Freitag, April 19, 2024
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Krankenkassen sparen auf Kosten der Senioren und Behinderten

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Gesetzlich Versicherte sind oft die Leidtragenden, wenn Billiganbieter bei Ausschreibungen den Zuschlag kriegen. Mangelhafte Windeln für Hilfsbedürftige? Die Politik ist alarmiert.

Sabine Niese will reden. Sie will über das sprechen, was die meisten verschämt im stillen Kämmerlein ertragen. Die Mutter von drei Kindern redet über Inkontinenz – und über die miese Versorgung einiger Kranker. Die kesse 40-Jährige bringt das Problem so auf den Punkt: „Der Urin kommt oft schwallartig. Mit billigsten Plastikwindeln kommt man da nicht weit.“


Genau solche Primitivexemplare aber stellte dieFehler, Gruppe existiert nicht! Überprüfen Sie Ihre Syntax! (ID: 2) Krankenkasse der Hamburgerin im vorigen Sommer zur Verfügung. Niese nimmt eine Windel zur Hand und kichert: „Hören Sie mal, die knistert.“ Von ihrer unheilbaren Krankheit – sie leidet an ALS, einer Erkrankung von Nerven, die Muskeln

steuern – will Niese ihr Leben nicht dominieren lassen. Das Verhalten mancher Kassen aber macht sie wütend. Ist das ein Feld, auf dem Versicherungen sparen sollten?

Millionen Bürger sind betroffen

Niese ist kein Einzelfall, berichtet Helmut Schreiber vom Vorstand des Selbsthilfeverbands Inkontinenz. Acht Millionen Menschen in Deutschland trifft das Leiden, so schätzt er. Etwa jeder Fünfte bekommt Windeln auf Rezept.


Die Kassen wollen mit dem Geld der Versicherten gut umgehen, schreiben Verträge für Hilfsmittel verstärkt aus. Doch das Resultat ist nicht selten schlechte Qualität. Manch ein Patient zahlt deshalb gleich lieber selbst drauf, so Schreiber. Sein Verband will mit einer Petition noch vor der parlamentarischen Sommerpause Druck entfalten.

Politiker fürchten, dass Patienten „gesundheitliche Schäden“ riskieren

Die Politik ist schon alarmiert. Der pflegepolitische Sprecher der Union, Erwin Rüddel, hat DAK-Chef Herbert Rebscher angeschrieben. Rüddel fürchtet, dass Patienten, die nicht selbst draufzahlen können, womöglich „gesundheitliche Schäden in Kauf nehmen müssen“ oder „in ihrem alltäglichen Leben eingeschränkt werden“. Der Politiker sorgt sich auch um die Zukunft der Sanitätshäuser. Denn auch Rollstühle, Rollatoren und andere Hilfsmittel werden verstärkt ausgeschrieben. „Da kommt der Anbieter um die Ecke erheblich unter Druck.“

Nur: Darf das Sanitätshaus vor Ort mit unverhältnismäßig hohen Aufschlägen arbeiten? „Wir wollen Preiswettbewerb“, betont Jens Spahn, gesundheitspolitischer Sprecher der Union. „Aber wir müssen in den nächsten Wochen klarstellen: Das darf definitiv nicht zu Lasten der Bedürftigen gehen.“

DAK-Chef Rebscher musste sich zuletzt einiges anhören, weil sich vor allem seine Versicherten beschwerten. Eine ganze Riege von Gesundheitspolitikern hat mit ihm Gespräche geführt. Angeblich zahlt die Kasse nur 12,50 Euro pro Monat für die Windeln. Ein Sprecher will das nicht bestätigen. Der Preis sei „vertraulich“, die Qualität der Hilfsmittel im Hilfsmittelverzeichnis geregelt. Kassen dürften keine höheren oder niedrigeren Standards erlauben. Das sehen einige in Berlin anders.

Auch dem Patientenbeauftragten der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU), ist zu diesem Thema schon viel zu Ohren gekommen. Sein Kommentar: „Das darf nicht passieren. Krankenkassen und Leistungserbringer müssen – sofern dies noch nicht geschehen ist – die Probleme unverzüglich beseitigen.“ Am 27. Juni gibt es im Gesundheitsausschuss ein Expertengespräch, an dem die Spitzen der Barmer Ersatzkasse, der KKH und der DAK teilnehmen sollen. Eine Lösung muss her.

Für Sabine Niese käme die übrigens zu spät. Seit einigen Wochen hängt die Patientin an einem Blasenkatheter. Sie kämpft nur noch für andere. Mit Vehemenz.

Litertur:

Tödliche Medizin und organisierte Kriminalität: Wie die Pharmaindustrie unser Gesundheitswesen korrumpiert von Peter C. Gøtzsche

Heilen verboten – töten erlaubt: Die organisierte Kriminalität im Gesundheitswesen von Kurt G Blüchel

Die Impf-Illusion von Suzanne Humphries, Roman Bystrianyk

Quellen: dpa/FocusOnline vom 15.06.2015

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