Donnerstag, März 28, 2024
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Lebenserwartung in Deutschland: Wer wenig verdient, stirbt früher

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In strukturschwachen Regionen liegt die Lebenserwartung deutlich niedriger als in wohlhabenden – der Unterschied beträgt bis zu

zehn Jahre.

 

Felsengebirge, Biotope, Wald und Wiesen – Pirmasens in der Pfalz liegt in einer idyllischer Landschaft. Doch nirgends sonst in Deutschland ist die

Lebenserwartung niedriger. Dabei ist die Stadt nur ein besonders deutliches Beispiel für das bundesdeutsche Gefälle bei den durchschnittlichen Chancen auf ein langes Leben. Die Unterschiede sind groß.

Pirmasens ist mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 73,0 Jahren bei den Männern Schlusslicht. Dicht gefolgt wird die Stadt von Hof in Franken (73,5 Jahre), Emden in Ostfriesland (73,6), Suhl (73,9) und Eisenach (74,1) in Thüringen und Straubing in Niederbayern (74,5).

74,6 Jahre lebt man im Durchschnitt in den Landkreisen Oberspreewald-Lausitz in Brandenburg, Stendal und Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt sowie der Stadt Bremerhaven. Was steckt hinter den Zahlen?

Die ehemalige Schuhmachermetropole Pirmasens am Pfälzer Wald ist eine Stadt mit Strukturproblemen und hoher Verschuldung. Eine eher geringe Lebenserwartung gibt es generell auch in weiten Teilen Ostdeutschlands, im Ruhrgebiet und in Teilen des Saarlands oder Frankens – also in eher strukturschwachen Regionen mit Problemen.

Das zeigen regionale Daten, die die Linken-Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) ermittelt hat.

Der höchsten Lebenserwartung erfreuen sich die Männer demnach im reichen Starnberg. Dort sind es im Schnitt 81,3 Jahre. Es folgen der teure Hochtaunuskreis bei Frankfurt, München (jeweils 80,9), Böblingen in Baden-Württemberg (80,8), der Bodenseekreis und der Landkreis Ebersberg bei München (80,7 Jahre).

Bei den Frauen ist die Lebenserwartung im Schnitt deutlich höher als bei den Männern. Schlusslicht ist auch hier Pirmasens mit 77,1 Jahren. Starnberg liegt bei 83,6 Jahren. Spitzenreiter ist der Kreis Breisgau-Hochschwarzwald mit 85,0 Jahren.

Die geografische Lage ist aber nicht die Ursache der Unterschiede. So beträgt die Lebenserwartung etwa in Gelsenkirchen im Ruhrgebiet bei den Männern im Schnitt nur bei 75,2 Jahren – in der 70 Kilometer entfernten, gediegenen Universitätsstadt Münster liegt sie 4,3 Jahre darüber.

Die Lebenserwartung steht – wie man schon länger weiß – in einer Beziehung zum Einkommen. Unterteilt man das Einkommen in seiner Spannbreite in fünf Gruppen von arm bis reich, dann liegt der Unterschied zwischen der niedrigsten und der höchsten Einkommensgruppe bei Männern bei 10,8 Jahren. Bei Frauen unterscheidet sich die Lebenserwartung immerhin noch um 8,4 Jahre.

Das zeigen Daten des Robert Koch-Instituts (RKI). Das RKI hält auch einen Zusammenhang von Krankheit und sozialem Status für erwiesen: Bei schweren Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes oder chronischen Lungenerkrankung sind Sozialschwächere deutlich häufiger betroffen.

Es sind also nicht die Wetterverhältnisse in einer Region, es sind nicht die Sonnentage. In einer Antwort auf eine Anfrage der Abgeordneten Zimmermanns räumt die Bundesregierung ein, »dass günstigere sozioökonomische Bedingungen in der Wohnregion mit einer höheren Lebenserwartung einhergehen«.

Ursache seien Unterschiede bei Bildung, aber auch beim Rauchen, der Ernährung und der Bewegung – sowie bei den Arbeits- und weiteren Lebensbedingungen.

Zimmermann schlussfolgert: »Wer wenig verdient, muss häufiger schwere und gesundheitlich belastende Arbeit leisten, muss unter Lärm und Luftverschmutzung leiden, kann sich nicht so gut ernähren und stirbt früher als Besserverdiener.«

Arme litten häufiger an chronischen, aber auch an psychischen Krankheiten wie Depressionen. Die Linken-Fraktionsvize sagt: »Die Weichen dazu werden schon im frühen Alter gestellt.« (Deutschland: Armutsbericht widerlegt Propaganda vom sozialen Aufschwung)

Literatur:

Steueroase Deutschland: Warum bei uns viele Reiche keine Steuern zahlen von Markus Meinzer

Deutschland am Abgrund: Wir schaffen das… von Sarah Wagner

Deutschland am Abgrund von Urs Specht

Armut in einem reichen Land: Wie das Problem verharmlost und verdrängt wirdvon Christoph Butterwegge

Quellen: PublicDomain/neues-deutschland.de am 30.03.2016

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