass immer noch Plastik in den Ozeanen schwimmt, dass selbst in Oberösterreich die Gewässer mit Plastik-Mikropartikel kontaminiert sind. Gerade in diesem Fall heißt es, aus Kostengründen

könne man auf diese Mikropartikel nicht verzichten – in Zahnpasta und anderen Hygieneprodukten. Rund vierzig Tonnen Plastik jährlich, die in der Donau landen, sind zuviel. Jedes Plastikpartikel

ist zuviel.

Trotz des Wissens um diese Fakten verpesten wir die Umwelt und liefern uns den Konzernen aus, die uns “vorschreiben”, was wir zu konsumieren haben, auch wenn uns das Zeugs auf lange Sicht schadet. Schließlich lassen sich nicht nur Produkte, sondern auch Ideologien, Politiken, Weltanschauungen usw. konsumieren. Sich dafür verwenden, um die konsumierende Masse in die für die Produzenten der Konsumartikel richtige Richtung zu lenken – ich glaube, das nennt man klassische PR, oder?Solange wir diskutieren, wie etwas zu sein hat, stiehlt uns das die Zeit, selbst die Dinge anders zu tun. Solange wir uns gegenüber dem System auflehnen, wie ungerecht und verachtend es gegenüber der Mehrheit der Menschen auftritt, stiehlt uns das die Zeit für Veränderung, die von uns selbst ausgeht und auch von uns selbst ausgehen muss. Weil das System kein Interesse daran hat, sich selbst zu schaden. Was wir generell alle wollen (Verteilungsgerechtigkeit, Frieden, eine intakte Umwelt und ein gutes Leben auf diesem Planeten, funktionierende soziale Beziehungen), schadet nämlich diesem und seinen Eliten.

Klar, es ist gut zu wissen, was wirklich läuft, wo die Dinge im Argen liegen, wo Verschmutzung stattfindet und wir uns damit den Ast, auf dem wir sitzen, selbst absägen. Ein solches Wissen hilft uns aber nur die nächsten notwendigen Schritte zu erkennen, hilft uns aufzuwachen und munter zu werden. Wir benötigen das Wissen um die Schritte, wie diese Missstände zu vermeiden oder zu reparieren sind, wie man ihnen die Energie und Aufmerksamkeit entzieht.Dieser Film zeigt beispielsweise, wo Handlungsbedarf besteht. Und wo konkretes Tun ab sofort ansetzen kann.

Wir können im ersten Schritt erkennen, dass beispielsweise die meisten Lebensmittel, welche in den Supermärkten verkauft werden, konventionell hergestellt sind und von der Agroindustrie kommen. Wir können dabei erkennen, dass diese Lebensmittel unter Bedingungen produziert werden, die dem Planeten, dem Boden, den Menschen und den Produktionsländern, in denen diese leben, schaden. Nach erfolgter Erkenntnis müssen wir aber anders TUN, anders HANDELN. Und zwar in unseren eigenen Alltagen.

Es liegt in unserer Verantwortung, sofort die Dinge anders zu tun. Und nicht zu warten, bis das Andere von oben oder woher auch immer verordnet wird. Es wird nicht verordnet werden, das Bessere. Weil es dem Bestehenden schadet, das Bessere wie Verteilungsgerechtigkeit, Frieden, eine intakte Umwelt,… Wir müssen all das täglich selber tun und an diesen Veränderungen arbeiten.

Tun statt fordern

Statt Zahnpasta mit Mikroplastikpartikel zu kaufen (die sind übrigens in beinahe allen gängigen Produkten enthalten, insbesondere dort, wo “Weißmacher” drauf steht) greifen wir ab nun zu einem natürlichen Pflanzenprodukt. Auch die gibt es in den Läden. Man muss nur schauen und nachfragen und als Konsument solche verlangen. Gleiches gilt für sämtliche Hygieneprodukte inklusive Waschmittel.Wir können aufhören Produkte aus Plastik zu verwenden. Vor allem, wenn es sich um Einweg-Produkte wie Sackerl, einmalige Verpackungen etc. handelt. Und diese Produkte individuell ersetzen, indem wir mit einem Stoffbeutel oder Korb einkaufen gehen. Indem wir Gebrauchsartikel aus Plastik durch Artikel aus gesünderen Materialien ersetzen (Plastik-Kochlöffel raus und Holz-Kochlöffel rein). Weil in diesen Plastik-Artikeln Weichmacher enthalten sind, die wiederum ins Grundwasser und in lebende Organismen inklusive unserer Spezies gelangen; Holz beispielsweise keine Weichmacher benötigt.

Wenn uns das Zins- und Geldsystem aufregt und wir es als ungerecht und ausbeuterisch empfinden, dann hören wir doch auf, dieses System weiter zu bedienen. Engagieren wir uns für ein Regionalgeld, in einem Tauschkreis und anderen regionalen alternativen Bezahlsystemen. Oder eröffnen wir ein Konto in einer alternativen Bank.

