Samstag, April 20, 2024
StartGesellschaftFamilieKrieg des Zeitgeists gegen die Familie

Krieg des Zeitgeists gegen die Familie

Kinder statt Zuwanderer, Teil II

Der zweite Teil der Artikelserie „Kinder statt Zuwanderer“ beschäftigt sich mit der Frage, warum Frauen und Familien sich nicht öfter für Kinder entscheiden. Und die Antworten darauf sollten jeden verantwortungsbewussten Bürger zum Nachdenken bringen.

Von Walter Ehret

Wer bisher glaubte, die deutsche Bevölkerung sei zu einer Spaßgesellschaft verkommen, die keinen Wert auf Nachkommen legt, sieht sich aufgrund der jüngsten Erkenntnissen der Soziologie eines bessern belehrt. Denn der Kinderwunsch gehört unter deutschen Frauen und jungen Familien offenbar nach wie vor vorrangig zur Lebensplanung. Das belegt eindrucksvoll die neuste Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung unter der Leitung von Martin Bujard und Melanie Scheller [1].

Geburtenüberfluss wo es Zukunftsperspektiven gibt

Ob Frauen sich am Ende aber für oder gegen Kinder entscheiden, hat nach dieser Untersuchung immer handfeste Gründe. So liegt die Geburtenrate unter indigenen Frauen beispielsweise überall dort wo familiengeeignete Lebensbedingungen herrschen, und eine vertrauensvolle Zukunftsperspektive existiert, automatisch nahe dem Bestandserhaltungsniveau von 2,01 Kindern pro Frau.

Im niedersächsische Cloppenburg, wo die Familienwelt offensichtlich noch in Ordnung ist, gebären Frauen im Schnitt 2,0 Kinder. Ähnliche Werte haben auch Orte wie Günzburg oder Mühldorf. Das genaue Gegenteil davon vollzieht sich in der Stadt Passau. Aufgrund der dortigen schwierigen Zonenrandlage, der Grenzkriminalität und dem hohen Migrationsdruck, verweigern sich die dort lebenden Frauen offenbar rein instinktiv weiteren Geburten.

Die Reproduktionsrate liegt unter Passauer Frauen nur bei nur 1,06 Kindern. Eine ähnlich schwierige Lage verzeichnen Kiel, Gera, sowie nahezu alle deutschen Großstädte.

Die Zusammenhänge, die zu höheren oder niedrigeren Geburten führen, sind dabei so offensichtlich, dass sie leicht korrigiert werden könnten. Doch Regierung und Wirtschaftskreise denken ganz offensichtlich gar nicht dran, die Rahmenbedingungen für eine positive Gesellschafts- und Geburtenentwicklung zu schaffen. Denn es scheint weder im Interesse der global agierenden deutschen Ökonomie noch der Regierung zu liegen, zu mehr Volkswohlstand und damit zu mehr Geburten zu kommen.

Die akzeptierte Armut

Die Folge dieser Politik ist eine breite Armut im Bereich der unteren Erwerbsebenen, und durchgänig zu niedrige Löhne im Mittelstand. Nach Angaben des DGB zu diesem Thema, sind gegenwärtig beispielsweise 5 Millionen Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor beschäftigt [2]. 4,2 Millionen beziehen Arbeitslosengeld II [3]. 740.000 Menschen leben mit Arbeitslosengeld 1 [4].

Das bedeutet, rund 10 Millionen von insgesamt 44,7 Millionen Erwerbstätigen sind von vornherein nicht in der Lage eine Familie zu ernähren. Und in diesen Zahlen sind die weiteren Millionen, deren Einkommen nicht ausreicht um einer Familie einen befriedigenden Lebensstandard bieten zu können, noch gar nicht erfasst.

Doch auch der Wohnungsmarkt trägt sein Scherflein zu der aktuellen Familienkrise bei: Auf dem freien Markt fehlen, Stand 2018, etwa 1 Millionen Wohnungen [5], sowie 200.000 Sozialwohnungen {6]. Wobei der vorhandene Wohnraum, vor allem in Städten, überwiegend nicht familiengeeignet oder schlicht zu klein gebaut ist.

Wen wundert es also, wenn Frauen unter solchen Lebensbedingungen in den Geburtenstreik treten?

Deutschland, das kinderfeindlichste Land Europas

Doch auch andere Faktoren machen Familien das Leben schwer. Maßgeblich sind hier vor allem die soziale Kälte im Land und die weitverbreitete Familienfeindlichkeit. Nach der BAT-Studie der Stiftung für Zukunftsfragen, ist Deutschland das mit Abstand kinderfeindlichste Land Europas. Nur 15% aller Befragten halten Deutschland für kinderfreundlich [7].

Und diese Statisik entspricht exakt der persönlichen Wahrnehmung der Betroffenen. Einmal abgesehen davon, dass es in deutschen Städten nur unzureichend familiengeeigneten Wohnraum, Kinderspielräume, Lehrer, Betreuer und Betreuungseinrichtungen gibt, gelten Familien mit mehr als 2 Kindern neuerdings bereits als „asozial“ (!).

Familien werden aus Restaurants hinaus komplimentiert und sind in vielen Museen und Galerien grundsätzlich unerwünscht. Frauen werden angefeindet, wenn sie in der Öffentlichkeit stillen, und ganze Klagewellen wegen angeblicher Lärmbelästigung durch Kinder, rollen durch unser Land. Der BGH sah sich deshalb 2017 genötigt, auch Kinderlärm als mögliche Ruhestörung zu erfassen [8].

Das ganze Ausmaß, mit der unsere Gesellschaft Frauen und Familien heimsucht, zeigt der erschütternden Bericht der STERN-Redaktion zum Thema auf, den jeder Interessierte gelesen haben sollte [9].

Lichtblick am Ende des Tunnels

Lässt man all die negativen Faktoren, die unentwegt auf Frauen und Familien einprasseln Revue passieren, wird es wohl niemanden mehr verwundern, wenn Deutschland auch künftig im Netz der Geburtennot gefangen bleibt. Doch familienfreundliche Orte wie Cloppenburg in Niedersachsen zeigen mit ihren hohen Geburtenraten eben auch auf, dass positive Veränderungen durchaus herbeigeführt werden können.

Wie sehr wir als Staat und Gesellschaft dabei umdenken müssen, lesen sie Morgen im dritten Teil der Beitragsserie: „Fahrplan zu mehr Kinderreichtum“.

 Quelle:

Empfohlene Artikel
- Advertisment -
Translate »