Donnerstag, März 28, 2024
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Kornblume: Das Symbol ist verwelkt

Bei der Angelobung des Nationalrats am Donnerstag verzichteten die FPÖ-Mandatare auf die durchaus umstrittene Kornblume und trugen stattdessen das Edelweiß am Revers. Dass das – vor allem im eigenen Lager – nicht nur auf positive Resonanz stößt, versteht sich von selbst. Die Freiheitlichen würden damit oppurtunistisch vor dem Mainstream und der ÖVP buckeln. Der Verzicht auf die Kornblume war aber trotzdem längst überfällig und mit dem Umstieg auf die symbolträchtige Alpenblume gibt die FPÖ zu verstehen, dass sie in der politischen Realität angekommen ist.

Kommentar von Richard Schermann

Die Kornblume ist in Österreich das traditionelle Symbol für das Dritte Lager und die deutsche Sprach- und Kulturgemeinschaft im Allgemeinen. Nicht umsonst schmückt das Emblem des „Vereins für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland“, der als Bindeglied zwischen Auslandsdeutschen auf der ganzen Welt fungiert, bis heute eine stilisierte Kornblume. Es wundert daher nicht, dass freiheitliche Abgeordnete sich bis dato mit der Kornblume schmückten und damit ihre Verbundenheit zu ihren Traditionen und zur deutschen Sprach- und Kulturgemeinschaft eben auch nach außen hin repräsentierten.

Negative Assoziationen

Selbstverständlich ist es wichtig, Traditionen fortzuführen, sich ihrer immer wieder bewusst zu machen und Grundpositionen – wie eben jenes Bekenntnis zum deutschen Sprach- und Kulturraum – zu verteidigen und zu bewahren. Dies birgt jedoch auch die Gefahr, sich borniert in bestimmten Bereichen festzufahren und sich ändernde Realitäten zu verkennen. Wir müssen der Wirklichkeit nämlich ins Auge blicken: der durchschnittliche Österreicher weiß mit „Deutschtümelei“ nichts anzufangen. Vielmehr ruft eine Assoziation Österreichs mit Deutschland – im Angesicht von Ereignissen, die weiter zurückliegen, als auch aufgrund aktueller Geschehnisse durchaus nachvollziehbar – eher negative Gefühle hervor.

Ob das jetzt gut oder schlecht ist, steht in diesem Artikel nicht zur Debatte; nur eines steht fest: es ist so. Mit dem sturen Beharren auf einem Symbol, mit dem der durchschnittliche Wähler eher Negatives verbindet und das Angriffsfläche bietet – auch das ist Realität – wäre also nichts gewonnen. Wenn man also unbedingt will, kann man im Verzicht auf dieses Symbol das am Beginn beschriebene Buckeln erkennen. Ich sehe darin jedoch ein Zeichen dafür, dass die FPÖ, gerade im Hinblick auf die kommende Regierungsbeteiligung die Zeichen der Zeit erkannt hat und einen notwendigen Pragmatismus an den Tag legt.

Positive Signale und Brücke zur Tradition

Mit dem Edelweiß haben die Freiheitlichen eine nicht weniger symbolträchtige Blume für sich entdeckt. Mit dem Unterschied jedoch, dass das Gewächs fast ausschließlich positiv konnotiert ist. Die Blume steht für Banales wie Bier, für Werte wie Tapferkeit und Opferbereitschaft und als Symbol für die Alpenregion schlechthin. Wer an Edelweiß denkt, denkt automatisch an saftige Wiesen, frische Bergluft, steile Gipfel und schlicht an Heimat. Kurz gesagt: Das Edelweiß assoziiert man sofort mit Österreich. Und die Österreicher sind nun mal stolz darauf, Österreicher zu sein.

Das Edelweiß schafft als Symbol aber noch mehr. Wenn man möchte, kann man darin durchaus auch eine Brücke zwischen jener Tradition, die man in der Kornblume versinnbildlicht sehen will, und der Lebensrealität der Gegenwart erkennen. Das Edelweiß findet in der gesamten deutschsprachigen Alpenregion, über Staatengrenzen hinweg, bis heute Verwendung und schafft so eine symbolische Verbindung.

Beitragsbild: © Parlamentsdirektion / Raimund Appel

Quelle: http://info-direkt.eu/2017/11/11/kornblume_verwelkt/

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