Beginnen wir die Lebensmittel, die wir brauchen, selbst herzustellen. Wir können aber auch Kleinbauern und kleine Gartenbaubetriebe in ihrem Tun unterstützen und deren Produkte erwerben. Für die Kleinlandwirtschaft bietet sich uns dafür das Modell der CSA-Landwirschaft, indem wir Konsumenten uns an Produktion und möglichem Verlust der Ernte beteiligen. Wir aber damit auch beim Bauern eine biologische, ökologische Produktion einfordern können. Oder wir bilden Einkaufsgemeinschaften um Kleinbetrieben in der Region gemeinsam deren Produkte abzunehmen.

Wir können bei uns in unseren Alltagen damit beginnen, an einem Plan zu arbeiten, WIE wir LEBEN wollen. Das umfasst nämlich die Bereiche Nahrung, Wasser, Arbeit, Energie, Wohnen und Bildung. Wie wollen wir arbeiten, unsere Nahrung produzieren oder beziehen, woher sollen Energie und Wasser kommen und wie wollen wir wohnen und Wissen vermitteln? Bei solchen Fragen werden wir bemerken, was uns und unseren Kommunen und direkten Lebensumwelten fehlt. Wo sofort verändert werden kann und was mit Plan und konkreten Schritten mittel- bis langfristig verändert werden soll. Und zwar von uns SELBST und nicht von irgendwelchen Tagungen, Expertenrunden oder politischen und wirtschaftlichen Eliten.

Andere Fragen stellen!

Die zentrale Überlegung ist: Wir müssen lernen zu fragen, was wir zu tun haben, damit sich die Elemente, die wir nützen wollen, in unseren Umwelten wohl fühlen. Also erstellen wir doch eine Liste, was wir für Wälder tun müssen, damit Wälder ihrer Funktion nachkommen können, um Leben zu spenden und das Leben überhaupt zu ermöglichen. Also stellen wir die Frage, was wir unseren Nahrungspflanzen bereitstellen müssen, damit sie uns mit allen Nährstoffen versorgen können, die wir zum Leben brauchen, ohne in deren Genpool eingreifen zu müssen. Also erstellen wir doch eine Liste, was wir zu tun haben, damit sich Geld “wohl fühlt” und uns dient.

Fangen wir jetzt an, so über die Dinge unseres Alltags zu denken und sie gemäß dieser neuen Antworten zu gestalten. Dann sind wir automatisch im Zustand des konkreten Tuns und nützen das Gehirn nur dazu, diese Fragen zu beantworten. Nicht um mit ihm Utopien oder Forderungen zu entwickeln, die nur wieder die Missstände fördern, denen wir so anklagend gegenüber treten. Das wäre auch im Sinn einer wirkunsvollen Transformation, wie von den beiden Autoren Welzer und Sommer im Buch “Transformationsdesign” gefordert. Nämlich Veränderung passiert durch Tun an der Basis des Wertschöpfungsprozesses. Der Klagen und Schuldzuweisungen sind nämlich genug. Sie haben uns keinen Schritt näher zu einer intakten Umwelt, zu Frieden und Waffenlosigkeit, zu einem guten und glücklichen Leben geführt – wir sind eine hochaggressive Spezies geworden, getrieben von Angst und Mangel, und der Grundannahme, alles und jeder sei gegen uns gerichtet und möchte uns Böses antun.

Ghandi wird die Feststellung zugeschrieben, dass man selbst Teil der Veränderung sein soll, die man sich wünscht oder die man einfordert. Und Widerstand zieht nur Widerstand nach sich, Gewalt zieht Gewalt an, Kampf den Kampf. Wir müssen lernen diese aggressiven Energien ins Leere laufen zu lassen, wie uns das asiatische Kampfkünste vorzeigen. Nur so können wir die Aggression, die unsere westliche Gesellschaft gegen sich und andere hegt (Wirtschaft ist Krieg um Ressourcen und Märkte, die Natur ist Gefahr und muss reguliert werden, der Klimawandel führt ins Armageddon), in konstruktive Lösungen lenken.

Dazu kommt, dass wir immer das Große, das Ganze im Blickfeld unseres Handelns behalten müssen, wollen wir eine Veränderung, die sich dann als “Runde Sache” herausstellt. Diesen Blick fürs Ganze haben wir verloren, haben wir wieder zu lernen. Die Sparlampe in die Fassung zu schrauben hat nichts damit zu tun, das Ganze im Blick zu haben. Keine Plastikpartikel mehr in Hygieneprodukten zu verarbeiten, die dann wieder in Plastikbehältnisse verpackt werden, ist sinnlos. Der Blick fürs Ganze hat den Planeten als einzigen Lebensraum für den Menschen im Zentrum. Und nicht mögliche Kolonien am Mars oder anderswo.

Diesen umfassenden Blick eignen wir uns an, wenn wir uns in Fragen üben, wie wir leben wollen und wie sich die Lebensbereiche Nahrung, Wasser, Arbeit, Energie, Wohnen und Bildung in unseren Alltagen erfüllen sollen. Und zwar so erfüllen, dass sie auch gemeinschaftlich und zukunftsfähig – um hier ein Modewort für “nachhaltig” zu verwenden – sind. Zukunftsfähig für ein Leben hier auf dieser Erde. Sobald wir Antworten auf diese Fragen haben, geht es dann ans TUN. Nur so findet Veränderung statt.

Verteiler: Neopresse

Empfohlene Artikel
- Advertisment -
Translate »